Die Familienstiftung: Ein steuerlicher Praxisleitfaden

Die Familienstiftung: Ein steuerlicher Praxisleitfaden

Es ist eine alte Erkenntnis, doch immer wieder neu: Wir sind vergänglich - und wer sich darauf konzentriert, Vermögen aufzubauen, sollte sich vielleicht auch fragen, wie es damit weitergeht, wenn er/sie/es nicht mehr unter den Lebenden wandelt.

In dem Kontext habe ich gerade die Neuauflage einer höchst interessanten Neuerscheinung gelesen:

Die Familienstiftung

Der Untertitel nennt klar, worum es geht: "Ein steuerlicher Praxisleitfaden"

Das Buch richtet keineswegs nur an die oberen 1% mit gewaltigem Vermögen. Es geht darum, auch bei überschaubarem Vermögen die "Steuern zu steuern" und die Weichen für die Zukunft des eigenen Vermögens zu stellen - für die Zeit nach dem eigenen Tod. Da könnte eine Familienstiftung durchaus interessant sein.

Und wer nicht möchte, dass die Erben das eigene, in Jahrzehnten aufgebaute Wertpapierdepot (mit "Wohlfühl-Aktien" vielleicht = Ethische Rendite-Favoriten) umgehend verkaufen und den Erlös verteilen, für den/die ist vielleicht der Punkt "Wertpapiere in der Familienstiftung" interessant.

Eine Bemerkung vorab: Es handelt sich um eine neue Auflage (die 2. Auflage von Dezember 2022).

Dennoch habe ich z.B. beim Punkt Höhe des Sparerfreibetrags noch die alte Angabe von 801 Euro gefunden - und nicht 1.000 Euro, wie es ab 1.1.2023 der Fall ist. Doch das sind Kleinigkeiten.

Was mir bei dem Buch gut gefällt:

Es gibt einen guten Überblick über die steuerliche Situation beim Einrichten und dem Betrieb einer Familienstiftung.

Was mir nicht gefällt:

Ich hatte bei der Lektüre manchmal das Gefühl, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen.

Sprich: Anstatt erst einmal einen großen Überblick zu geben, geht es hier direkt in die Details.

Das kann man machen - aber ich fand es nicht hilfreich, zum Beispiel beim Thema Gründung der Familienstiftung seitenlange Ausführungen zu spezifischen Problemen bei der Einbringung eines Unternehmens in die Stiftung zu lesen. Hier wäre mir zunächst ein grundsätzlicher Überblick wichtiger gewesen.

Außerdem behagt mir der Schriftstil nicht - "Beamtendeutsch", was nicht abfällig gemeint ist, da ich großen Respekt vor unserer öffentlichen Verwaltung habe. Doch als Normalsterblicher mag ich lieber gut lesbare Texte. Das ist hier nicht unbedingt der Fall - ein Beispiel, ich zitiere:

Liegen aufgrund der Zinsschranke Zinsvorträge und EBITDA-Vorträge auf Ebene der zu übertragenden Gesellschaften vor, sind folgende Punkte bei einer unterjährigen Übertragung zu beachten: Der unterjährige Einritt eines nach § 8c KStG schädlichen
Ereignisses führt dazu, dass der zum Ende des vorangegangenen Wirtschaftsjahres festgestellte Zinsvortrag und ein festgestellter EBITDA-Vortrag im laufenden Wirtschaftsjahr vollständig nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mein Fazit: Es kommt darauf an!

Das Buch eignet sich als Nachschlagwerk zu bestimmten steuerlichen Aspekten bei Betrieb und Gründung einer Stiftung. Für eine angenehme Lektüre an einem Stück ist das Buch allerdings eher ungeeignet, auch aufgrund des Schreibstils. Für einen ersten Einblick in das Thema würde ich deshalb ein einsteigerfreundlicheres Buch empfehlen. Als Nachschlagwerk zu steuerlichen Aspekten sehe ich dieses Buch (aktualisierte Auflage von Dezember 2022!) als empfehlenswert.

Klinkner/Wagener: Die Familienstiftung: Ein steuerlicher Praxisleitfaden (2. Auflage Dez 2022)

Und hier noch passend zum Thema ein Zitat, dass Fürst Bismarck zugeschrieben wird:

"Die erste Generation verdient das Geld, die zweite verwaltet das Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte."

An dieses Bonmot dachte ich bei der Lektüre des Klassikers "Die Buddenbroocks" von Thomas Mann.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen angenehmen Tag!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

Mehr über mich