Rezension: Das Nischenviech

Nischenviech

Rezension: Das Nischenviech

Ein diesen Monat erschienenes charmantes Büchlein möchte ich Ihnen hiermit vorstellen:

Ernst Molden: Das Nischenviech

Der Autor sagte mir zuvor nichts, den Titel fand ich zunächst eher nichtssagend-uninteressant. Ich bin froh, das Büchlein dennoch gelesen zu haben. Und das kam so:

Ernst Molden soll der "Alexander von Humboldt des Wiener Praters" sein, so jedenfalls der Klappentext. In der Neuerscheinung geht es um Tiere des Alltags. Denn "wilde Tiere", das sind für den Autoren nicht exotische Raubtiere, sondern Tiere wie Feldmaus, Ringelnatter, Wasserfrosch, Zitronenfalter...

Diesen Ansatz fand ich vielversprechend.

Der Aufbau des Büchleins ist denkbar einfach: In vier großen Kapiteln (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) stellt der Autor auf jeweils exakt zwei Seiten einzelne dieser Tierarten vor. Dies in Form einer netten Erzählung der Art "Anekdote aus meinem Leben". Gut gefällt mir auch die an manchen Stellen aufblitzende Kritik an gewissen Mainstream Medien ("Zentralorgan des Halbreflektierten"), doch das nur am Rande.

Nachdem ich zunächst eher skeptisch hineingeblättert hatte, begeisterte mich die nonchalante Art des Autors nach spätestens einer "Jahreszeit". Denn Ernst Molden schafft es, leicht lesbare Texte mit Charme und feinem Humor zu schreiben, die gleichzeitig Wissen vermitteln. Ein Beispiel:

So berichtet er im Kapitel "Feldmäuse" von Popoulationsdynamikern und R- und K-Strategen. R-Strategen setzen beim Nachwuchs auf Quantität, K-Strategen wie der Mensch auf Qualität statt Quantität. Das alles aber im charmanten Ton erläutert, so wird der Nachwuchs einer Feldmaus als "ein gutes Dutzend Mauserln" bezeichnet. Mit diesem Diminutiv klingt sogar ein "Silberfischerl" direkt sympathisch.

Mir gefällt der Blick des Autors für Details. Wie er z.B. die Filigranität einer Florfliege beschreibt. Oder wie er schildert, dass Schwalben im Winter bis ins südliche Afrika fliegen - um dann im Frühjahr nach Tausenden Kilometern Flug das Haus wiederfinden, von dem sie zuvor aufgebrochen sind. Sein Kommentar:

Hier wird es natürlich spekulativ, aber eine solche Treue scheint tatsächlich auszusagen, dass die Schwalbe uns, na ja, mag. Und so viele Tiere, die uns mögen, gibt es womöglich gar nicht. Mit anderen Worten: Hier gilt es eine wunderschöne Freundschaft mit allen Mitteln zu erhalten.

Zustimmung meinerseits!

Ernst Molden: Das Nischenviech

Mit herzlichem Gruß,

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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