
WashTec HV: Hier der Überblick zur HV
Die Einladung zur Hauptversammlung (HV) der WashTec AG klang zunächst harmlos und nett. Am 18. Mai soll es soweit sein, leider nicht mit „physischer Präsenz“ der Aktionäre im schönen Augsburg, sondern rein virtuell.
Ansonsten neben Standard-Tagesordnungspunkten wie Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand oder Billigung des Vergütungssystems auch was Nettes für die Aktionäre.
Thema Dividendenvorschlag: Da werden von Vorstand und Aufsichtsrat 0,99 Euro je Aktie vorgeschlagen. Da aber die Dividende im Vorjahr ausfiel, soll es eine Sonderdividende von 1,31 Euro je Aktie geben. Zusammen wären das dann also 2,30 Euro je Aktie.
Hier die Einladung zur WashTec HV
Nett soweit. Auch nett die aktuelle Prognose von WashTec, die diese Woche gemeldet wurde. Im Bereich der Großkunden läuft es aktuell offensichtlich besser. Die Prognose für 2021 lautet deshalb, dass der Umsatz und das Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) um mindestens 5% steigen werden.
Nun aber zu der Frage, warum die kommende HV von WashTec spannend wie ein Krimi werden könnte – für HV-begeisterte Nerds wie mich zumindest.
Denn es gibt da ein sogenanntes „Tagesordnungsergänzungsverlangen“ (ich liebe unsere Muttersprache). Was das ist: Wenn ein Aktionär (oder mehrere zusammen) mindestens 5% des Grundkapitals oder mindestens 500.000 Euro Anteil am Grundkapital halten, dann können sie verlangen, „dass Gegenstände auf die Tagesordnung gesetzt werden“. Geregelt wird das im Aktiengesetz (Paragraph 122). Ich spreche hier von der bundesdeutschen Regelung - wie das bei unseren Brüdern und Schwestern in Österreich und Schweiz ist, weiß ich nicht.
Hier wäre das ab 174.713 WashTec Aktien der Fall, wie WashTec selbst erläutert.
Und, Sie ahnen es schon: Genau das hat jemand gemacht.
Die Aktionärin „Paradigm Capital Value Fund SICAV“ mit Sitz in Senningerberg, Luxemburg stellte einen solchen Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung.
Und zwar will diese Aktionärin laut dem online gestellten Antrag das Grundkapital von WashTec aus Gesellschaftsmitteln um 50 Mio. Euro auf 90 Mio. Euro erhöhen. Es sollen aber keine neuen Aktien ausgegeben werden – stattdessen sollen 50 Mio. aus der Kapitalrücklage in Grundkapital umgewandelt werden. Dann würde sich der Euro-Betrag jeder Aktie am Grundkapital erhöhen.
Doch direkt danach soll es wieder eine Kapitalherabsetzung geben um 50 Mio. Euro – die Mittel sollen in die „freie Kapitalrücklage“.
Warum der ganze Zirkus?
Vielleicht deshalb: Nach dieser Aktion wären zig Millionen in der freien Kapitalrücklage – und könnten von da als Dividende ausgeschüttet werden. Vielleicht will das die Aktionärin dann später.
Vorstand und Aufsichtsrat von WashTec teilten bereits mit, dass sie strikt dagegen sind. Sie möchten keineswegs eine solche freie Kapitalrücklage ausschütten. Lieber so lassen wie es ist, denn, Zitat:
„Das Eigenkapital ist außerdem Garant für schwierige Zeiten und bildet die Basis für Zukunftsinvestitionen.“
Und hier die Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zum Ergänzungsverlangen
Wie werden das die anderen Aktionäre sehen? Schade, dass es keine Präsenz-HV ist, denn das könnte vor Ort sehr spannende Diskussionen geben! Voraussichtlich am 18. Mai wissen wir dann mehr.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.