
HV Bericht artec 2023
Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) der artec technologies AG (kurz „artec“) fand als Präsenz-Veranstaltung statt. Veranstaltungsort war „Stratmanns Haus am See“ in 49459 Lembruch. Hier mein Bericht für Sie:
Beginn war gegen 10:00 Uhr.
Auf der Agenda standen 4 Beschlussvorschläge:
- Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2022 (wie üblich dazu keine Abstimmung).
- Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2022
- Beschlussfassung über die Entlastung des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2022
- Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2023
Diese Tagesordnungspunkte („TOPs“) sind im Grunde Standard. Die Veranstaltung wurde durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Veith Hamper eröffnet. Dieser stellte fest, dass keine Gegenanträge oder Ergänzungen der Tagesordnung eingegangen sind.
Es saßen geschätzt 12 oder 13 Aktionäre im Publikum. Es folgte der Vortrag des Vorstandsvorsitzenden Thomas Hoffmann. Hier die Mitschrift (ohne Gewähr):
Herr Hoffmann kündigte an, den Aktionären einen Überblick über den Geschäftsverlauf und die aktuelle Lage unseres Unternehmens zu geben.
Das Jahr 2022 stellte demnach sowohl für unsere geschätzten Kunden als auch für unser Unternehmen und unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Herausforderung dar. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die weltweiten Lieferengpässe, die drastische Inflation, die explodierenden Energiekosten und die verheerenden menschlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffs auf die Ukraine führten erneut zu einer mentalen, aber auch wirtschaftlichen Belastung für unser Unternehmen und die gesamte Branche. Wir müssen leider feststellen, dass die operative Entwicklung der artec im Jahr 2022 insgesamt nicht zufriedenstellend war.
Herr Hoffmann betonte, dass der Vorstand der Artec trotz der schwierigen Marktbedingungen die Chancen erkennt, die sich daraus ergeben. Wir nutzen die gewonnenen Erkenntnisse, um eine fortschrittlichere und flexiblere Arbeitsweise zu ermöglichen (Stichwort „homeoffice“) und setzen verstärkt auf die Eigeninitiative unserer engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. An dieser Stelle sprach Herr Hoffmann den Kolleginnen und Kollegen seinen herzlichen Dank aussprechen. Trotz aller Hindernisse arbeiten sie demnach unermüdlich daran, unsere Unternehmensziele zu verwirklichen.
Zitat Thomas Hoffmann:
Wir sind fest davon überzeugt, dass wir gestärkt aus diesen Herausforderungen hervorgehen werden. Unsere Innovationskraft, unsere Technologiekompetenz und unser engagiertes Team bilden das Fundament, auf dem wir aufbauen können. Gemeinsam werden wir die artec technologies AG weiterentwickeln und zukünftige Erfolge erzielen.
Herr Hoffmann skizzierte dann seinen Vortrag und kündigte an, auf sieben Themen eingehen:
- Geschäftsentwicklung 2022
- Produktinnovationen 2022
- Ertrags-,Vermögens- und Finanzlage 2022
- artec Aktie 52 Wochenentwicklung
- Erwartung an den Geschäftsverlauf 2023
- Unternehmensstrategie 2023/2024
- Abstimmung Tagesordnungspunkte
Zur Geschäftsentwicklung im Berichtsjahr 2022
Im Jahr 2022 beschäftigte unser Unternehmen am Standort Diepholz 21 Mitarbeiter, 6 Auszubildende (Kommentar) und 1 Vorstandsmitglied.
Die Geschäftsentwicklung der artec technologies AG verlief im ersten Halbjahr 2022 positiv. Trotz der schwierigen geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnten wir nahezu alle wichtigen Kennzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich verbessern. Unser Umsatz stieg um 37% auf fast 1,6 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2021.
In H2 hat sich der Geschäftsverlauf/ die Umsatzentwicklung rückläufig entwickelt. Die Gründe können vielfältig sein.
Dabei waren doch die Signale aus dem Markt vielversprechend, wir berichteten z.B. über den Auftragseingang eines Nato-Mitgliedslandes für die Lieferung einer Spezialsoftware zur Aufzeichnung und Verarbeitung von Video- und Metadaten für den maritimen Einsatz, die Ankündigung eines Auftrags durch eine omanische Regierungsinstitution sowie weitere Projekte aus dem Mittleren Osten, einschließlich eines Hotelprojekts.
