Rezension: Sweetest Fruits

Rezension: Sweetest Fruits

Ich mag es grundsätzlich gerne, wenn in einem Roman oder auch einem Film zunächst mehrere Handlungsstränge parallel erzählt werden, welche dann später zusammengeführt werden.

Deshalb hatte mich das Setting des neuen Romans Sweetest Fruits von Monique Truong neugierig gemacht:

Das Leben eines Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert (Lafcadio Hearn), erzählt von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die in seinem Leben eine Rolle spielen. Eine dieser drei Frauen ist seine Mutter, eine Griechin von den "Ionischen Inseln", die damals britisches Protektorat waren und die einen Offizier von den britischen Inseln kennenlernte.

Dieser Verbindung entsprang dann Lafcadio Hearns, der in die USA ging und dort eine ehemalige Sklavin (US-Bürgerkrieg gerade vorbei) kennenlernt. Deren Sicht ist dann die Perspektive Nummer zwo im Buch.

Und schließlich dann noch eine Samurai-Tochter, die ebenfalls ins Leben von Lafcadio Hearn tritt - bzw. er in ihres. Um hier nicht zu "spoilern", sei an dieser Stelle über den Inhalt nicht mehr verraten. Nur soviel: Lafcadio Hearn wurde in den USA Schriftsteller, und reiste in dieser Funktion nach Japan - und ist unter manchen Japanologen wohl noch heute ein Begriff. Er soll laut Wikipedia das westliche Bild von Japan zu der damaligen Zeit geprägt haben.

Auszug aus dem Buch. Quelle: Verlagsangaben

Was mir an dem Buch gefällt, ist der recht interessante Perspektivwechsel. Im Grunde geht es um Lafcadio Hearn - aber irgendwie auch wiederum nicht. Denn das Buch ist so verfasst, dass in drei Teilen jeweils eine der drei Frauen zu Wort kommt. Natürlich rein fiktiv - Verfasserin ist die Autorin Monique Truong. Sie schafft es, die drei Teile so zu verfassen, dass sie wie ein persönlicher Bericht der jeweiligen Frau klingen. Stichwort: Authentisch. Doch gerade das ist meinem Eindruck zufolge auch ein Nachteil. Denn gewiss, der zweite Teil mit der freigelassenen ehemaligen Sklavin wirkt authentisch. Doch wenn sie z.B. schildert, wie sie sich Kochrezepte merkt oder was ihr an der Unterwäsche von Lafcadio Hearn aufgefallen ist, zieht sich dieser Teil für mich gefühlt etwas zu sehr in die Länge.

Was mir wiederum gut gefallen hat, ist die Einbettung in die damalige Zeitgeschichte. Was war das für ein Schutzgebiet der "Ionischen Inseln", was für Auswirkungen hatte der US-Bürgerkrieg, wie lebten Deutschstämmige in Cincinnati damals, wie abgeschlossen war Japan im 19. Jahrhundert? Das wird gewissermaßen im Vorbeigehen aus der alltäglichen Sicht der Protagonisten erläutert.

Insgesamt halte ich Sweetest Fruits für ein lesenswertes Buch, die Autorin weiß eine interessante Geschichte gut zu erzählen. Doch da mir eine der drei Perspektiven nicht zusagte, bleibt für mich im Hinblick auf das gesamte Buch ein eher gemischter Eindruck.

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie unter diesem Link.

Schönen Sonntag!

Ihr

Michael Vaupel

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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