Eine kleine Geschichte aus Bulgarien
Vertrauen in die Menschheit: wiederhergestellt
In Bulgarien traf ich auch einen der bemerkenswertesten Menschen, welche ich jemals getroffen habe.
Einen Mann namens Dobri Dobrev, welcher zum Zeitpunkt unseres Treffens 99 Jahre alt war. Er hatte seinen Vater im Ersten (!) Weltkrieg verloren.
Er bittet in Sofia um Almosen. Man könnte ihn einen Bettler nennen – die Sache ist allerdings diese:
Dobri Dobrev spendet den Angaben vor Ort zufolge seit Jahrzehnten 100% des Geldes, welches er erhält, für gute Dinge – wie die Renovierung eines Waisenhauses oder alter Kirchen. Er selber lebt ein sehr einfaches Leben, wozu er mit der geringen staatlichen Rente auskommt.
Ich habe ihn in der beeindruckenden Aleksander Nevski Kathedrale in Sofia getroffen – er soll alleine für die Renovierung dieser bemerkenswerten Kirche im Laufe der Jahre umgerechnet 17.000 Euro gegeben haben.
Er trägt einfache, selbst gemachte Kleidung, und ich empfand um ihn herum eine Aura des Glücks und der Heiligkeit. Ich hatte das Glück, mit Hilfe einer Übersetzerin mit ihm zu sprechen und seinen Rat in einer privaten Angelegenheit einzuholen. Wir trennten uns, indem wir uns gegenseitig die Hände küssten.
Und wenn das nicht so pathetisch klingen würde, dann würde ich schreiben: Ja, es gibt noch Heilige unter uns, öffnen Sie nur Ihre Augen.
Dobri Dobrev
Nachtrag: Am 13. Februar 2018 starb Dobri Dobrev im Alter von 103 Jahren. Er ruhe in Frieden.