Jedoch haben sich unsere optimistischen Erwartungen für das zweite Halbjahr 2022 aufgrund der anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten, des Ukraine-Kriegs, der Inflation und der
Unterbrechungen in den Lieferketten nicht bestätigt. Aus diesen genannten Gründen haben wir in unserem Halbjahresbericht, der Ende September veröffentlicht wurde, auf eine Prognose für die Zukunft abgesehen.
Zur Geschäftsentwicklung 2022 zählen natürlich auch unsere Fortschritte in den Produktinnovationen.
An dieser Stelle übernahm der Co-Sprecher von Herrn Hoffmann, der COO Arne Scissek. Er erläuterte die Produktinnovationen und eine neue Herangehensweise in Bezug auf die Software.
Da lautete das Stichwort „SCRUM“. Das ist ein Ansatz, bei dem Software in relativ kleinen Inkrementen entwickelt wird und auch mit Kunden getestet wird. Es gibt da kleine Zyklen und bei Artec geht es laut Herrn Scissek um „2 Wochen-Sprints“. Wichtig ist das Runterbrechen auf kleine Features. Es geht also nicht darum, ein oder zwei Mal pro Jahr ein großes Update zu bringen. Sondern es geht darum, einzelne Aspekte möglichst fokussiert und zügig (mit besagten „Sprints“) umzusetzen.
Apropos Updates: Statt bisher 1 bis 2 pro Jahr sollen es grundsätzlich ca. 4 pro Jahr werden. Und Herr Sicssek erläuterte eine Umstellung des Lizenz-Modells. Demnach wurde das Lizenzmodell mit Jahreswechsel 2021/2022 geändert. Kunden bekommen demnach ab Kauf immer die neuste Version für 2 Jahre. Wenn in den 2 Jahren also eine neue Version entwickelt wird, bekommt der Kunde die im Rahmen seines Vertrags. Die Hardware Plattform kann der Kunde – wenn er will – wechseln. Das ist gut zu überlegen: Denn Artec bietet auch Telefon Support an. Primär für die eigene Software – und die Hardware, die bei Artec gekauft wurde.
Das hat sich bei Multieye demnach wohl schon bewährt. Da ist die aktuelle Version Multieye 3, Kunden mit Wartungsvertrag konnten immer auf die neueste Version updaten.
Eigenbeschreibung Artec zu Multieye:
MULTIEYE Produkte und Systemlösungen werden sowohl für einfache als auch für komplexe Videoüberwachungs- und -sicherheitsanlagen eingesetzt. Die Produkte sind so multifunktional, dass sie dem Kunden einerseits Mehrwert bieten und andererseits auch für Aufgaben wie datenschutzkonforme Videosicherheit, Produktionskontrolle und Qualitätssicherung, Verkaufsförderung, Perimeterschutz oder zur Maximierung der Betriebssicherheit eingesetzt werden.
Quelle: Unternehmensangaben
Wie ist die Umstellung auf das System mit den Wartungsverträgen angekommen? Laut Herrn Sicssek sind die größten Kunden umgestiegen: Stichwort eine Bundesbehörde und alle Landesbehörden, welche Artec-Kunden sind.
Wer möchte, kann auch nur die Software kaufen (Stichwort Dongle-Version via USB-Stick) und dann auf spezialisierte Hardware setzen. Artec will aber kein reiner Software-Anbieter werden, sondern den Kunden auch Gesamtlösungen inklusive Hardware anbieten. Dann Stichwort dynamischen Metadatenanpassung. Hierbei handelt es sich um Informationen, die beschreiben, was in einem bestimmten Datensatz enthalten ist.
Eine dynamische Anpassung dieser Metadaten kann beispielsweise bei der Suche nach bestimmten Inhalten oder der Organisation von Daten helfen, indem sie sicherstellt, dass die Metadaten aktuell und relevant sind. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die automatische Verschlagwortung von Inhalten in einer Datenbank basierend auf der tatsächlichen Sprache und dem Kontext der Inhalte.
