Joel Greenblatt: Die Börsen-Zauberformel

Joel Greenblatt: Die Börsen-Zauberformel

Es gibt einige Grundsätze, an die ich mich zu halten versuche. Bisher bin ich damit auch nicht schlecht durch mein Leben gekommen.

  • Neben Dingen wie "kein Bier vor vier" (genau, 16h00 ist gemeint)
  • "nicht rauchen" (außer bei jährlichem Treffen mit alten Schulfreunden mal eine Zigarre oder in Cognac getauchte Zigarillos)
  • ungern mit Menschen diskutieren, deren Fernseher größer ist als ihr Bücherregal ist (gilt bei E-Buch Lesern indes nicht)

...habe ich natürlich auch beim Thema Finanzen einige Daumenregeln, die ich berücksichtige.

Dazu gehört zum Beispiel, dass ich grundsätzlich keine Aktien kaufe, die gerade auf Allzeithoch notieren.

Lieber betätige ich mich als "Trüffelschwein" und suche nach unentdeckten Perlenen, die danach irgendwann auf neue Hochs steigen. Das "irgendwann" ist natürlich nicht zu "timen".

Im Laufe der Jahre habe ich einige fundamentale Kennzahlen besonders schätzen gelernt.

So hatte ich mir überlegt, was zeigt eigentlich die Qualität eines Unternehmens.

Gewiss, da gibt es zig Faktoren, wozu auch Dinge wie Wettbewerbsposition und "Burggraben" (Stärke gegenüber Konkurrenz) gehören.

Doch eine Sache finde ich schnell herausfindbar und praktisch: Wieviel verdient eigentlich das Unternehmen mit dem Geld, das die Aktionäre bereitgestellt haben? Deshalb schaue ich gerne auf genau diese Kennzahl, die Eigenkapitalrendite.

Wenn der Wert super ist, heißt es aber noch nicht, dass die Aktie auch günstig ist. Denn die kann bei einem Vielfachen des Eigenkapitals pro Aktie notieren. Deshalb schaue ich auch auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Im Idealfall ist beides überzeugend: Das Unternehmen verdient mit dem Geld der Aktionäre viel, und die Aktie notiert nur wenig (manchmal sogar unter) dem Buchwert. Über das alles lege ich dann noch meine Einschätzung, ob das Unternehmen überhaupt Sinnvolles für Gesellschaft und Umwelt leistet (oder zumindest nicht schadet). Wenn das alles passt, dann habe ich eine schöne neue Empfehlung.

Und nun die Überleitung zum eigentlichen Thema des Beitrags: Der Rezension des Buches "Die Börsen-Zauberformel" von Joel Greenblatt.

Das Buch hatte ich vor Jahren bereits einmal gelesen und ein Krankenhausaufenthalt gab mir die Gelegenheit, einige Bücher nochmal zu lesen. Und da mich "Die Börsen-Zauberformel" vor Jahren gefesselt hatte, las ich das Büchlein nochmal.

Genau, Büchlein: Kleinformatig, gut 160 Seiten, gut lesbar geschrieben (zu Beginn sogar sehr einfach, da der Autor auch Jugendliche ansprechen will).

Trivial? Keineswegs! Ich schätze den Autor sehr, und er hat etwas zu sagen. Und wenn er das einfach und gut verständlich tut - umso besser, finde ich. (Sagte Albert Einstein nicht etwas dieser Art? Man sollte Dinge so einfach wie möglich kommunizieren - aber nicht einfacher...)

Joel Greenblatt ist selbst erfolgreicher Investor und präsentiert uns in dem Buch seine "Börsen-Zauberformel".

Die ist erstaunlich einfach:

Er erstellt Listen üblicherweise aus Tausenden Aktien, die er nach zwei Kriterien untersucht:

  1. Wie hoch ist ihre Kapitalrendite (= Rendite auf das eingesetzte Kapital)?
  2. Wie hoch ist ihre Gewinnrendite (erzielter Gewinn in Bezug auf den Aktienkurs)?

Für beide Kategorien vergibt er einen Rangplatz in der Liste. Dann werden die beiden Ränge addiert - und wer danach in der kombinierten Liste ganz oben steht, wird normalerweise gekauft. Fertig.

Der Autor zeigt, dass diese "Börsen-Zauberformel" in der Vergangenheit den Markt geschlagen hat, und zahlreiche andere Strategien.

Ich finde, ein riesiger Vorteil der "Börsen-Zauberformel" ist ihre bestechende Einfachheit.

Denken Sie nur zum Beispiel an das System, das von Robert Haugen und Nardin Baker entwickelt wurde. Gewiss, auch das hat in der Vergangenheit den Markt geschlagen. Aber es besteht aus 71 Faktoren, die bewertet werden.

Da kann ich den beiden vertrauen, wenn sie ihre Ergebnisse präsentieren. Aber ich bin draußen, wenn ich selbst diese 71 Faktoren bei der Analyse von zig Aktien berücksichtigen müsste. Meine "Watchlist" umfasst schließlich einige Hundert Titel.

Da gefällt mir die "Börsen-Zauberformel" viel besser. Da kann ich selber Berechnungen anstellen und komme zu selbst recherchierten Ergebnissen.

Übrigens: Joel Greenblatt erläutert in dem Buch, dass er einige Besonderheiten bei seiner Formel anwendet. Da geht es um Dinge wie Mindestkapitalmarkt-Kapitalisierung oder Ausschluss von Finanzdienstleistern und ADRs.

Auch nimmt er für die Berechnung der Gewinnrendite nicht das bekannte KGV, sondern teilt das Ebit (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) durch den Unternehmenswert (Marktkapitalisierung + Schulden).

Doch das sind Details. Ich selbst habe diese natürlich mit Interesse gelesen. Doch Joel Greenblatt hat diese Details bewusst in den Anhang gepackt, um den guten Lesefluss des Kern-Buches nicht zu hemmen.

Was ich auch nicht übel fand: Der Autor hat mehrfach Witze, auch Billig-Witze, eingebaut. Bei einem deutschen Finanzbuch kaum zu erwarten - bei einem lockeren Amerikaner, der als Investor nachweislich sehr erfolgreich war, sympathisch passend. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Mein Fazit: Klare Leseempfehlung für Investoren!

Joel Greenblatt: Die Börsen-Zauberformel

(Anmerkung: Ich habe die 6. Auflage des Buches von 2022 gelesen)

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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