Die Geschichte der Welt in 47 Grenzen
Vielleicht liegt es daran, dass ich als Schüler eine Schreibtisch-Unterlage hatte, welche eine Weltkarte abbildete. Klassisch, mit Europa im Zentrum und die politischen Grenzen anzeigend. Wenn meine Gedanken z.B. bei den Hausaufgaben abschweiften, schaute ich mir gerne die Karte an.
Und im Laufe der Jahre konnte ich so ziemlich alle Staaten und ihre Grenzen einordnen. Das half mir z.B. bei Wettbewerben in einem Spiel, bei dem eine Grenze angezeigt wurde, und das Land genannt werden sollte.
Langen Geschwafels kurzer Sinn: Diese Vorgeschichte erklärt, warum ich mir neulich die Neuerscheinung "Die Geschichte der Welt in 47 Karten" vornahm.
Der Untertitel des Buchs erläutert: "Wie die Linien auf unseren Karten zustande kamen und was sie uns über Politik, Macht und Gesellschaft verraten".
Und genau das geschieht in dem Buch, natürlich anhand von Beispielen - und zwar exakt 47 Beispielen, wie der Titel des Buches schon vermuten lässt.
Gewissermaßen nebenbei erläutert der Autor Probleme wie die "Mercator Projektion": Eine Art Kugel wie die Erde lässt sich eben nicht 1:1 auf eine zweidimensionale Karte übertragen. Winkeltreu ist das durchaus möglich (mit der Mercator Projektion), allerdings stimmen dann die Größenverhältnisse nicht. Doch das nur am Rande. Mehr dazu bei Interesse in diesem informativen 2-minütigen-Video.
Der Autor beginnt in der Antike und folgt zum Beispiel dem Grenzverlauf des Römischen Imperiums. Einige Grenzen - wie der damalige Hadrianswall oder der Limes - führten durchaus zu unterschiedlichen Kulturen auf der einen und der anderen Seite. Als Rheinländer kann ich das durchaus bestätigen.
Überhaupt, der Autor: Nennen wir ihn ruhig beim Namen, es ist der Brite Jonn Eledge. Laut Verlagsangaben ist er Kolumnist und schrieb für mehrere Zeitungen, war außerdem als stellvertretender Chefredakteur bei "New Statesmen" tätig. Er schrieb besonders über "Städte, Karten und Grenzen" - da ist dieses Buch ja passend.
Die Erwähung des Wortes "Brite" ist insofern von mir durchaus durchdacht, da sie zwei (Klischee...) Eigenschaften mit sich bringt. Zum einen hat das Buch einen gewissen Fokus auf Grenzen, die etwas mit dem britischen Imperium zu tun haben.
Das hat Vor- und Nachteile...
- ...so interessierte mich die Grenzfindung zwischen den ehemals britischen Kolonien Pennsylvania und Maryland "eher weniger", um es einmal so auszudrücken.
- Doch im Fall der Bestimmung der Grenzziehung zwischen dem Sudan und Uganda interessierte es mich durchaus: Auch und besonders deshalb, weil der Autor dazu die Geschichte der Landvermesser vor Ort schilderte, und das durchaus amüsant.
Hier zeigte sich die zweite (Klische...) Eigenschaft des Substantivs "Brite": Eine gewisse Neigung zu subtilem Humor. Die blitzt hier immer wieder durch, interessanterweise auch und durchaus besonders in den Fußnoten.
Ich persönlich fand gerade die teilweise skurrilen Grenzziehungen, die eben nicht im Fokus der "Weltgeschichte" standen und stehen, durchaus interessant. Zum Lesevergnügen trug bei mir in nicht unerheblichem Maße die eben genannte Neigung des Autors zu subtilem Humor bei.
Insgesamt ein eindeutiges Daumen hoch meinerseits für:
Jonn Elledge: Die Geschichte der Welt in 47 Grenzen
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
