Bayer in der Kritik

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Bayer in der Kritik

Unter Druck geriet vergangenen Freitag die Bayer-Aktie. Es geht um den Bayer Bereich „CropScience“ – wo die Agrar-Chemie, vereinfacht gesagt das „Pflanzenschutz“-Geschäft, gebündelt sind. Dazu teilte Bayer mit:

„Nach Abschluss der Erntesaison in Brasilien zeigen sich im dortigen Markt unerwartet hohe Warenbestände im Bereich Pflanzenschutz.“

Mit anderen Worten:

Die dortigen Landwirte haben die Pflanzenschutz-Mittel von CropScience zu einem großen Teil links liegen lassen. Und das nicht zu knapp, denn Bayer beziffert dies: „Dies wird das Ergebnis (…) im Gesamtjahr 2017 einmalig mit 300 bis 400 Millionen Euro belasten.“

Wieso aber sind in Brasilien die Pflanzenschutz-Mittel von Bayers CropScience nur so schlecht verkauft worden? Bayer verwendet das Wort „unerwartet“ und will „mit seinen Kunden gezielte Maßnahmen zur Normalisierung der Situation“ initiieren, so hießt es in der Meldung.

Nun, so unerwartet ist es wohl nicht – denn Bayer selbst schrieb bereits im Bericht zum ersten Quartal, ich zitiere: „Stark rückläufig war das Fungizidgeschaft in Brasilien vor allem aufgrund anhaltend hoher Lagerbestande im Markt.“ Das zeichnete sich also wohl schon damals ab.

Und das war am 27. April 2017, als Quelle verweise ich auf den Quartalsbericht zum ersten Vierteljahr 2017, dort auf die Seite 14.

Aber am 30. Juni hieß es dann „überraschend“. Nun gut - ich kenne das, mein Gedächtnis ist auch nicht immer besonders gut, da vergesse ich auch gelegentlich Dinge wie Geburtstagstermine etc. pp.

Von Bayer gab es in der Gewinnwarnung vom Freitag keine Angaben dazu, warum die „Warenbestände im Bereich Pflanzenschutz“ in Brasilien deutlich weniger nachgefragt worden sind.

Doch wer Ohren hat, der konnte hören – und zwar auf der Bayer-Hauptversammlung (HV) am 28. April in Bonn. Ich habe auf der Seite des Dachverbands „Kritische Aktionäre“ das Redemanuskript einer gewissen Verena Glass gefunden, die demnach bei der Bayer HV „im Namen der brasilianischen Kampagne gegen Agrargifte“ sprach.

Und was Frau Glass dort mitzuteilen hatte, war eindeutig. Die „Pflanzenschutzmittel“ werden von ihr „Agrargifte“ genannt. Sie verwies auf folgende Forschungsergebnisse im brasilianischen Lucas do Rio Verde, ich zitiere:

  • „In der ländlichen Region fanden die Wissenschaftler in 88% der Blut- und Urinproben von untersuchten Lehrern auf dem Land Rückstände von Agrargiften, vor allem Glyphosat und Pyrethroide – also synthetische Insektizide
  • Es wurden mehrere Agrargifte gefunden in 83% der 12 Trinkwasserbrunnen, in 56% der Proben des Regenwassers und 25% der entnommenen Luftproben während der zweijährigen Untersuchung;
  • In 100% der Proben der untersuchten Muttermilch von 62 stillenden Müttern wurden Rückstände von Agrargiften wie DDE, Endosulfan, Deltamethrin und DDT gefunden“

Diese Zahlen sollen auf eine Untersuchung der Universität von Mato Grosso und der Fiocruz zurückgehen. Den kompletten Redetext dazu auf der Bayer HV finden Sie auf der Seite des Dachverbands Kritische Aktionäre zum Thema Bayer Hauptversammlung.

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Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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