Was tun bei GDRs/ADRs auf russische Aktien?

Aktie

Was tun bei GDRs/ADRs auf russische Aktien?

in Bezug auf die gleich beschriebene Situation fiel mir spontan das Adjektiv "kafkaesk" ein:

Eine Situation, in welcher der Protagonist abhängig ist von einer Behörde mit nur scheinbaren rationalen Strukturen....und ob der obskuren Bürokratie schier verzweifeln könnte.

(Grundlage dafür ist das Buch "Der Process" von Franz Kafka - eh scho wissen...)

Sie können sich auch hier denken, dass ich diese Einleitung nicht bringen würde, wenn ich nicht zumindest grenzwertig den Bogen zum Hauptthema schlagen könnte. So auch hier.

Denn das Thema, um das es geht, sind ADRs bzw. GDRs auf russische Aktien in meinem Depot.

GDR, das steht für "Global Depository Receipt" und ist sinngemäß ein Hinterlegungsschein.

In diesem Fall bedeutet das sinngemäß: Eine US-Bank hat russische Aktien gekauft und darauf 1:1 Zertifikate ausgegeben, welche viel einfacher als die russischen Aktien gehandelt werden können. Denn solche GDRs können sowohl an US-Börsen als auch an zig deutschen Börsen gehandelt werden.

Und so geschah es, dass ich mich vor Jahren an zwei aus meiner Sicht interessanten russischen Unternehmen beteiligte - über GDRs.

  • Das eine ist ein Unternehmen, dem ein Teil des russischen Hochspannungsnetzes gehört. Ein klassischer Besitzer von Energie-Infrastruktur mit wenig zyklischem Geschäft und schöner Dividendenrendite.
  • Das andere ist ein Unternehmen, welches einige Häfen betreibt. Darunter der Hafen Baltiysk in der Region Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg (Heimat von Immanuel Kant). Aus meiner Sicht schöne Geschäftsfelder und atttraktiv bewertete Aktien.

Doch nun das: Meine Depotbank informierte mich, dass die GDRs auf russische Aktien von den US-Banken, welche die GDRs ausgegeben haben, gekündigt werden sollen.

Klingt ja erstmal nicht so schlimm: Denn wenn die Hinterlegungsscheine für Aktien gekündigt werden, dann werden eben die Aktien statt der GDRs ins Depot eingebucht, oder?

Nicht so schnell, Vaupel! Denn es gibt bekanntlich Sanktionen gegen Russland. Und diese betreffen auch die russische Wertpapiersammelbank NSD.

Diese aber ist nötig, um die GDRs in russische Aktien tauschen zu können.

Getauscht werden kann laut dem Schreiben meiner Bank nur, wenn ich ein Depot bei einer Bank nenne, die dem NSD angeschlossen ist. Meine Depotbank ist das jedenfalls nicht.

Damit ergibt sich nun dieses Problem: Die Hinterlegungsscheine auf russische Aktien werden gekündigt - aber die russischen Aktien selbst bekomme ich nicht, weil es ja Sanktionen gegen Russland gibt. Und wenn die GDRs nicht "fristgerecht" zum Eintausch eingereicht werden (was ich ja nicht kann!), dann kann die Bank, welche die GDRs ausgegeben hat, die als Deckungsbestand dienenden Aktien verkaufen.

Und da habe ich die Sorge, dass es dann Spottangebote von vielleicht 1 Cent je Aktie geben wird - und die Bank dennoch verkauft, weil die GDRs ja gekündigt sind.

Sind Sie auch von dieser meiner Ansicht nach völlig abstrusen Regelung betroffen? Haben Sie hilfreiche Informationen, kennen eine Depotbank, die hilft?

Ich könnte mir vorstellen, dass ich mit diesem Problem nicht der Einzige bin.

Ich würde mich ganz persönlich wegen meinen Depotwerten freuen und würde auch gerne nützliche Informationen dazu an die "Ethische Rendite"-Gemeinde weitergeben.

Sie erreichen mich wie gehabt unter info@ethische-rendite.de

Mit herzlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M. A.

Und hier das Zitat zum Tag:

„Der Diener hatte uns trüben Palmschnaps eingeschenkt, dessen Wirkung in jeder Hinsicht verheerend war.“

– Peter Scholl-Latour

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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