Alles rund ums Wochenbett

Alles rund ums Wochenbett

von Sabine Jacobi

Ich möchte meine Rezension der aktualisierten Neuauflage von Alles rund ums Wochenbett mit dem Ausschnitt aus einem Gedicht von Hermann Hesse beginnen:

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Denn ein "Aufbruch" und ein drastischer Wandel meines Lebens war die Geburt und das sogenannte Wochenbett meines ersten Kindes.

Ich wünschte, ich hätte dieses Buch schon damals gelesen.

Denn die Autorin ist erfahrene Hebamme und gibt aus ihrer jahrzehntelangen Praxiserfahrung wertvolle Tipps für frisch"gebackene" Mütter. Das Buch halte ich zudem auch für die dazu gehörigen Väter des Kindes lesenswert, da sie sich danach vielleicht etwas besser in die Lage von Müttern im Wochenbett hineinversetzen können.

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis. Quelle: Mankau Verlag

Der Untertitel des Buchs bringt auf den Punkt, um was es geht:

Hebammenwissen für die ersten 100 Tage nach der Geburt

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Bereits da können erste Rituale mit dem Baby durchgeführt werden. Diese Zeit sollte ohnehin im Hinblick auf die Bindung Mutter - Kind (sogenanntes "Bonding") nicht unterschätzt werden.

Für mich interessanter wurde es dann, als es um die Zeit im eigenen Haus mit Säugling, eben das "Wochenbett", ging.

Hier hat mich besonders der liebevolle Ton der Autorin angesprochen, gepaart mit einer vertrauenserweckenden Ausstrahlung von Kompetenz. Sie wirkt nicht mit erhobenem Zeigefinger belehrend, sondern eher freundlich und mitfühlend praktische und für Mütter wertvolle Tipps gebend.

Und ganz groß würde ich im Hinblick auf dieses Buch das Wort "Nutzwert" schreiben.

Gewiss, die Zielgruppe ist eng/klar begrenzt: Junge Mütter oder solche, die es bald werden möchten.

Diese werden von der Autorin bildlich gesprochen an die Hand genommen. Für eine niedrige Einstiegshürde sorgt auch die gute Strukturierung des Buchs und das Vermeiden von "Fachchinesisch". Sehr nützlich fand ich auch die gut 25 Seiten "Fragen und Antworten", die wiederum nach dem Zeitpunkt im Wochenbett aufgeteilt sind.

Zwischendrin gibt es immer wieder praktische Tipps, von "Übungen für die Wochenbettzeit" oder "Halt und Beruhigung geben" nach Mauri Fries.

Für mich eine klare Leseempfehlung für diejenigen Frauen, welche zur Zielgruppe gehören, für:

Viresha J. Bloemeke: Alles rund ums Wochenbett

Meine persönliche Anmerkung: Mütter - und Väter! - sollten das Wochenbett ernst nehmen. Die wenigen Wochen, in denen die Babys so ganz klein sind, sollten sie intensiv und mit möglichst viel Ruhe (in Bezug auf die Außenwelt) genießen. Das Buch vermittelt diese Botschaft.

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Zudem danken wir dem Verlag dafür, dass wir das unten stehende Interview mit der Autorin hier wiedergeben dürfen.

Interview mit der Hebamme, Heilpraktikerin und Trauma-Therapeutin Viresha J. Bloemeke

Ihr Standardwerk „Alles rund ums Wochenbett“ erscheint nun in einer aktualisierten und überarbeiteten Neuauflage im Mankau Verlag. Was ist neu an diesem bewährten Ratgeber, und an wen richtet sich Ihr Buch?

Viresha J. Bloemeke: Das Buch richtet sich vor allem an werdende und gewordene Eltern und bezieht jetzt stärker auch Familien mit zwei Müttern ein. Neu sind die liebevolle Gestaltung und die Aktualisierung der Web-Tipps und Literatur-Empfehlungen. Es wird auch gern im Unterricht von Hebammenschülerinnen genutzt.

Ihr Buch wird inzwischen als praktischer Ratgeber und wertvoller Begleiter auch von vielen Hebammen genutzt und empfohlen. Welche Erfahrungen haben Sie selbst dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben?

Viresha J. Bloemeke: Nach vielen Jahren Autofahrten vom Haus einer Wöchnerin zur nächsten in Hamburg und Umgebung legte ich mir irgendwann ein Heft auf den Beifahrersitz und sammelte darin die Themen, nach denen ich immer wieder gefragt wurde, und die Holpersteine auf der Reise der Neufindung als Familie, die ich beobachten konnte. So vieles wiederholte sich, dass ich dachte, eine gründlichere Vorbereitung für diesen Lebensabschnitt wäre sinnvoll!