Stichwort KI:
Herr Scissek stellte klar, dass Artec nicht selbst in dem Bereich Entwicklungsarbeit leistet. Man nutze aber KI zum Beispiel durch die Integration in den audiovisuellen Systemen. Und es sind KI-Schnittstellen geschaffen worden, um das zu integrieren. Ein spannendes Einsatzgebiet ist die Integration automatisierter Spracherkennung und Übersetzung in eine andere Sprache. Diese Technologie ermöglicht es, Audio- oder Videoinhalte in Echtzeit zu transkribieren und übersetzen, was wertvolle Zeit und Ressourcen spart.
Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning-Technologien können beispielsweise behördliche Vernehmungen durch einen Audio-Videorekorder unterstützt werden. Das System erfasst sowohl Audio- als auch Videodaten, wandelt das gesprochene Wort automatisch in Text um und ermöglicht eine vollständige Dokumentation des Interviews.
Innovationen? Man werde demnächst mit einem Partner einen Interviewraum in einer Polizeidienststelle einrichten. Und dann habe man einen „ZIM“-Antrag gestellt.
ZIM steht für „Zentrale Innovationsförderung Mittelstand“ mit wirtschaftlichem und technologischem Risiko: Und genau das möchte Artec fördern lassen. Konkret:
Auf Standardisierung der Schnittstellen ausgelegt (egal welches System vor Ort, einheitliches System in der Bedienleitstelle.
Des Weiteren bieten wir eine Lösung zur automatischen Werbeerkennung an. Hierbei analysieren wir Audio- oder Videoinhalte, um Werbeblöcke innerhalb einer Sendung oder eines Videos zu erkennen und zu klassifizieren. Sobald die Werbeblöcke erkannt wurden, können verschiedene Aktionen ausgeführt werden, wie zum Beispiel das automatische Entfernen der Werbung aus einer Aufzeichnung oder die gezielte Platzierung von Werbung in einem Video-Player.
Diese Werbeerkennung ist eine wichtige Funktion für Werbetreibende und Vermarkter, um ihre Werbung effektiv zu platzieren und das Nutzererlebnis zu verbessern.)
Und Thema Kameraturm:
Da hat Artec bekanntlich den „MULTIEYE STORM“ im Angebot. STORM steht dabei für „Surveillance Tower for Observation and Remote Monitoring“. Das ist ein Hi-Tech Kamera Tower der neusten Generation zur mobilen Videoüberwachung und -sicherheit von Baustellen, Lagerplätzen, Park – so Artec.
Vor gut zwei Jahren vorgestellt, ist der inzwischen vom Prototypen zum Standardmodell geworden. Der MULTIEYE STORM ist ein mobiler Hi-Tech Kameraturm der neuesten Generation, der in Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner Vivotek entwickelt wurde.
Dieser Turm ermöglicht mobile Videoüberwachung mit integrierter KI-Videoanalyse und ist mit hochmoderner Sensorik, autarker Stromversorgung und sicherer Übertragungstechnik ausgestattet. Die Übertragung erfolgt per VPN mit maximaler Verschlüsselung und Sicherheit. Der MULTIEYE STORM eignet sich ideal für den Einsatz in Leitständen für Objekt- und Personenschutz.
Zusätzlich bieten wir das MULTIEYE MOVES Videosystem an, ein transportables System, das aus robusten, wettergeschützten Sende- und Empfangskoffern besteht. Es beinhaltet unsere MULTIEYE 3 Rekorder und ist speziell für flexible Observationsmaßnahmen konzipiert. Das System eignet sich sowohl für behördliche Einsätze als auch für kommerzielle Anwendungen.
Quelle: Unternehmensangaben
Es folgte ein Auszug der wesentlichen Kennzahlen nach Handelsgesetzbuch (HGB), den Herr Hoffmann gab. ( Kommentar zu IFRS Int. Financiung Reporting Standard)
Ertragslage
Die artec technologies AG verzeichnete im Geschäftsjahr 2022 einen Rückgang des Umsatzes um 1,64% auf 2,50 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsatzerlöse beinhalten Einnahmen aus verschiedenen Geschäftsmodellen wie wiederkehrenden Umsätzen und Projektgeschäften. Wiederkehrende Umsätze beziehen sich auf langfristige Verbindungen mit Endkunden, wie beispielsweise Miete für Hard- und Software, Nutzung des XentauriX Cloud Services und regelmäßigen Dienstleistungen wie Wartung und Upgrades.
