Wasserstoff und Brennstoffzellen
Das Thema "Wasserstoff" interessiert mich gleich aus mehreren Perspektiven. Da ist zum einen die Perspektive im Hinblick auf die zukünftige Mobilität:
Wird es demnächst verstärkt Wasserstoff-Nutzfahrzeuge geben, inklusive Zügen?
Und sind erste kleine Wasserstoff-Flugzeuge wie das bereits fliegende HY4 Vorbote - oder Sackgasse? Und schreibt man Wasserstoffflugzeug eigentlich mit oder ohne Bindestrich?
Die Perspektive des Investors finde ich ebenfalls höchst interessant. Welche Unternehmen werden sich durchsetzen?
Auf einmal haben auch alte Automobil-Zulieferer wie ElringKlinger wieder eine Chance, weit vorne mitzuspielen. Die sind Weltmarktführer bei Zylinderkopfdichtungen - Schnee von gestern, mochte manch einer denken, weil es da um Verbrennungsmotoren geht. Doch inzwischen sind sie mit ihrer Brennstoffzellen-Technologie Partner von Airbus. Aber ob das für ElringKlinger mehr als ein paar Milliönchen Kompensationszahlungen bringen wird, vermag ich noch nicht einzuschätzen.
Ich habe hier einige Fragen skizziert, mit denen ich mich beschäftige. Die Suche nach Antworten führte bei mir zunächst einmal zu der Erkenntnis, dass mein Wissen zum Thema Wasserstoff begrenzt ist, um es einmal positiv auszudrücken. Was tun, sprach Zeus?
Bei der Suche nach für Laien wie mich verständliche Fachliteratur stieß ich auf den Hydrogeit Verlag von Sven Geitmann. Der Name sagte mir etwas....nachgeschaut in meinen Unterlagen fand ich heraus: Im Jahr 2007 hatte ich das Buch "Erneuerbare Energien & Alternative Kraftstoffe" von Herrn Geitmann gelesen und für gut befunden.
Erfreulicherweise hat der Hydrogeit Verlag das bestehende Buch "Wasserstoff und Brennstoffzellen" neu aufgelegt. Autoren sind besagter Sven Geitmann und Eva Augsten. Ich habe die Neuauflage - es geht um die 5. komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage - umgehend gelesen bzw. verschlungen.
Denn es ist genau das, was ich zum Thema Wasserstoff gefunden habe. Schön übersichtlich, gut verständlich mit etwasChemie-Schulwissen, auch guter Schreibstil.
Da wird wertvolles Grundlagenwissen vermittelt - Beispiel "Farbenlehre" beim Wasserstoff.
- Was ist grüner, grauer oder blauer Wasserstoff?
- Und was ist roter oder violetter Wasserstoff?
Die Antworten hängen von der Art ab, wie der für die Elektrolyse notwendige Strom produziert wird. Die Wasserelektrolyse wiederum ist ein Weg, Wasserstoff zu gewinnen. Denn bei der Wasserelektrolyse wird Wasser in seine zwei Bestandteile zerlegt; Sauerstoff und - genau: Wasserstoff.
- Und wie ist es eigentlich mit dem Erdgasnetz, kann da Wasserstoff beigemischt werden? Ja, kann es, mögliche Höhe der Beimischung ist ein Thema im Buch.
- Oder was besagt der Begriff "Wasserstoff 4.5" eigentlich? Antwort: Das bezeichnet Wasserstoff mit Reinheit 99,995%.
Gewiss, Verfahrenstechniker mögen müde lächeln ob meines Enthusiasmus und ein "eh scho´ wissen" von sich geben.
Doch für Nicht-Fachleute wie mich ist dieses Buch hoch willkommen. Die Gliederung nach Themenbereichen (Produktion, Speicherung, Transport, Kosten, Sicherheit...) hat mich auch überzeugt. Und da die aktualisierte Version erst vorigen Monat auf den Markt kam, ist es somit auch noch aktuell und mein Fazit kann damit nur sein:
Absolut empfehlenswert! Sehr hoher Nutzwert und für mich nun mein persönliches Standard-Nachschlagwerk zum Thema Wasserstoff:
Sven Geitmann und Eva Augsten: "Wasserstoff und Brennstoffzellen"
Noch eine Anmerkung: Diese Rezension bezieht sich auf die aktuelle = 5. Auflage. Sollten Sie bereits die 3. oder 4. Auflage besitzen, ist es meiner Ansicht nach nicht notwendig, diese 5. Auflage zu kaufen, denn: Die Aktualisierungen der Neuauflage halten sich im überschaubaren Bereich. Es gibt allerdings einige wertvolle Ergänzungen. Beispielsweise wird im Buch auf einen interessanten neuen Index namens "Hydex" verwiesen, der die Preisentwicklung für grünen, grauen und blauen Wasserstoff abbilden möchte.
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.