R.I.P. Beate Sander

R.I.P. Beate Sander

R.I.P. Beate Sander - auch als "Börsen-Oma" bekannt.

Ich habe viel von ihr gelernt und sie stets sehr geschätzt - als Mentorin und als Mensch.

Sogar mit ihrer Prognose, dass sie den September nicht überlebt, hat sie Recht behalten.

Sie ruhe in Frieden.

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Es freut mich, dass Frau Sander noch erlebt hat, dass ihr letztes Buch Gutes Gewissen und dennoch erfolgreich veröffentlicht worden ist. Dieses Buch kam Mitte September auf den Markt.

Mit dem Buch hat sie bei mir natürlich offene Türen eingerannt. Denn der Name dieses Blogs "Ethische Rendite" ist Programm. Mir geht es darum, mit Herz und Verstand zu investieren. Und die Lektüre des genannten Buches zeigt, dass Frau Sander da ähnlich tickte wie ich selbst.

Was mir gut gefällt: Frau Sander ist bzw. war in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit nicht päpstlicher als der Papst. Ein Beispiel: Im Buch nennt sie auf S. 31 die Mowi ASA Aktie (früher "Marine Harvest"). Das Unternehmen betreibt Lachsfarmen. Manche Umweltschützer halten die Aktie für nicht nachhaltig, da z.B. Antibiotika in den Lachsfarmen eingesetzt werden. Ich selbst habe mich auch mit der Thematik befasst.

Frau Sander schildert auf der Seite ihre Gedankengänge dazu. Ihr kommt es auf die große Linie, das tragende Geschäftsmodell an. Und das Betreiben von Fischfarmen ist nun einmal nachhaltiger, als das Überfischen der Meere. Zudem gibt es in Skandinavien durchaus gute Bedingungen für eine "umweltverträgliche Zucht von Lachs und Meeresfrüchten." Sie hat Verständnis dafür, dass ein Fischzüchter bei Bakterienbefall nicht zusehen will, wie die Fische durch Krankheit verenden. Per saldo hält sie Mowi ASA deshalb für eine nachhaltige Aktie.

Wer päpstlicher als der Papst sein will, dem rät Frau Sander in dem Buch, "im Alltag an eine nachhaltige Lebensführung zu denken". Mit anderen Worten: Sei selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst. Sie plädiert dafür, kürzere Strecken zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren, auf gesunde Ernährung zu achten etc. - die bekannten Punkte (ich merke, dass Sie Lehrerin war).

Dies in Kombination mit einer Geldanlage, die auf Nachhaltigkeit achtet, aber nicht päpstlicher als der Papst ist, finde ich persönlich sehr passend. Einige ihrer Aktien würde ich aber gewiss nicht als nachhaltig bezeichnen, Stichwort Amazon oder Nestlé. Schade, dass ich dazu nicht mehr mit ihr persönlich diskutieren kann.

Natürlich gilt es, bei der Geldanlage die Hausaufgaben zu machen. Sprich: Kenntnisse zur Fundamentalanalyse, Charttechnik, Gebührenstrukturen etc. sollten vorhanden sein. Diese liefert Frau Sander in ihrem Buch direkt mit.

Hier zeigt sich indes eine gewisse Problematik des Buches:

Denn es ist schwierig, alle Zielgruppen auf einmal anzusprechen. Erfahrenere Anleger/innen können von Abschnitten zum Thema ETFs oder Fonds gelangweilt sein. Anfänger/innen hingegen würden dazu vielleicht sogar noch mehr wissen. Ich sehe das Problem der unterschiedlichen Zielgruppen, hätte selber auch keine Lösung parat, wie dies besser berücksichtigt werden könnte.

Ich selbst habe es bei der Lektüre des genannten Buches so gehandhabt, dass ich die Abschnitte mit grundlegenden Informationen einfach übersprungen habe - es blieb noch genug Lesestoff für Erkenntnisgewinn.

Insofern meinerseits ein Daumen hoch für Beate Sanders letztes Buch:

Gutes Gewissen und dennoch erfolgreich

Frau Sander und ich publizierten beim gleichen Verlag - ich möchte zum Abschluss des Beitrags aus einer Pressemitteilung des Verlags zitieren:

Die Münchner Verlagsgruppe trauert um Beate Sander. Wir haben eine energische und lebenskluge Autorin verloren. Die Zeit, die wir mit ihr verbringen durften, war immer wertvoll und lehrreich. Am 28.09.2020 ist Beate Sander im Alter von 82 Jahren nach langer und schwerer Krankheit friedlich eingeschlafen. Sie hatte ihrem Körper mit eisernem Willen und mit ihrer Freude am Leben noch viele produktive Jahre abgerungen. Ihre Disziplin und Schaffenskraft sind uns Vorbild.

Beate Sander erlebte als Kind den 2. Weltkrieg, flüchtete mit 13 Jahren aus der DDR, das Abitur durfte sie nicht machen. Über die Begabtenprüfung schaffte sie den Zugang zum Lehramt, wurde Realschullehrerin für Wirtschaft. Mit der Pensionierung setzte sie ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis um und investierte ihre Ersparnisse an der Börse – erfolgreich. Ihre Kenntnisse gab sie in zahlreichen Büchern weiter. Ihr erfolgreichstes und wirkmächtigstes Buch, der Aktien- und Börsenführerschein, ist bereits in der zehnten Auflage erschienen. Bis zuletzt, um ihr eigenes baldiges Ende wissend, schrieb sie für eine lebenswerte Zukunft und über klimafreundliche und nachhaltige Geldanlage.

Beate Sander gilt unser aufrichtiger Dank für ihr Werk, das über 30 Bücher umfasst, die im FinanzBuch Verlag erschienen sind. Ihren Kindern und Verwandten gilt unser Mitgefühl. Wir trauern mit ihnen.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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