„Wochenbett“ ist eigentlich ein alter Ausdruck für die Zeit, die Mütter nach der Geburt früher noch im Bett verbringen mussten. Welche Bedeutung haben diese ersten Wochen für Eltern und Kind, und was verstehen wir heute unter dieser so wichtigen Phase?

Viresha J. Bloemeke: Ja, das wirkt wirklich wie ein sehr altmodisches Wort und passt offenbar nicht in das Tempo und die Ansprüche unserer Zeit. Aber das, was in diesen sechs bis zwölf ersten Wochen nach der Ankunft eines Kindes in der Familie an grundlegenden Lern- und Veränderungsprozessen stattfindet, lässt sich nicht modernisieren, straffen oder effizienter machen. Dieser Neufindung im Leben aller Beteiligten Raum, Ruhe und Zeit zu geben, ist weiterhin wie ein „Aus der Zeit fallen und auf einem anderen Stern landen“. Nach drei bis fünf Tagen auf der „Wochenstation“ geht’s zwar nach Hause, aber da fängt es erst richtig an!

In der sogenannten „Wochenbettzeit“ finden entscheidende Prozesse für Mütter, Partner, Familien und Neugeborene statt, die für alles Weitere vorbereiten. Welche sind das, und wie lassen sich diese Phasen erfolgreich bewältigen?

Viresha J. Bloemeke: Im Buch sind diese Prozesse in sechs Kapiteln beschrieben, die natürlich nicht getrennt voneinander verlaufen: 1. Kennenlernen und Knüpfen eines lebenslangen Bandes mit einem neuen Menschen, 2. Annehmen seiner vorläufigen Abhängigkeit von Liebe, Nahrung und Pflege rund um die Uhr, 3. Verarbeitung des Geburtserlebnisses, 4. Körperliche Umstellungs- und Heilungsprozesse bei der Mutter, 5. Erfahrungen mit Milchbildung und Stillen, und 6. Anpassung an eine neue Familiensituation. Allein schon diese sechs Bereiche in ihren zeitlichen Abläufen und Erscheinungsbildern vorbereitend kennenzulernen und sich auch mit allen ihren möglichen Hürden und Hilfswegen zu beschäftigen, hilft schon, sie anzunehmen und sich in Geduld und Staunen zu üben!

Trotz eines umfassenden und kaum überschaubaren Angebots an Informationen über Schwangerschaft und Geburt sind junge Eltern von diesem Lebensereignis häufig überfordert. Woran liegt das, und was müsste sich ändern, um diese Lebensphase wirklich auszukosten?

Viresha J. Bloemeke: Meiner Meinung nach sind viele junge Menschen auf die Erfahrung der Elternschaft und auf die dafür erforderlichen Werte und Qualitäten in sich selbst nicht wirklich vorbereitet. Für diese Wunder-Zeiten der Schwangerschaft, der Geburt und des Lebens mit Kindern auch wieder nur Wissen anzusammeln und sich an ein Kontroll-System zu wenden, das bemisst und normiert, ist begrenzt und einfach nicht genug. Was müsste sich ändern? Eine große Frage. Für mich ist es an der Zeit, Bewusstheit für die Kostbarkeit allen Lebens und Demut zu entwickeln, statt nur nach Erklärbarkeit und Machbarkeit zu fragen, und wieder Verbindung zu finden zu dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält“.

„Alles rund ums Wochenbett“ gibt nicht nur konkrete Tipps für die Babypflege und ‑gesundheit oder für das Wohlbefinden der Eltern, sondern ist auch ein Plädoyer für eine bessere Geburts- bzw. Wochenbettkultur. Was ist Ihre Hoffnung für einen „Wertewandel aus dem Wochenbett“?

Viresha J. Bloemeke: Ähnlich meiner letzten Antwort wünsche ich mir Eltern, die bei ihrer Neufindung auch als Paar staunend neue Werte und Qualitäten in sich entfalten können und im Halt gebenden Begleiten des Wachsens und Entfaltens ihrer Kinder sich des Wunders vom Leben bewusst sind. Vielleicht ist das Wochenbett die Wiege gesellschaftlicher Veränderung: von einem Wandel, der wirkliche Gleichwertigkeit von Mann und Frau in ihrer Verschiedenheit hervorbringt, ein Wandel, in dem Menschen sich entwickeln, die nicht auf den Schienen von Rollenmustern und verfestigten Vorstellungen fahren, sondern bewusst und gegenwärtig miteinander wertschätzenden Umgang finden. Sodass die Kinder in eine lebenswerte Zeit hineinbegleitet werden und sich erhalten können, was sie mitgebracht haben: eine wunder-volle Welt voller Liebe, Schönheit und Staunen!

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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