Bartholomäus Grill: Afrika

Bartholomäus Grill: Afrika

Bei der Rezension dieser Neuerscheinung (VÖ vorigen Herbst) möchte ich eine Anmerkung vorab geben:

Sowohl beim Thema "Afrika" als auch bei der Form des Buches - es ist eine Mischung aus hauptsächlich Reisereportage, aber auch Analyse und Gonzo-Journalismus - bin ich vorab voreingenommen. Und zwar positiv voreingenommen.

Denn mit dem afrikanischen Kontinent verbindet mich Liebe und reisende Journalisten/Schriftsteller, die gut schreiben können, mag ich sehr.

Hinzu kommt, dass mit Bartholomäus Grill ein anerkannter Fachmann für den afrikanischen Kontinent (der zudem eine Art Vorbild für mich ist) dieses Buch verfasst hat. Er versteht es, Informationen gut lesbar zu vermitteln. Gefällt mir.

Sein jüngstes Buch "Afrika! Rückblicke in die Zukunft" ist da keine Ausnahme.

Der Autor kann inzwischen auf ca. vier Jahrzehnte Afrika-Erfahrung zurückgreifen und lebt seit einigen Jahrzehnten auch auf diesem schönen Kontinent, genauer gesagt in Südafrika.

Das hat den Vorteil, dass er ähnlich wie damals Peter Scholl-Latour (er ruhe in Frieden) inzwischen bei aktuellen Reportagen Vergleiche zu früheren Besuchen der entsprechenden Region ziehen kann.

Das Inhaltsverzeichnis. Quelle: Verlagsangaben

Beispiel Äthiopien: Da zieht er bei einer aktuellen Reportage den Vergleich zu einem Besuch Ende der 1980er/Anfang der 1990er. Damals befand er sich zudem in Lebensgefahr, und die Schilderung seiner damaligen Erlebnisse lässt zum intellektuellen Lesegenuss zudem Spannung aufkommen.

Bartholomäus Grill behandel in seinem neuen Buch ca. 15 afrikanische Staaten und schildert seine Erlebnisse vor Ort. Durch Gespräche mit Zeitzeugen von zeitgeschichtlichen Ereignissen kommt sehr viel Nähe auf zu ansonsten abstrakt erscheinenden Ereignissen.

Der Autor schildert in erster Linie - doch an mehreren Stellen wird er emotional, was ich aber hier völlig in Ordnung finde. Schließlich geht es auch um teilweise harten Tobak wie massenweise Ermordung politisch Andersdenkender im Falle einiger Diktatoren.

Und was seinen aktuellen Text zu Ruanda betrifft - auch da greift er auf seine Aufzeichnungen eines früheren Besuchs zurück, mit für ihn persönlich ernüchterndem Ergebnis.

Denn er hatte zur Zeit des Völkermords in Ruanda 1994 von Südafrika aus lapidar zu Ruanda berichtet - was ihn heute regelrecht beschämt, wie er kommuniziert.

Und gerade das macht mir den Autoren und Menschen Bartholomäus Grill äußerst sympathisch.

Einige Punkte sehe ich anders als er, so sollte meiner Ansicht nach die Kolonialzeit nicht immer noch als Begründung für Missstände in Südafrika genannt werden. Das ist inzwischen rund drei Jahrzehnte her...

Insgesamt...

Mein Fazit: Empfehlenswert!

Ein Buch mit sehr interessanten Reportagen zu einzelnen afrikanischen Staaten mit hohem Informationswert und intellektuellem Lesevergnügen für diejenigen, welche sich für den afrikanischen Kontinent interessieren. Der Autor ist für mich in einer Liga mit Ryszard Kapuściński und Peter Scholl-Latour, was aus meiner Sicht ein klares Lob ist.

Bartholomäus Grill: Afrika! Rückblicke in die Zukunft

Bei Interesse finden Sie unter diesem Link eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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