Hilfe vom Eismann: Die Wim-Hof-Methode
Als jemand, der jahrzehntelang ein "Warmduscher" war, ist das für mich schon eine Herausforderung: Morgens nach dem warmen Duschen 30 Sekunden auf "kalt duschen" umzustellen.
Genau das tue ich gerade. Und der nächste Schritt soll dann sein, eine Minute "kalt" zu duschen...und dann 1:30 min...
So weit bin ich noch nicht. Wie ich dazu kam: Ich hatte einmal ein Video von Wim Hof gesehen. Wim Hof, ein inzwischen über 60jähriger Niederländer, der die Kälte und seine Atemtechnik nutzt, um zu innerer Ruhe und Wohlbefinden zu gelangen. Er genießt es sogar, in einem eiskalten See zu baden...und ist durch einige spektakuläre Experimente durchaus berühmt geworden. So verbrachte er 2008 in New York über eine Stunde in einer Tonne mit Eiswürfeln, während seine Körperfunktionen überwacht wurden.
Ein Video von diesem Ereignis finden Sie bei Interesse unter diesem Link: https://www.youtube.com/watch?v=36IX7fjfTVM
Ich entschloss mich dazu, sein Buch mit dem passenden Namen "Die Wim-Hof-Methode" zu lesen, was ich gerade getan habe. Hier einige Anmerkungen dazu meinerseits:
Wim Hof beklagt, dass viele Menschen in Europa gar nicht mehr die Auswirkungen von Kälte auf den Körper kennen. Räume werden im Winter gut geheizt, im Freien wird warme Kleidung angezogen...
Er hingegen setzt auf "Hormesis". Gezielte Reize, die den Körper fordern (aber nicht überfordern!), was letztlich sehr positive Auswirkungen für Gesundheit und Wohlbefinden hat.
So führt zum Beispiel die Kälteexposition dazu, dass die Blutgefäße "lernen", sich besser zusammenzuziehen und wieder zu weiten.
Dies kombiniert mit den von Wim Hof beschriebenen Atmungsmethoden soll äußerst wirksam sein...
Letztlich besteht die Wim-Hof-Methode dem Buch zufolge aus diesen drei gut erläuterten Bestandteilen:
- Kälte (kalt duschen, Eisbaden...)
- Atmung (spezielle Atemübungen)
- "Mindset"
Ich bin selbst ganz am Anfang dieses Wegs und weiß noch nicht, ob ich als jahrzehntelanger Warmduscher überhaupt großartig weitergehe(n kann). Mal sehen. Anderes Thema.
Den Ansatz von Wim Hof finde ich jedenfalls äußerst interessant. Außerdem finde ich seinen Lebensweg spannend.
In kleinbürgerlichem tiefreligiösem familiären Umfeld an der deutsch-niederländischen Grenze aufgewachsen, löste er sich davon und lebte später in einer Art "Hippie-Kommune" in Amsterdam. Dort ging er im Winter gerne im Beatrix-Park in das eiskalte Wasser eines Sees und merkte, wie gut ihm das tat. Nach und nach entwickelte er dann das, was heute als die "Wim-Hof-Methode" bezeichnet wird.
Ich persönlich fand auch die Schilderung seines persönlichen Lebenswegs spannend und gut zu lesen. Seine erste Ehe, der Selbstmord der Frau aufgrund von Depressionen - und wie er es dann schaffte, seine vier Kinder aufzuziehen. Diese helfen übrigens heutzutage mit, die "Wim-Hof-Methode" zu vermarkten, was ich völlig legitim und ein schönes Familien-Geschäft finde.
Denn letztlich geht es darum, Gesundheit und Wohlbefinden von Menschen zu verbessern - wen es klappt, ist das eine "win-win"-Situation für alle Beteiligten.
In dem Buch werden medizinische Studien zitiert, welche in der Tat einen Nutzen der Wim-Hof-Methode belegen.
Und ich selbst fühle mich nach den ersten Atemübungen und den 30-Sekunden-kalt-duschen durchaus wohl.
Anders als andere Bücher von (Semi-)Prominenten wurde dieses Buch nicht von einem Ghostwriter geschrieben, sondern von Wim Hof selbst.
Das hat gewisse Nachteile:
So fand ich das Buch an einigen Stellen etwas sprunghaft und seine Kernaussagen wiederholten sich mehrfach. Eine etwas bessere Struktur hätte mir auch gefallen, zum Beispiel sind die Übungen nicht zentral zusammengefasst, sondern im Buch verstreut.
Das hat aber auch Vorteile:
Denn der Text strahlt Authentizität aus, weil hier kein professioneller Autor schreibt - sondern jemand, der authentisch von seinem Weg berichtet, inklusive persönlichen Schwächen etc.
Die Formulierungen sind nicht immer ausgereift, sondern durchaus umgangssprachlich - so werden auch die Leser/innen mit "Du" angesprochen, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Und ein Kapital heißt zum Beispiel: "Atmet, ihr Penner!" - wo ich erstmal stockte, so angeredet zu werden.
Doch nach der Lektüre des Buches stellte ich dann fast, dass dies alles stimmig ist. Eine "Sie"-Anrede von einem bodenständigen, im Grunde einfachen Menschen wie Wim Hof würde hier nicht passen. Er schreibt eben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Und da er wirklich etwas zu sagen hat, finde ich das stimmig und passend.
Auch wenn ich seine Methode vielleicht gar nicht nutzen werde, hat mir die Lektüre des Buches wichtige Denkanstöße gegeben und schlicht und einfach Spaß gemacht. Und wenn ein Buch das schafft, dann ist das doch schon mal etwas, nicht wahr?
Und dann werde ich mal sehen, wie das mit meinen kalten Duschen weitergeht...
Wenn Sie selbst Erfahrung mit der Methode haben, schreiben Sie mir gerne einmal, das würde mich sehr interessieren (redaktion@ethische-rendite.de)
Insgesamt ein Daumen hoch meinerseits für:
Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.