Unter Berücksichtigung des § 248 Abs. 2 HGB wurden eigene Entwicklungskosten in Höhe von 0,37 Mio. EUR aktiviert und als „aktivierte Eigenleistungen“ in der GuV ausgewiesen. Die Gesamtleistung im Jahr 2022 (bestehend aus Umsatzerlösen, sonstigen Erträgen und aktivierten Eigenleistungen) sank um 3,6 % auf 2,90 Mio. EUR. Die Materialeinsatzquote mit 30% und die Personalaufwandsquote mit 46%, jeweils bezogen auf die Gesamtleistung, blieben im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.
Quelle: Unternehmensangaben
Die Abschreibungen beliefen sich im Jahr 2022 auf 0,70 Mio. EUR, was einer Erhöhung von 0,04 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies ist hauptsächlich auf erhöhte Abschreibungen auf die aktivierten Eigenleistungen zurückzuführen. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen um 28% auf 0,61 Mio. EUR im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr an. Dieser Anstieg geht hauptsächlich auf die einmaligen Kosten für die Emission einer Unternehmenswandelanleihe zurück.
Ergebniskennzahlen
Das EBITDA (Brutto-Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen) beträgt somit 0,15 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahreswert in Höhe von 0,27 Mio. EUR.
Das EBIT (Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern) des Geschäftsjahres von -0,55 Mio. EUR liegt um 0,17 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert (Vorjahr: -0,38 Mio. EUR). Das EAT (Gewinn nach Steuern) beträgt -1,05 Mio. EUR (Vorjahr -0,16 Mio. EUR). Der deutliche Anstieg des Fehlbetrags ist durch die latenten Steuern zu begründen.
Zu den latenten Steuern:
Es gibt Unterschiede in den Bilanzansätzen der Handelsbilanz und der Steuerbilanz, die voraussichtlich in den kommenden Geschäftsjahren abgebaut werden. Diese Unterschiede führen zu passiven latenten Steuern. Im Wesentlichen betrifft dies die seit 2010 praktizierte Aktivierung selbst geschaffener immaterieller Vermögensgegenstände des Anlagevermögens (eigene Software-Entwicklungen) in der Handelsbilanz.
Gleichzeitig bestehen körperschafts- und gewerbesteuerliche Verlustvorträge. Entsprechend unserer Planungsrechnung für die Jahre 2023 bis 2027 erwarten wir, dass diese Verlustvorträge in den kommenden fünf Jahren zu einem erheblichen Teil für die steuerliche Verlustverrechnung genutzt werden können. Dieser voraussichtlich erzielbare Steuervorteil führt wiederum zu aktiven latenten Steuern. Bei der Ermittlung der aktiven latenten Steuern auf die Verlustvorträge wurde ein Sicherheitsabschlag auf die Planungsrechnung vorgenommen.
Die Bewertung der latenten Steuern erfolgte mit dem unternehmensindividuellen Steuersatz in Höhe von rund 28,78%. Aus der Saldierung der aktiven und passiven latenten Steuern ergibt sich ein Aktivüberhang, der im Jahresabschluss zum 31. 12.2022 mit 0,36 Mio. EUR als aktive latente Steuern ausgewiesen wird.
Die Bilanz von artec technologies wird von den selbst geschaffenen immateriellen Vermögensgegenständen geprägt. Diese Vermögensgegenstände wurden zu Herstellungskosten bewertet und entsprechend ihrer zu erwartenden Lebenszyklen abgeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Buchwert dieser Vermögensgegenstände um 7% auf 1,87 Mio. EUR reduziert. Dies entspricht einem Anteil von 57% (im Vergleich zu 45% im Vorjahr) an der Bilanzsumme von 3,28 Mio. EUR. Auf der Aktivseite der Bilanz sind zusätzlich 0,36 Mio. EUR (11%) aktivierter Steuern verzeichnet.
Der Vorratsbestand ist im Vergleich zum Vorjahr (0,11 Mio. EUR) aufgrund von Lieferengpässen und einem reduzierten Auftragsumfang zum Jahresende auf 0,09 Mio. EUR gesunken. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zum Bilanzstichtag waren zum Zeitpunkt der Berichterstattung vollständig beglichen. Im Berichtsjahr gab es keine Forderungsausfälle. Der Bestand an Zahlungsmitteln hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 0,24 Mio. EUR zum 31.12.2022 verringert.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten bestehen aus einem Darlehen bei der KFW, das mit 1% verzinst wird und bis zum Ende der Laufzeit im September 2026 getilgt werden soll.
