Grenke – die neue Wircard?
Eben habe ich mir einen Teil des „Conference Call“ von Grenke zu den Vorwürfen von Viceroy Research angehört. Kann ich Interessierten nur empfehlen. Diese Datei hat eine Länge von 1:01:46h und findet sich frei zugänglich auf der Internetseite von Grenke.
Hier genau: Unter dem Punkt „Grenke Aktuell“ auf die Meldung vom 18. September mit der Ankündigung des Conference Calls gehen (unter diesem Link möglich). Ganz unten findet sich dann der Punkt „Download Aufzeichnung Investoren- und Analysten-Call“. Zumindest bis eben war die Datei frei zugänglich.
Ich weiß nicht, seit wann die Datei online gestellt ist. Denn am Montag meldete sich Viceroy Research mit einer weiteren Mitteilung: Da hieß es, soweit man wisse, sei der conference call oder eine Mitschrift den Investoren nicht wie versprochen zugänglich gemacht.
Viceroy Research wollte laut Meldung vom Montag mit einer vollständigen Antwort warten, bis man die Zitate des Managements richtig zitieren könne. Und es sieht so aus, als ob Viceroy Research bildlich gesprochen auf Krawall gebürstet ist. Denn es heißt in der Meldung, dass man die „belastenden Statements“ („incriminating statements“) des Managements zitieren will.
Brachte der „Conference Call“ nun neue Erkenntnisse?
Geht so. Wenig überraschend verteidigte Grenke da das eigene Geschäftsmodell. Das Franchise Modell sei ein Schlüsselfaktor, um das eigene Wachstum anzufachen (aus meiner Mitschrift, ohne Gewähr: „The franchise model is a key factor for driving our growth” hieß es da). Ein „key player“ sei da die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH.
Und, sinngemäß: Man begrüße es, dass ehemalige Angestellte Franchisenehmer werden – aber von dem Zeitpunkt an geben diese ihre vorigen Funktionen in der Grenke Gruppe ab.
In dem Kontext finde ich es schon bemerkenswert, wenn der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Grenke die Muttergesellschaft der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH gekauft hat. Genau das soll er Ende Januar 2020 getan haben. Grenke erläutert, dass man das „proaktiv der BaFin und der Bundesbank angezeigt“ habe.
Ich persönlich sehe hier aber dennoch einen signifikanten Interessenkonflikt, wenn der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende gleichzeitig Besitzer eines „key players“ des Franchise-Geschäfts von Grenke ist.
Nun, am vorigen Montag teilte Grenke ja mit, dass der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende sein Mandat „mit sofortiger Wirkung“ ruhen lässt. Ob das auch zu dem Datum passiert wäre, wenn es nicht die Vorwürfe von Viceroy Research gegeben hätte?
Doch das ist nur ein Nebenaspekt, dieser Interessenskonflikt. Viel wichtiger im Hinblick auch auf die Aktie könnten die anderen Vorwürfe von Viceroy Research wiegen. Insofern warte ich durchaus mit Interesse auf die Reaktion von Viceroy Research auf den „Conference Call“ von Grenke.
Auf Basis der vorliegenden Informationen traue ich mir keine Einschätzung zu, wer hier Recht hat. Da ich nicht investiert bin, halte ich es wie der Heilige Augustinus:
Im Zweifelsfalle lass die Hände davon.