„Un“-Statistik zum Thema Kinderarmut

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„Un“-Statistik zum Thema Kinderarmut

Zwei Dinge, die ich im Studium während Vorlesungen gerne getan habe:

  1. Mich umschauen und den anwesenden Studenten, deren Namen ich nicht kannte, aus meiner Sicht passende Beschreibungen geben ("der unglücklich Angezogene", "Pottschnitt-Typ"...)
  2. Beim Thema Statistik mit Engagement und Aufmerksamkeit den Ausführungen des Dozenten zu folgen.

Heute zu Punkt 2.

Da hatten wir einen Dozenten, der nicht nur Fakten runterbetete, sondern uns zu kritischem Denken ermutigte. Eine veröffentlichte Statistik mag zwar "korrekt" sein - kann aber dennoch zu völlig falschen Schlussfolgerungen führen.

Ich erinnere mich daran, weil sich neulich das von mir geschätzte "RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V." (kurz "RWI") mit derselben Thematik beschäftigte.

Da wurde sich nämlich Ende März mit dem Thema "Kinderarmut" in Deutschland beschäftigt, Thema "Unstatistik". Unstatistik? Genau:

Denn im März gab es in den Medien eine Meldung "Armut: Jedes fünfte Kind in Deutschland armutsgefährdet" (Quelle siehe hier).

Das RWI zerflückte zur intellektuellen Freude von Sterblichen wie mir die Annahmen des Artikels.

Denn laut deren Annahmen ist eine Familie "arm", wenn das Einkommen der Familie 60% des nationalen Durchschnitts unterschreitet.

Das RWI erläutert: Dann werden immer Familien "arm" sein. Selbst wenn schlagartig das Einkommen ALLER Personen in Deutschland verzehnfacht würde, hätte sich an den Relationen nichts geändert und es wären dann weiterhin ca. 16% der Menschen insgesamt und ca. 20% der Kinder "arm".

Demnach könnte der Anteil der "armen Kinder" sogar steigen, wenn Bill Gates und Elon Musk nach Deutschland ziehen und da ihr Einkommen versteuern.

Wieso? Weil diese beiden dann das natinoale Durchschnittseinkommen etwas erhöhen würden. Und das würde bedeuten, dass tendenziell mehr Familien 60% des nationalen Durchschnitts unterschreiten.

Ich finde: Solche Meldungen wie die, dass jedes fünfte Kind in Deutschland armutsgefährdet sind, trete ich deshalb umgehend in die virtuelle Tonne.

Beziehungsweise nicht umgehend: Denn erst der Blick auf die Annahmen. Anders sieht es nämlich aus, wenn es um Kaufkraft und absolute Einkommensgrenzen der Armut geht. Denn das Thema ist durchaus wichtig.

Doch solche Statistiken wie die eben genannte sind für mich so interessant wie ein Glas Bier, wenn es leer ist. Bleiben Sie wachsam.

Sie erreichen mich wie gehabt unter info@ethische-rendite.de

Und hier das Zitat zum Tag:

Nana korobi, ya oki - Siebenmal hinfallen, achtmal (wieder) aufstehen.

- Japanisches Sprichwort

Ich grüße Sie herzlich mit den besten Wünschen für Gesundheit, Arbeit und Wohlergehen.

Danke, dass Sie Ethische Rendite lesen.

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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