Das Eigenkapital ist im Wesentlichen aufgrund des Jahresfehlbetrags in Höhe von 1,05 Mio. EUR auf 2,69 Mio. EUR gesunken. Bei einer reduzierten Bilanzsumme von 3,28 Mio. EUR hat sich die Eigenkapitalquote auf 82% (im Vergleich zu 84% im Vorjahr) verringert.
Zur Bonitätsanalyse
Im Rahmen einer aktuellen Bonitätsanalyse der Deutschen Bundesbank ist Artec laut Herrn Hoffmann ganz aktuell erneut mit der Bewertung „notenbankfähig“ eingestuft worden. Das Investment Grade entspricht einem S&P Rating „BBB-“ (Vorjahr BBB-) Die Einstufung ist bis zum 25. Mai 2024 gültig.
Innerhalb der Bonitätsprüfung wurden die Bilanzen der vergangenen zwei Jahre analysiert. Die Beurteilung erfolgt aber nicht ausschließlich anhand der nackten Zahlen. Auch die unternehmensspezifischen Verhältnisse, die aktuelle Unternehmensentwicklung und die Zukunftspotenziale fließen in die Beurteilung ein. Weiterhin ergibt sich durch den Branchenvergleich die Möglichkeit, die eigene Positionierung im Wettbewerb zu beurteilen.
Quelle: Unternehmensangaben
Die artec Aktie
Herr Hoffmann erläuterte: Die Aktie der artec technologies AG ist im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.
Auch im Jahr 2022 hatte die Corona-Pandemie erheblichen Einfluss auf das Handelsgeschehen der im Freiverkehr gelisteten Aktien und zwar in eine Richtung „bergab“
Die artec Aktie notierte hier zeitweise mit einem Tiefstand um 1.54 (Xetra) Der Kurs am Jahresanfang 2022 betrug 2.46 Euro und schloss zum Jahresende 2022 mit 1.64 was einer Performance von –33% entspricht.
Im Vergleich bilden wir den Chart der Mobotix ab, ein Unternehmen das ebenfalls der Sicherheitsbranche Peer Group?) zuzuordnen ist und im Freiverkehr geführt wird, ist eine Performance die bei -34% liegt, festzustellen.
Das Jahr 2022 war kein Selbstläufer für Techwerte allgemein und darunter fällt auch eine artec.
Analystencoverage
Aktuell also zum 31.mai 2023 besteht ein Research-Coverage der artec Aktie durch SMC Research mit einem Kursziel vom 3,00 Euro. Einzelheiten dazu sind auf unserer Internetseite unter Investor Relations hinterlegt.
Und der Ausblick? Dazu Herr Hoffmann:
Für das Geschäftsjahr 2023 gehen wir von einer gedämpften Konjunktur aus. Insbesondere das erste Halbjahr dürfte aufgrund der gedrückten Konsumstimmung in Europa noch sehr verhalten ausfallen. Geopolitische Konflikte, offene Energiefragen und weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung.
Für den eigenen Geschäftsverlauf 2023 ist artec zuversichtlich. Die erfolgreiche Strategie des Ausbaus der Spezialitäten im Geschäftsfeld B.O.S wird mit hohem Engagement weiterverfolgt.
Der Vorstand erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatzkorridor zwischen 3,0 und 4,0 Mio. EUR aufgrund einer deutlichen Zunahme von Nachfragen und der Anzahl der Angebote in beiden Geschäftsfeldern im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders bei den Bestandskunden im Mittleren Osten besteht ein dringender Bedarf an Software-Updates und Hardware-Modernisierungen der von artec technologies AG gelieferten Systeme. Erste Teillieferungen im Wert von 0,35 Mio. EUR sind mit Ziel Mittlerer Osten versandbereit.
Die Prognose für den Auftragseingang im laufenden Geschäftsjahr sieht für den Mittleren Osten ca. 1,0 - 1,2 Mio. EUR, für Südost/Süd Europa ca. 0,4 - 0,5 Mio. EUR, für den Rest der Welt 0,2 Mio. EUR und für die DACH Region 2,0 - 2,5 Mio. EUR vor.
