Aufruhr im Kopf

Aufruhr im Kopf

Da ich versuche, bei meiner Print-Lektüre möglichst auf einen Roman ein Sachbuch folgen zu lassen, war nun die Neuerscheinung "Aufruhr im Kopf" dran. Um was es geht:
Der Autor bietet uns interessante Erkenntnise aus der Neurobiologie insbesondere zu den Veränderungen, die mit Gehirnen Heranwachsender vor sich gehen.

Und mit Heranwachsenden haben ja wahrscheinlich die meisten von uns in irgendeiner Form zu tun - sei es in der Familie oder im Sportverein, der Nachbarschaft oder auch im Beruf.

Der Autor ist der US-Amerikaner Dr. Daniel J. Siegel, welcher an der Harvard Medical School Medizin studuiert hat und als "Clinical Professor für Psychiatrie an der UCL School of Medicine" arbeitet, so der Verlag.

Das notwendige Fachwissen sollte also vorhanden sein.

Für mich als Laien bei dem Thema ebenso wichtig: Versteht der Autor es, auch für medizinische Laien verständlich zu schreiben?

Das ist definitiv der Fall. Bis auf wenige Punkte konnte ich dem Text relativ gut folgen.

Dazu trug auch bei, dass der Autor - typisch amerikanisch - lockere Beispiele aus seinem eigenen Leben eingeflochten hat, was die Lektüre lebendig macht.

Grundthese ist, dass das Gehirn bei Heranwachsenden "umgebaut" wird.

Manche neurologischen Verbindungen werden beendet, andere myelinisiert, und auf manche Dinge wie "Dopamin" springt das Gehirn in dieser Phase stärker an.

Das hat konkrete Auswirkungen zum Beispiel darin, dass Heranwachsende schneller auf der Suche nach "Belohnung" = Dopamin sind.

Die Risiken sehen sie durchaus, aber der Fokus liegt auf der Belohnung = dem Kick.

Das erklärt zumindest teilweise, wieso Jugendliche manchmal gefährliche Dinge eingehen und so sich selbst und auch andere gefährden können. Gruppendynamik verstärkt das tendenziell.

Der Autor stellt die These auf, dass das eine besondere Phase ist, die für die Beteiligten durchaus anstrengend ist - aber wichtig im Sinne auch der Weiterentwicklung. Abnabelung - aber nicht Abkapselung...

Ein bedeutender Teil des Buches besteht aus Übungen, welche der Autor empfiehlt. Beispiel: Checkliste für die Einsicht (SIFT)

Diese Übungen wurden mir aber zu viel und auch etwas zu abgehoben. Ich war aber vielleicht auch einfach zu ungeduldig, in einer Übung 30 Minuten in mich reinzuhören und auf Körpersignale zu achten, ohne ablenkende Gedanken zuzulassen...

Der grundlegende Fokus auf die Reflexion sowohl der eigenen Wahrnehmung als auch im Hinblick auf die eigene Kindheit gefällt mir aber durchaus. Manches gilt es zu hinterfragen...beziehungsweise sich erstmal bewusst zu machen...

Ein Teil des Inhaltsverzeichnisses. Quelle: Verlag

Mein Fazit:

Ein Sachbuch mit hohem Nutzwert für diejenigen, welche an neurologischen Themen grundsätzlich interessiert sind und mit Heranwachsenden zu tun haben.

Ich selbst habe auch für meine eigene Situation zwei interessante Tipps gefunden (habe ich mir kopiert und eine Seite ausgedruckt). Insgesamt aber ein Buch, das eine Nische bedient und das ich deshalb nur dann empfehlen möchte, wenn die genannten Voraussetzungen auf Sie zutreffen.

Daniel J. Siegel: Aufruhr im Kopf

Bei Interesse finden Sie unter diesem Link eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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