Rezension: Durchs irre Germanistan

Rezension: Durchs irre Germanistan

Neulich geschah es, dass mich eine Krankheit einige Tage darnieder warf . Gemäß Yin- und Yang-Philosphie hat ein Übles durchaus auch etwas Gutes. Und in der Tat: Ich fand die Zeit, das neu erschienene Buch von Henryk M. Broder zu lesen.

Dieses Buch "Durchs irre Germanistan" (übrigens ein SPIEGEL-Bestseller) hat Herr Broder zusammen mit Reinhard Mohr geschrieben. Das Buch ist in recht kurze, gut lesbare Kapitel von jeweils nur 2 bis 4 Seiten eingeteilt und umfasst gut 220 Seiten.

Die Lektüre dieser Neuerscheinung war aus meiner Sicht in der Tat etwas "Gutes", denn Broders Formulierungskunst und gute Beobachtungsgabe kombiniert mit dem Sinn für eine gute Geschichte sowie feinem Humor bereiteten mir höchstes, durchaus kurzweiliges Lesevergnügen.

Der Autor stellt direkt zu Beginn klar, dass sein neues Buch keineswegs das Ergebnis aufwendiger Recherche sei. Es sei vielmehr das Ergebnis des tägichen Konsums von frei zugänglichen Massenkommunikationsmitteln.

Und so nehmen sich die Autoren  in Dutzenden kurzen Kapiteln entsprechende Medienereignisse in der Bundesrepublik der Jahre 2021 bis 2023 vor.

  • Da sinniert Broder beispielsweise darüber, ob der oft zitierte Fachkräftemangel zum derzeitigen Bundespräsidenten geführt hat.
  • Der Autor erläutert zudem, wieso er bei dem Wort "Erinnerungskultur" Blutdruckprobleme bekommt und er sinniert über die Absicht der Innenministerin, den Begriff "Heimat" so zu definieren, dass er "offen und vielfältig ist" und ausdrücken soll, dass "Menschen selbst entscheiden, wie sie leben, glauben und lieben wollen".

Dem setzt Broder bzw. Reinhard Mohr den Heimatbegriff von Franzosen und Italienern entgegen - die Heimat als den Ort definieren, wo man sich zu Hause fühlt. Hierzulande hingegen sollen eine seit Jahrhunderten gewachsene KIultur nun andere "strukturell" ausgrenzen. Fazit Broders: "Viel wichtiger ist, dass wir jetzt Tempo beim Einbau von Wärmepumpen machen."

Natürlich nimmt Broder nicht nur die Innenministerin, sondern zahlreiche Politiker/innen aufs Korn. Was sich seiner Ansicht nach Bahn bricht, ist der Totalitarismus der Besorgten, die im Namen ´künftiger Generationen´ auftreten, um sich selbst zu ermächtigen, Gebote und Verbote auszusprechen.

Broder ist laut seiner Aussage "moralisches Übermenschentum verdächtig". Einer von drei Hauptteilen des Buches umfasst deshalb Texte zum Thema "Moralismus als neue Gratis-Tugend - die gute Absicht zählt".

Bei der Lektüre des Buches blieb mir an einigen Stellen das Schmunzeln gewissermaßen im Halse stecken ob der Absurditäten mancher bundesdeutscher Politiker/Prominenter. Wie gut, dass es da Henryk M. Broder gibt. Was wäre Deutschland ohne ihn? Er beantwortet dies selbst, Zitat:

"Hätten meine Eltern nicht überlebt, wäre ich nicht da, dann wäre Deutschland nicht ganz so bunt und vielfältig wie es heute ist, dafür aber eine Spur harmonischer."

Wenn ich so abstruse Meldungen lese wie diese, dass die Innenministerin für die Olympischen Spiele 2036 in Berlin eintritt, um exakt 100 Jahre nach den Berliner Olympischen Spielen "die Geschichte begleitend aufzuarbeiten" (wer soll hier wen "begleiten"?), dann bin ich froh, dass mit Henryk M. Broder jemand solche Abstrusitäten mit Biss und Intellekt kommentiert. Das erspart es mir, mich aufzuregen - stattdessen kann ich (grimmig) schmunzeln. So mir das Lächeln nicht manchmal im Halse stecken bleibt. Ein Lesegenuss ist Broder für mich nach wie vor.

Insgesamt für politisch Interessierte Leseempfehlung meinerseits für:

Henryk M. Broder: Durchs irre Germanistan

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie bei Interesse unter diesem Link

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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