Der Umsatz ist abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Lage und den Auswirkungen der nach wie vor bestehenden globalen Beschaffungssituation für elektronische Komponenten, insbesondere Halbleitern, Prozessoren und Chips, sowie den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Herr Hoffmann erläuterte dann noch die artec Unternehmensstrategie 2023/2024
Eine Krise bringt auch viele neue Chancen mit sich und verstärkt das Voranschreiten neuer Trends. Nur wer die Weichen in der Krise für die Zukunft richtig stellt, wird gestärkt aus ihr hervorgehen
Unsere Unternehmensstrategie für die nächsten Jahre beschreibt die Vision, das operative Ziel und die hierfür erforderlichen Maßnahmen:
Quelle: Unternehmensangaben
- Die Marktführerschaft von Observations und Managementsystemen für Sicherheitsbehörden
- Eine Umsatz von 5M+ ab 2024
- Die Erweiterung des Leistungsspektrums um cloudbasierte Lösungen
Die strategischen Weichen sind gestellt, um die künftigen Trends, darunter Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit, in unserem, Ihren Unternehmen erfolgreich zu gestalten. Unsere Strategie 2023/24, die wir angesichts der turbulenten Zeit und Märkte ständig anpassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber auch um die Zukunftsthemen konsequent aufzugreifen, möchte ich Ihnen in den Grundzügen kurz vorstellen – so Herr Hoffmann.
Artec hat laut ihm im letzten Jahr, unsere Netzwerk- und Firewallinfrastruktur komplett erneuert. Damit tragen wir zum einen der technischen Anforderungen an unsere Netzwerksicherheit unserer behördlichen Kunden Rechnung, ermöglichen aber zugleich unseren Mitarbeitern eine flexiblere Arbeitszeit auch im Homeoffice.
Wir haben ein klares strategisches Ziel:
artec wird der Spezialist sein, in der Aufbereitung von Informationen audiovisueller Informationsquellen. In dem wettbewerbsintensiven Markt für Videosicherheit konzentrieren wir uns zunehmend auf die Bedürfnisse von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Dabei bietet artec durch die Verbindung ihrer beiden Plattformen XENTAURIX und MULTIEYE ein im Markt führendes Quellenspektrum von TV und Radio über unterschiedlichste Kameras (u.a. Bodycams, Überwachungssysteme) bis hin zu Social Media Streams wie YouTube, Facebook und Tik Tok an. In diesem attraktiven Marktsegment, für das wir über die erforderlichen Zertifizierungen und starken Referenzen verfügen, punkten wir zunehmend mit speziell auf dessen Anforderungen zugeschnittenen Lösungen wie dem BOS-Videomanager.
Unsere Produkt- Lösungen (Recorder, Storage, mobile Geräte, Analysesysteme) sind aufeinander abgestimmt, sodass wir uns im BOS-Geschäft ein eigenes Ökosystem aufbauen, das erhebliche Cross-Selling-Potenziale jetzt und in Zukunft bietet.
Schon heute ist es gelungen bei Landes- und Bundesbehörden, sowie auch im Ausbildungsbereich der Polizei das BOS Produkt als zentrale Plattform zur Einsatzplanung und -durchführung zu etablieren.
Ziel ist es dem Kunden von der Datenerhebung über die Auswertung, Archivierung und Gerichtsverwertung einen einheitlichen Workflow zu bieten, der ein Ausweichen auf Konkurrenzprodukte bei einzelnen Ausschreibungen für unsere behördlichen Kunden uninteressant macht. Um diese Plattformstrategie weiter voranzutreiben, haben wir Z.I.M. Projekt beantragt. Sobald die entsprechenden Förderanträge genehmigt sind, werden wir Sie informieren.
Kognitive Datenanalyse gewinnt für Sicherheitsbehörden und Industrie immer mehr an Bedeutung. Mittels Data Mining und künstlicher Intelligenz ermöglicht die Kognitive Analyse wichtige Zukunftsprognosen beispielsweise zur Kriminalitätsbekämpfung, Kundenverhalten oder Umsatzentwicklungen, denn wir wissen, Projektionen in die Zukunft sind jedoch nur so gut wie der zu Grunde liegende Datenpool. Die neu entstehenden Softwarekomponenten werden von uns so designt, dass diese in beiden Geschäftsbereichen an die jeweilige Plattform unmittelbar angebunden werden können, so dass wir hier mit einer vergleichsweise kleinen Mannschaft unser Portfolio für die gesamte Kundenbasis spürbar verbreitern.
