The Joys of Compounding

The Joys of Compounding

Ich habe seit Jahren eine "to read"-Liste. Interessanterweise wird die manchmal länger, obwohl ich einiges von der Liste gelesen habe: Und zwar dann, wenn ich durch die Lektüre auf anderen interessante Bücher aufmerksam werde und diese dann ebenfalls auf der "zu lesen"-Liste landen.

Sie können sich denken, dass ich das nicht erwähnen würde, wenn es nicht einen aktuellen Aufhänger geben würde. Den gibt es: Denn  neulich las ich ein Buch auf dieser Liste (ich weiß nicht mehr, wie es darauf gekommen ist), das mir wirklich gut gefallen hat!

Es geht um "The Joys of Compounding" des indischen Value Investors Gautam Baid.

Die große Linie des Buchs lautet in etwa: Machen Sie sich den Zinseszins-Effekt (grob gesagt "Compounding") zunutze. Wie schon Albert Einstein sagte, der Zinseszins gleicht einem Weltwunder. Wir Menschen denken tendenziell linear, unterschätzen exponentielles Wachstum.

Dabei hätte ich das Buch zu Beginn der Lektüre beinahe beiseite gelegt, weil ich über einige Aussagen den Kopf schüttelte.

So merkt der Autor an einer Stelle sinngemäß an, dass es die Aufgabe von Value Investoren sei, die höchstmögliche Rendite mit einem Minimum an Risiko zu erzielen.

Das ist eine Aussage, bei der ich normalerweise zumindest innerlich den Kopf schüttele.

Auf Fragen der Art "nennen Sie mir eine super Empfehlung mit super Potenzial, aber kaum Risiko" pflege ich sinngemäß zu antworten: Das gibt es nicht.

• Wenn Sie die Chance auf überdurchschnittliche Renditen haben möchten, dann müssen Sie eben auch ein gewisses Risiko eingehen.
• Und wenn Sie kaum ein Risiko eingehen wollen, dann wird das mit den grandiosen Chancen eben nichts.

Was mir zu Beginn auch nicht gefiel: Der Autor lobt Warren Buffett fast schon "extrem". Gewiss, ich verehre Warren Buffet auch. Aber im Buch wird er schon sehr stark gelobt, wie standhaft er seinen Prinzipien geblieben sei, bester Investor aller Zeiten etc. pp....etwas weniger Superlativ wäre mir da lieber gewesen. Aber das ist ja nur meine Ansicht.

Was mir wiederum gut gefiel:

Der Autor beginnt gar nicht mit dem Investieren - sondern beim Thema "Mindset". Er erläutert, warum es wichtig ist, lebenslang zu lernen. Denn auch da kommt es zu einer Art Zinseszinseffekt, wenn Neuronen an bereits vorhandenes Wissen anknüpfen können.

Und so lässt sich Schritt für Schritt der eigene "circle of competence" erweitern. Am besten, wenn es um Dinge geht, mit denen man/frau sich gerne beschäftigt und ergo auch gerne dazu liest.

Das Lesen sei auch z.B. von Warren Buffett eine wichtige Eigenschaft, die der Autor dringend empfiehlt. Kann ich nur unterstreichen (wobei es heutzutage ja auch über Dinge wie Hörbücher oder Podcasts geht).

Gut gefiel mir auch, dass der Autor immer wieder persönliche Anekdoten zu bestimmten Themen einfließen lässt und sich nicht zu schade ist, auch von seinen Fehlern zu berichten.

So können wir als Leser hoffentlich von seinen Fehlern lernen - das machte ihn mir durchaus sympathisch.

Es geht dem Autoren auch um Dinge, die man nicht unbedingt teilen muss - so setzt er lieber auf Qualitätsaktien zu einem fairen Preis als auf "Abrissaktien" zu einem günstigen Preis.

Seine Anmerkungen zum Thema Risiko-Management fand ich für Privatanleger sehr passend.

Und sein gewissermaßen ganzheitlicher Ansatz gefiel mir. Denn er verweist auch auf die Wichtigkeit von Gedanken und Gewohnheiten und auch dem Umgang, den man hat. Die fünf Personen, mit denen man die meiste Zeit verbringt, prägen einen durchaus stark...also darauf achten, wer (außerhalb der eigenen Familie natürlich) diese Personen sind...

Insgesamt ein Buch mit Erkenntnisgewinn zu den Thema Value Investing, persönliche Lebensführung, Motivation...

...welches mich durchaus an mehreren Stellen zum Nachdenken gebracht hat.

Deshalb von meiner Seite aus klares Daumen hoch (sofern Sie die englische Sprache nicht abschreckt) für:

Gautam Baid: The Joys of Compounding (hier bei Interesse der Link zum Herausgeber, kein Werbelink)