Rezension: Blockchain 2.0

Rezension: Blockchain 2.0

"Also lautet ein Beschluß, Daß der Mensch was lernen muß."

An diesen Spruch aus "Max und Moritz" dachte ich neulich, als ich mich an die Lektüre von Blockchain 2.0 machte, um bestehende Wissenslücken zu diesem Thema zu verringern.

Denn was ist eigentlich "Blockchain"? Laut dem Herausgeber ist dies "ja spätestens seit dem Bitcoin-Hype irgendwie fast jedem ein Begriff als `irgendeine Verschlüsselungstechnologie´“.

Man hört Sprüche der Art, Blockchain könne die Welt revolutionieren.

Insofern dachte ich mir, die Lektüre des Werkes eines Kenners der Materie (Dr. Julian Hosp) zu diesem Thema könnte nützlich sein, zumal der Unteritel "einfach erklärt - weit mehr als nur Bitcoin" mir in dem Kontext zusagte.

Das Buch umfasst inhaltlich gesehen vereinfacht gesagt zwei Teile. So wird im ersten Teil erläutert, was Blockchain überhaupt ist. Im zweiten Teil werden dann diverse Anwendungsmöglichkeiten (aus Sicht des Autors) genannt.

Der erste Teil geht nicht in die Tiefe, sondern erläutert grundlegende Begriffe, ohne großartig entsprechendes Fachwissen vorauszusetzen. Für mich persönlich war das passend! Ich wusste nämlich vorher keineswegs genau, was eigentlich ein dezentraler Ledger ist oder wie das mit den private und public keys funktioniert. Es spricht für den Autoren, z.B. den Bereich Kryptografie recht anschaulich zu schildern. Wer sich mit der Materie allerdings bereis auskennt, für den bleibt Dr. Julian Hosp wahrscheinlich zu sehr an der Oberfläche.

Im zweiten Teil werden mögliche Anwendungsgebiete von Blockchain erläutert. Da bin ich abwechselnd verhalten optimistisch mit "Aha-Effekt" - und manchmal gruselt es mich allerdings regelrecht. Ein Beispiel für das "Gruseln": Wenn der Autor eine "Lösung" für "Gerichte" bringt, die so lautet:

Anstatt Richter über etwas urteilen zu lassen, könnte das Gesetz als Computercode einprogrammiert werden. Die Fälle könnten extrem schnell, günstig und effizient aufgearbeitet werden

- mit der Einschränkung, dass es zunächst entsprechende Fortschritte bei der KI (Künstliche Intelligenz) geben muss...

Blockchain 2.0

Eine solche Vision mag für manche erstrebenswert sein, nach dem pathetisch klingenden Motto, "die Welt revolutionieren".

Eine Welt, in der Urteile durch Algorithmen gefunden werden, wirkt auf mich persönlich allerdings eher wie eine Dystopie denn wie eine erstrebenswerte Zukunft.

Auch die angestrebte Lösung, statt in Grundbüchern Immobilienbesitz per Blockchain zu dokumentieren, überzeugt mich nicht. Der Autor verweist selbst darauf, dass bei einem Pilotprojekt durch einen "Bug" "mehrere Immobilienbenutzer ihre Immobilien auf der Blockchain verloren". So kam es zu "einer ansonsten extrem seltenen Rückabwicklung".

Schön für die Betroffenen, dass es nur ein Pilotprojekt war...

Es gibt aber auch Bereiche, in denen Blockchain durchaus sinnvolle Dienste leisten könnte...sei es bei bestimmten Smart Contracts oder beim Speichern von Impfpässen per Blockchain. Letztlich ist es aber da auch entscheidend, wie sicher der "private key" ist.

Es spricht für den Autoren, dass er auch die Risiken möglicher Anwendungsgebiete anspricht. Letztlich sieht er aber meinem Eindruck zufolge eher die Chancen als die Risiken - was kaum verwunderlich ist, schließlich ist er im Bereich Blockchain/Kryptowährungen sehr aktiv und laut eigenen Angaben Co-Founder von TenX. Mit anderen Worten: Er profitiert vom Thema Blockchain.

Insgesamt ein durchwachsenes Fazit meinerseits. Ich habe einige Grundlagen zum Thema Blockchain lernen können, in Bezug auf diverse genannte Anwendungsgebiete bin ich allerdings skeptisch. Letztlich war das Buch allerdings auch diesbezüglich nützlich, denn wie sonst als im Reiben mit anderen Ansichten kann sich die eigene Meinung überhaupt herausbilden?

Blockchain 2.0

Mit freundlichem Gruß!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

P.S. In einer Publikation der Deutschen Bank zum Thema Kryptowährungen/Blockchain habe ich dieses Bonmot gefunden, ich zitiere:

Wenn Bitcoin nur eine digitale Information ist, wieso halten dann alle diese einzelne Information für einen Coin einer Währung? Die Antwort lautet: Nur deshalb, weil alle denken, dass alle glauben, dass die Information eine Währung ist.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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