Wasserstoff jetzt?
"Wasserstoff jetzt! Die Lösung unseres Energieproblems" - so der Untertitel der Buch-Neuerscheinung "Das Feuer des Wassers" von Timm Koch. Hier meine Rezension:
Das Thema interessiert mich sehr - denn Wasserstoff sehe ich durchaus als ein wichtiges Element unseres zukünftigen Energiesystems. Von mir aus hätte die "E-Auto" Phase auch direkt übersprungen werden können - stattdessen direkt hin zu Wasserstoff-Autos (mit Brennstoffzelle).
Eine Anmerkung vorab:
Nützliches Grundlagenwissen zum Thema Wasserstoff habe ich unter anderem durch die sehr lesenswerte Publikation "Wasserstoff und Brennstoffzellen" von Sven Geitmann und Eva Augsten erlangt (hier meine Rezension dazu).
Das neue Buch von Timm Koch zu der Thematik geht zwar auch um die Vermittlung von Fakten zum Thema Wasserstoff. Wem es in erster Linie darum geht, dem/der rate ich indes zum Buch von Geitmann/Augsten.
Die Stärke des neuen Buchs von Timm Koch - er ist schließlich Philosoph, kein Naturwissenschaftler - liegt in anderen Bereichen.
Und zwar prangert er "greenwashing" ebenso an wie Lobby-Arbeit der Energiekonzerne gerade auch in Deutschland sowie Dinge wie das, was er "CO2-Falle" nennt.
Timm Koch vermag es zudem, spannend und gut lesbar zu schreiben.
Spannend? Ja: Wenn er zum Beispiel seinen Besuch bei einem deutschen Wasserstoff-Pionier im Westerwald schildert, dann hatte ich regelrecht das Gefühl, mit dabei gewesen zu sein.
Er bringt dann kleine Details wie eine Kurz-Charakterisierung des Ortes inklusive Bürgermeister. Was das mit dem Thema Wasserstoff zu tun hat? Wenig bis nichts! Aber es steigert den Lesegenuss erheblich.
Der Autor ist selbst seit Längerem im Bereich Energie/Wasserstoff aktiv. Dazu gehörte auch, dass er in seiner Heimat am schönen Mittelrhein gegen ein Windenergie-Projekt vorging. Gegen?
In der Tat: Er hält Windenergie in bestimmten Standorten durchaus für sinnvoll. Aber doch nicht im Siebengebirge (das ich übrigens sehr liebe), ohnehin relativ windarm, wo dafür altehrwürdige Bäume (die als Brutstätten dienen) weichen müssen. Das ist aus meiner Sicht kein St. Florians-Prinzip, denn der Autor hat einen konstruktiven Ansatz und beschreibt bessere Möglichkeiten.
Gut gefallen hat mir beispielsweise der Vorschlag einer Solar-Überdachung unserer Autobahnen. Und die Verminderung der Sonneneinstrahlung und von Niederschlägen auf die Fahrbahn würde auch die Wartungskosten der Fahrbahn verringern. Laut dem Autoren werden solche Pilotprojekte vom Fraunhofer Institut angedacht.
Das Inhaltsverzeichnis. Quelle: Verlag
Die Sonne scheint bekanntlich nicht Nachts - und da kommt Wasserstoff ins Spiel. Tagsüber kann mit überschüssigem Strom Wasserstoff produziert werden (per Elektrolyse). Dieser Wasserstoff kann dann unabhängig vom Tageslicht zur gewünschten Zeit in Brennstoffzellen eingesetzt werden, auch in Häusern oder eben Fahrzeugen.
Diese Neuerscheinung punktet meiner Ansicht nach durch das Anprangern von Missständen in Bereichen wie Lobbyismus, Macht von Energie- und Autokonzernen und einer Politik, bei der man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte.
Wie üblich sehe ich nicht alles so wie der Autor - was ja auch gar nicht notwendig ist. Er hat jedenfalls bei mir dazu geführt, die eigenen Positionen zu überdenken. Und wenn ein Autor das schafft, ist das für mich schon ein Wert "an sich" (Kant...).
Eine Kleinigkeit: Ich bin jemand, der sich auch das Quellenverzeichnis anschaut und z.B. genannte Artikel dann im Original anschaut. Da hätten kleinere Fehler vermieden werden können. Zum Beispiel suchte ich vergeblich einen Artikel, der sich laut Quellenverzeichnis bei www.smartworld.de befindet. Die Seite heißt allerdings www.smarterworld.de. Nun ja, Kleinigkeiten, gewiss.
Deshalb insgesamt eine klare Leseempfehlung meinerseits für:
Timm Joch: Das Feuer des Wassers
Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse in Form einer PDF-Datei unter diesem Link.
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.