Rezension: Burgen der Kölner Erzischöfe

Burg Rheinland

Rezension: Burgen der Kölner Erzischöfe

Bekanntlich besitzt das Rheinland ein reiches Erbe an mittelalterlichen Burgen. Und da man sich ja bemüht, kein reiner Fachidiot zu werden, las ich heute das neue Büchlein Burgen der Kölner Erzbischöfe, um mich diesbezüglich etwas weiter zu bilden. Hier nun meine Einschätzung dieses Buches:

Da lockte mich zum einen - unter uns - der geringe Umfang: Ca. 80 Seiten lediglich mit diversen Abbildungen mittelalterlicher Burgen aus dem ehemaligen "Kurköln" (eines der sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reichs). Auf diese Weise erhoffte ich mir, innerhalb eines Nachmittags Wissen zu dieser Thematik anzueignen.

Motivation dafür ist meinerseits das, was Hippolyte Durand aus meiner Sicht treffend formuliert hatte, ich zitiere:

"Ein unendlicher Zauber begleitet den Reisenden in diesen Gauen… Man muss nicht Deutscher sein, um die Traurigkeit, die Schönheit, die Schwermut gewaltig zu fühlen, aber man begreift leicht die schwärmerische Liebe, die diese Ufer im Herzen eines Deutschen erwecken, dessen Geburtsland sie sind."

Hier meine Einschätzung: Ich habe durch das Büchlein in der Tat einiges zur Thematik gelernt. So lässt sich die Zahl der Burgen im Einflussgebiet Kölner Erzbischöfe vom 10. bis zum 13. Jahrhundert auf sage und schreibe 506 Anlage beziffern. Nun ist "Burg" in diesem Kontext nicht immer eine steinerne Ritterburg mit Bergfried und Zugbrücke. Zu genannten Anlagen zählen auch die sogenannten "Motten" - kleiner Hügel, Holztrum drauf, Palisaden darum herum, so in etwa.

Auch konnte ich dem Buch entnehmen, dass es ab der Mitte des 14. Jahrhundertes bei den Landesburgen der Region bestimmte Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen Burgen des Heiligen Römischen Reichs gab. So soll der Grundriss meist regelmäßig gewesen sein, und Ziegel ein vorherrschendes Material gewesesen sein.

Eine der Burgruinen des Kurfürstentums Köln

Kann ich das Büchlein also an rheinischen Burgen Interessierten empfehlen? Klares Jein.

Denn richtig überzeugt hat mich das Konzept nicht. Es ist gewissermaßen nichts Halbes und nichts Ganzes. Weder ein leicht lesbarer Überblick noch ein umfangreiches Werk zum Schmökern oder eine ausschließlich wissenschaftliche Abhandlung mit neuen Erkenntnissen.

Ein Beispiel: Im Kapitel "Die Burgenpolitik der Kölner Erzbischöfe" werden seitenlang im Fließtext die diversen Erzbischöfe und deren Burg Erwerbungen bzw. Verluste abgehandelt. Für einen Überblick aber ist mir dies zu detailliert und auch nicht leserfreundlich aufbereitet.

Dass Friedrich I. Schwarzenburg z.B. im Jahr 1117 die Burge Meregelpe bei Kranenburg als Lehen an die Grafen von Kranenburg vergeben hat, ist solch eine Information. So etwas finde ich in einem Überblicks-Bändchen zu den Burgen von Kurköln unpassend. Es gibt auch im späteren Verlauf des Buches solche meiner Ansicht nach zu detaillierten Angaben - Beispiel Burg in Andernach - welches Wappen da der Schlussstein des Sterngewöbels im ersten Stockwerk trägt, interessiert mich herzlich wenig.

Dafür finden sich hingegen kaum Angaben zu waffentechnischen Entwicklungen und der Einordnung der größeren politischen Lage von Kurköln, auch das Thema Wirtschaft kommt so gut wie gar nicht vor, von Alltagsgeschichte ganz zu schweigen. Gewiss, die Darstellungen einiger Burgen gefallen mir sehr gut (das Titelbild dieses Beitrags ist allerdings aus meinem Privatarchiv) und ich habe auch einige interessante Aspekte lernen können.

Insgesamt ein durchwachsenes Fazit von mir für Burgen der Kölner Erzbischöfe.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

Mehr über mich

You must be logged in to post a comment.