Interview mit Magazin „Der Aktionär“

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Interview mit Magazin „Der Aktionär“

Interview Magazin "Der Aktionär" mit Michael Vaupel

Strategische Metalle für Investoren“ – das ist ein doch eher sperriger Titel. Was genau verbirgt sich dahinter?

Finden Sie? Ich finde, der Titel bringt es auf den Punkt. Es geht nicht um Industriemetalle wie Kupfer oder Aluminium, sozusagen die Masse. Es geht um die Klasse. Metalle, bei denen die Jahresproduktion bei teilweise nur wenigen Hundert Tonnen pro Jahr liegt, weltweit. Inklusive Recycling. Zum Vergleich: Bei Kupfer sind es 15,8 Mio. Tonnen Jahresproduktion. Gleichzeitig sind die strategischen Metalle notwendig bei der Produktion neuer Technologien. Displays, LEDs, Laser, Dünnschicht-Solarmodule, Windparks - überall sind Metalle wie Gallium, Indium oder Germanium notwendig. Oft nur wenige Gramm pro Produkt, aber ohne sie geht es eben beim derzeitigen Stand der Technik nicht. Deshalb das Wort "strategisch". Ich habe mich auf die Metalle konzentriert, welche für Investoren kauf- und lagerbar sind. Lithium ist z.B. wegen der Nachfrage der Lithium-Ionen Akkus zwar sehr interessant - aber die Gefahren bei der physischen Lagerung sind zu hoch.

Das Metall Tantal. Quelle: "Strategische Metalle für Investoren" (Autoren Maassen/Vaupel)

Warum eigentlich „strategisch“? Was ist an Gold oder Silber „unstrategisch“?

"Strategisch" deswegen, weil es zum derzeitigen Stand der Technik keinen Ersatz für den Einsatz der strategischen Metalle in Hochtechnologie-Anwendungen gibt. Meiner Ansicht nach sollte deshalb die EU ein besonderes Interesse an diesen strategischen Metallen haben und z.B. ähnlich wie China strategische Lager anlegen. Gold hingegen ist zwar ein Edelmetall, aber im Bereich der Zukunftstechnologien kein entscheidender Input. Silber wiederum findet zwar Verwendung in Zukunftstechnologien, hier macht die zusätzliche Nachfrage aus diesem Bereich aber keinen so großen Anteil aus wie bei den von mir favorisierten "strategischen Metallen".

Sind strategische Metalle für jeden Anleger geeignet oder benötigt man spezielle Fachkenntnisse?

Grundlegende Kenntnisse sollten Sie als Anleger schon besitzen. Denn für die Anlage in diesen Metallen kommen meiner Ansicht nach nur solche in Frage, die a) genug "Wert-Dichte" besitzen und b) problemlos lagerbar sind. Mit "Wert-Dichte" meine ich, dass Sie z.B. für den Einsatz von 5.000 Euro nicht eine ganze Garage leer räumen müssen. Beispiel Silizium: Für einige Tausend Euro bekommen Sie direkt einige "big bags" von jeweils einer Tonne. Das ist nicht praktikabel. Lithium wiederum ist explosiv - das möchte man auch nicht im Keller haben. Und dann wiederum gibt es Metalle wie Zirkonium, bei denen aufgrund des möglichen Einsatzes in Atomkraftwerken gesetzliche Bestimmungen zu beachten sind...

Muss/Sollte man direkt investieren oder gibt es auch Möglichkeiten via Fonds oder Zertifikate?

Meiner Ansicht nach ist die ehrlichste Form des Investments im Bereich "strategische Metalle": Physisch erwerben! Die Lagerung durchaus bei einem professionellen Anbieter - doch die Metalle sollten zu 100% Ihnen gehören. Es gibt so gut wie keine Aktien, welche ausschließlich auf "strategische Metalle" setzen. Ganz einfach deshalb, weil es z.B. keine reinen Indium-Minen gibt - es fällt meistens als Nebenmetall bei der Förderung großer (Edel-)Metalle an.

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Das Metall Vanadium. Quelle: "Strategische Metalle für Investoren" (Autoren Maassen/Vaupel)

Mit welchem Zeithorizont sollten Anleger an dieses Thema herangehen?

Hier geht es um realwirtschaftliche Entwicklungen. Natürlich kann z.B. der Tantal-Preis schnell steigen, da sich derzeit ein massiver Nachfrage-Überhang von ca. 21% abzeichnet. Generell sollte der Zeithorizont meiner Ansicht nach mindestens ein bis fünf Jahre betragen.  

Welches dieser Metalle könnte aktuell besonders interessant sein?

Das gerade genannte Tantal. Dann wegen des Siegeszugs der LEDs die Metalle Indium und Gallium. Mittelfristiger wegen des Siegeszugs von China und Indien Wolfram und Molybdän. Dann gefallen mir noch Germanium, Zirkonium...

Warum?

Es ist immer eine Frage von Angebot und Nachfrage! Und bei den genannten Metallen ist das Angebot knapp, und die Nachfrage steigt.

Strategische Metalle für Investoren

Benötigt man solche Katalysatoren für Kursanstiege oder schwimmen diese Metalle auch „einfach“ auf der allgemeinen Welle der Rohstoff-Hausse mit?

Die strategischen Metalle haben sich in der Vergangenheit durchaus unabhängig von den großen Trends entwickelt. Da sich in diesem Bereich keine Hedgefonds tummeln (zum Glück, wie ich finde), kommt es eben noch wirklich auf physisches Angebot und physische Nachfrage an. Und wenn die Nachfrage nach Indium durch die Display-Technik steigt und das Angebot nicht so schnell erhöht werden kann, dann steigt der Preis eben. Da spielt die Entwicklung des allgemeinen Rohstoff-Marktes so gut wie keine Rolle.

Wo liegen die Risiken für Investoren?

Wenn bei einem strategischen Metall die Nachfrage hauptsächlich aus einem Bereich kommt, dann besteht das Risiko, dass ein günstigerer Ersatz-Stoff gefunden wird. Dann könnte die Nachfrage praktisch über Nacht zusammenbrechen, der Preis dürfte folgen. Ich empfehle deshalb, auf Metalle zu setzen, die durchaus von mehreren Zukunftstechnologien nachgefragt werden.

Wie würden Sie in der aktuellen Phase ein Depot strukturieren?

Bezogen auf die strategischen Metalle würde ich mir ein Portfolio aus 5 bis 7 verschiedenen Metallen zusammenstellen. Solche, welche von verschiedenen Zukunftstechnologien nachgefragt werden, welche leicht lagerbar sind, eine mindestens akzeptable Wert-Dichte haben und von denen keine gesundheitliche Gefährdung ausgeht.

Was ist Ihr „strategisches Lieblingsmetall“?

Man soll sich ja in kein Investment verlieben. Es soll ja immer etwas Wahnsinn in der Liebe sein. Doch da auch immer etwas Vernunft im Wahnsinn ist, lautet meine Antwort: Tantal. Das ist alleine ein haptisches Erlebnis, dieses "schwere" Metall in der Hand zu halten.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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