Rezension: Daichi und Aiko

Rezension: Daichi und Aiko

Spätestens seit einer Japan-Reise vor längerer Zeit (subjektiv) habe ich großes Interesse an der traditionellen japanischen Kultur. Da ich zudem jahrelang Karate lernte, möchte ich vorab feststellen, dass ich bei dieser Rezension voreingenommen bin.

Und zwar positiv voreingenommen.

Denn dieses Büchlein "Daichi und Aiko" ist das Erstlingswerk des Leiters eines kleinen, aber feinen Dôjos.

Dort wird vom Sensei (grob übersetzt Lehrer) Matthias Schütz das Bujinkan Budo Taijutsu unterrichtet. Dabei handelt es sich um eine alte japanische Kriegskunst, laut Matthias Schütz eine "Essenz aus neun verschiedenen Kampfstilen".

Mehr zum Dôjo finden Sie bei Interesse unter diesem Link

Da dort auch Kinder unterrichtet werden, hatte der Sensei die lobenswerte Idee, für diese zu Weihnachten eine Zusammenstellung von gut lesbaren Weisheiten in Form einer kindgerechten Geschichte zusammenzustellen.

Im Laufe dieser Aufgabe merkte er, dass sich das gut zu einem kleinen Büchlein ausweiten ließe - was er dann auch tat. Und so geschah es, dass dieses Büchlein auf meinem Schreibtisch landete und von mir umgehend gelesen wurde.

Soviel sollte klar sein: Es ist ein kleinformatiges Büchlein, Zielgruppe sind Kinder. Ich würde es aber nicht zwangsläufig als "Kinderbuch" bezeichnen. Zumindest habe ich (vielleicht kindlich in manchen Bereichen?) das Buch mit Vergnügen bzw. innerer Ruhe gelesen.

Die Rahmenhandlung ist schnell geschildert:

Ein japanischer Sensei - der ein Dôjo leitet - namens Daichi begibt sich mit einer Schülerin namens Aiko auf eine Reise im winterlichen Japan. Im Laufe der Reise zeigt sich, dass der Weg das Ziel ist. Anhand von Ereignissen gewinnt die Schülerin Erkenntnisse über alle möglichen Aspekte. Der weise Sensei leitet sie entsprechend, bleibt aber wohltuend zurückhaltend und wird auf diese Weise sympathisch.

Da das Buch kindgerecht ist - oder anders formuliert: Mit geringer Einstiegshürde - ist die Gliederung wichtig.

Die ist gegeben: Die Reise ist auf 24 Kapitelchen aufgeteilt, die jeweils nur wenige Seiten (üblicherweise 2) enthalten. Vorangestellt ist jeweils eine kleine japanische Weisheit in Haiku-Form, welche inhaltlich auf das jeweilige Kapitel Bezug nimmt.

In den Kapiteln selbst wird meist ein Ereignis der Reise geschildert - wie das Auffinden eines alten Briefes oder ein auftretender starker Wind, welcher dann Anlass für das Sinnieren gibt und letztlich zu einer Weisheit führt. Als z.B. Aiko bei dem Wind etwas sauer gegen den Wind ankämpft, holt Daichi seinen Fächer heraus und schaut, woher der Wind weht...

...und bewegt bzw. tanzt dann einfach mit dem Wind und genießt das. Das Fazit lautet sinngemäß: Akzeptiere die Gegebenheiten, wie sie sind, und bewege dich mit dem Wind - kämpfe nicht dagegen an. Und der Wind wird auch aufhören, dann kannst du deinen ursprünglich angedachten Weg fortsetzen...

Natürlich sind einige der Weisheiten eher trivial, ich winkte manchmal mit einem "eh scho wissen" innerlich etwas ab. Doch dann merkte ich, dass ich auch bei einigen mir bekannten Weisheiten durchaus gut tat, darüber noch einmal nachzudenken. Was für ein schönes Büchlein, in erster Linie - aber nicht nur - an Kinder gerichtet.

Die Rahmenhandlung einer Winterreise und die Einteilung in 24 Kapitel machen das Buch meiner Ansicht nach zu einem 1a Adventskalender für Kinder, welche die Kapitel vielleicht von ihren Eltern vorgelesen bekommen. Insofern wäre als Erscheinungstermin vielleicht nicht der aktuelle Frühling, sondern z.B. ein November passender gewesen.

Bis auf diese Einschränkung finde ich diese Neuerscheinung "Daichi und Aiko" äußerst gelungen. Ein gefühlvolles, gut geschriebenes Büchlein mit Weisheit und schöner Rahmenhandlung.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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