Um diese neuen Produkte effektiv vermarkten zu können will artec laut Herrn Hoffmann Vertrieb und Marketing vorantreiben. Gerade im zivilen Sektor zielt unser Team darauf ab strategische Partner, Distributoren und auch Integrationspartner zu gewinnen. Eine Direktbetreuung findet auf Grund der Brisanz vieler Informationen insbesondere im behördlichen Bereich statt.
Mit Multieye Next haben wir uns im zivilen Sicherheitsbereich neu aufgestellt und in den letzten Monaten mehrere Projekte gewinnen können. Diese sind vom Volumen interessant, jedoch noch wichtiger ist, dass diese zeigen, dass es uns bereits gelungen ist neue Partner zu gewinnen, die eigenständig Kunden und Aufträge akquirieren und diese dann mit den von uns zur Verfügung gestellten Systemlösungen umsetzen.
Die Generaldebatte
Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen - Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen.
Hier gab es allerdings keine große Generaldebatte. Die einzige Wortmeldung in der Generaldebatte kam von Aktionär Wilm Müller. Dieser rief zu einer Nichtentlastung des Vorstands auf, weil keine Dividende gezahlt wird.
Die Abstimmungen
Hier gab es keine Überraschungen. Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde großer Mehrheit zugestimmt. Die Präsenzquote lag den Angaben zufolge bei 41,63%.
TOP 2 (Entlastung Vorstand): 99,94% Ja-Stimmen
TOP 3 (Entlastung Aufsichtsrat): 99,93% Ja-Stimmen
TOP 4 (Wahl des Abschlussprüfers): 100,0% Ja-Stimmen
Mein Fazit: Hohe Chancen, aber auch Risiken
Die artec technologies AG ist in einem – meiner Ansicht nach – hoch interessanten Geschäftsfeld tätig. Observations- und Management-Systeme in Sicherheitsbehörden sind derzeit – leider, möchte ich sagen – sehr gefragt. Und wer sich mit Behörden auskennt, weiß, dass da die Mühlen gelegentlich langsamer mahlen. Wer da einen Fuß in der Tür hat – wie artec -, der kann tendenziell mit Folgeaufträgen rechnen. Außerdem gefällt mir der Ansatz von artec, sich unverzichtbar zu machen. So ist die Einstiegshürde für Konkurrenten hoch. Denn es geht hier um sicherheitsrelevante Themen – da wird nicht so schnell zu einem Konkurrenten gewechselt, auch wenn der einen Ticken günstiger sein sollte. Apropos günstig: Per Ende 2022 betrug die Höhe des Eigenkapitals 2,688 Mio. Euro. Bei rund 2,86 Mio. Aktien entspricht das ca. 0,94 Euro je Aktie. Damit notiert die Aktie derzeit bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von gut 2, was ich für diese Wachstumsbranche nicht zu teuer finde. Positiv bewerte ich, dass hier der Gründer und Alleinvorstand stark selbst investiert ist („skin in the game“). Die Profitabilität von artec ist indes gewiss verbesserungswürdig: Für 2022 errechne ich ein Ergebnis von -0,37 Euro je Aktie. Da schmolz das Eigenkapital dahin. Aber: Wenn hier im laufenden Geschäftsjahr mit steigenden Umsätzen aufgrund von Skaleneffekten die Rückkehr in die Profitabilität erfolgt, sollten auf Sicht von 12-24 Monaten signifikant höhere Notierungen drin sein. An dem erklärten Ziel, den Umsatz in den kommenden Geschäftsjahren auf mindestens 5 Mio. Euro zu steigern, wird sich der Vorstand messen lassen können. Ich sehe hier gute Chancen, angesichts der bisher verbesserungswürdigen Rentabilität und der recht geringen Kapitalausstattung auch signifikante Risiken.
Artec technologies Aktie
ISIN: DE0005209589
WKN: 520958
Handel an mehreren deutschen Börsenplätzen möglich
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern." - Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort
Mit freundlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt
Mehr zum Thema bei Interesse in meiner kostenfreien, geschlossenen Facebook-Gruppe zum Thema Hauptversammlungen: https://www.facebook.com/groups/hauptversammlung24/
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