Rezension: Buch von Neven Subotić

Rezension: Buch von Neven Subotić

"Tue Gutes und rede darüber" - an dieses geflügelte Wort dachte ich, als ich sah, dass sich in einer Bestseller-Liste ein Buch von Neven Subotić findet. Der Untertitel eher eine Küchenkalender-Weiseheit: ": "Warum der Weg zu einer besseren Welt bei uns selbst anfängt

Als ich dann noch las, dass das Buch "mit Sonja Hartwig" geschrieben wurde, hätte ich bei einem anderen Autoren abgewinkt.

Schon wieder so ein "Mehrfach-Millionär", der ein bisschen "Charity" macht und sich dafür bauchpinseln lässt - und seine Autobiographie noch nicht einmal selber schreibt, sondern dafür zum Beispiel eine Agentur beauftragt hat (Hinweis: "mit"... bei der Autorenangabe).

Sie können sich denken, dass es in diesem Fall anders kam. Und zwar schlicht und einfach deshalb, weil mir der Fußballer Neven Subotić zuvor schon positiv aufgefallen ist.

Ich gebe offen zu: Ich bin kein Fußball-Fan und schaue - wenn überhaupt - dann Länderspiele mit Freunden. Trainer wie Jürgen Klopp finde ich sympathisch und schaue interessiert auf deren Führungsstil.

Der sehr gute (sofern ich das beurteilen kann) Verteidiger Neven Subotić fiel mir auf, weil er in Interviews keineswegs Platitüden von sich gab, sondern durchdacht und sympathisch (auf mich) wirkte. Zudem hatte ich mitbekommen, dass er auf dem afrikanischen Kontinent Gutes bewirkt. Und da mir Afrika am Herzen liegt, fand ich das einfach knorke.

Insofern habe ich sein neues Buch dann doch gelesen - und ich bin glücklich, das getan zu haben.

Denn er schildert darin seine Lebensgeschichte und die persönliche Entwicklung auf eine Art und Weise, die ich sowohl gut lesbar (dank der Co-Autorin vielleicht) fand - aber auch zum Nachdenken anregend. Und das wiederum ist alleine seinem Lebensweg zu verdanken.

Inhaltsangabe des Buches (Quelle: Verlag)

Als junger Fußballspieler aus eher einfachem Elternhaus war er auf einmal als BVB-Spieler mit sehr hohem Einkommen versehen. Und was tun damit?

Trainieren, 3 Luxus-Autos und ein luxuriöses Haus kaufen, essen, Playstation spielen, Party machen, schlafen - und wieder von vorne.

Er schildert sehr anschaulich und glaubhaft, wie hohl sich dieses Leben anfühlte. Und die Erwartungshaltung, dass das eben von einem 1. Liga-Spieler erwartet werde.

Gewiss, ein "bisschen Charity" dazu - aber eher, um dann noch mehr zu beweisen, was für eine "toller Hecht" man ist.

Es spricht für Neven Subotić, dass er das Schritt für Schritt zu hinterfragen begann. Auch durch Aktionen wie diese:

Der BVB besucht zum Beispiel laut einer Geschichte im Buch regelmäßig die Kinder-Krebsstation in einem Krankenhaus. Als einmal vor Weihnachten so ein Termin war und die BVB-Mannschaft die Zimmer abklapperte - zwei, drei Minuten pro Zimmer - und dort Autogrammkarten und BVB-Stifte verteilte, gab es dafür viel Lob.

"Toll, ganz toll, dass ihr das macht" etc. pp.

Neven Subotić hingegen, der auch dabei war, kommentierte das lakonisch so:

"In welcher Welt leben wir, dass zwanzig Millionäre dafür gefeiert werden, dass Sie Werbemittel ihres Vereins an kranke Kinder verschenken?"

Er beschloss, sich für das Gute einzusetzen und gründete eine Stiftung. Durch seine Schilderungen im Buch erleben wir hautnah mit, was für Erfahrungen er machte. Bei einer Pressekonferenz zur Stiftungseröffnung erschienen einige wenige Journalisten - wohl ganz einfach deshalb, weil er damals ein prominenter BVB-Spieler war. Er schildert seine Eindrücke...bei einer BVB-Pressekonferenz seien die Journalisten begeistert gewesen und hätten auf Platitüden wie "es fühlt sich geil an, gewonnen zu haben" euphorisch geantwortet.

Jetzt, wo es um viel wichtigere Dinge ging - eine Stiftung, die zur Wasserversorgung in afrikanischen Dörfern beitragen soll -, habe er in gelangweilte Gesichter geblickt...

Sein bisheriges luxoriöses Leben kam ihm danach falsch vor....er verkaufte seine drei Luxuswagen und behielt einen Mini, zog in eine kleinere Wohnung...und gab Vollgas mit seiner Stiftung. Denn die ist - das merkt der aufmerksame Leser/in - ihm Herzensangelegenheit und nicht boß "ein bisschen charity" nach dem Motto, tue Gutes und sprich darüber.

Bedenkenswert finde ich auch von ihm im Buch dargestellte Gedankengänge wie diesen:

Gewiss lässt sich mit einer Stiftung auch in Deutschland oder in der Heimat seiner Eltern auf dem Balkan Gutes bewirken. Es wird immer Einzelschicksale geben, wo sich helfen lässt.

Laut Neven Subotić sollte der eigene Blick aber über die Grenzen der eigenen Gemeinschaft/des eigenen Landes hinausgehen. Mit einem bestimmten Betrag X lässt sich zum Beispiel in Äthiopien viel mehr Menschen helfen. Mit einem Betrag, der in Bosnien-Herzegowina für den Bau eines Fussballplatzes verwendet werden könnte, können in Äthiopien Familien überhaupt erst Zugang zu sauberem, keimfreien Trinkwasser erhalten.

Die Schilderungen von persönlichen Begegnungen mit Menschen in Angola und Äthiopien fand ich sehr interessant und berührend.

Und es ist keine Selbstbeweihräucherung, wie ich es bei anderen Autoren vermutet hätte. Der Autor schildert immer wieder eigene Schwachpunkte und Brüche in der Biographie, und betont wiederholt, wieviel mehr zum Beispiel bestimmte Personen in Äthiopien leisten als er. Diese würden Bewunderung verdienen (zum Beispiel ein aufopferungsvoller Lehrer in der Provinz) - meiner Ansicht nach mehr als hochbezahlte Fußball-Millionäre.

Aber das ist natürlich nur meine unmaßgebliche Ansicht. Ich bin jedenfalls froh, dieses Buch gelesen zu haben. Auch für reine Fußball-Fans finden sich interessante Passagen über das "Business Fußball" und den Weg des Autors vom Straßenkicker zum gefeierten Erstliga-Spieler, der mit dem BVB auch Deutscher Meister wurde.

Neven Subotić: Alles geben

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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