Rezension: Klick

Rezension: Klick

Nachdem ich neulich das neue Buch des "Wunderkinds" Stefan Bujsman zum Thema Künstliche Algorithmen gelesen hatte (hier meine Anmerkungen), war ich von diesem Thema gewissermaßen angefixt.

Randbemerkung: "Wunderkind" passt zu Stefan Bujsman nicht mehr...er ist inzwischen auch schon Anfang 20...

Als ich dann mitbekam, dass der von mir sehr geschätzte Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer (hier sein Wikipedia-Eintrag) zu dem Thema ebenfalls vor kurzem ein neues Buch veröffentlicht hat, las ich auch dieses.

Denn nach wie vor finde ich es phänomenal einfach, mit solchen großen Denkern in Kontakt zu treten: Durch die Lektüre eines ihrer Bücher habe ich das Gefühl, sie sitzen neben mir auf dem Sofa und berichten mir von ihren neuen Erkenntnissen.

Jedenfalls dann, wenn sie so verständlich Informationen aufbereiten wie Gerd Gigerenzer. Und das ist bei ihm definitiv der Fall!

Das Thema seines neuen Buches ist grob umrissen: Die Risiken der "smarten" Welt - und wie wir damit umgehen.

Der Autor und ich sind uns einig: Wenn heutzutage - nicht zuletzt im Wahlkampfgetöse - lautstark "mehr Digitalisierung" gefordert wird, dann geht es da meinem unmaßgeblichen Eindruck zufolge darum, dass z.B. an den Schulen mehr Dinge wie Whiteboards oder Tablets und schnelle Internetverbindungen verfügbar gemacht werden.

Aber was viel wichtiger wäre: Digitale Kompetenz!

Gigerenzer versteht es meisterhaft, Probleme aus diesem Bereich zu thematisieren - und das sehr anschaulich. Ich möchte dazu ein Beispiel von ihm zu "Facebook" zitieren, im neuen Buch auf S. 17f:

Stellen Sie sich ein Café vor, das alle Konkurrenten in der Stadt ausgeschaltet hat, indem es kostenlosen Kaffee anbietet. Sie haben also kaum eine andere Wahl, als dorthin zu gehen, wenn Sie Ihre Freunde treffen wollen. Während Sie die Stunden genießen, die Sie plaudernd mit ihnen verbringen, zeichnen Wanzen und Kameras, die in die Tische und Wände verkabelt sind, Ihre Gespräche auf und halten fest, mit wem Sie dort sitzen. Außerdem ist der Raum voller Verkäufer, die Ihren Kaffee bezahlen und Sie ständig unterbrechen, um Ihnen personalisierte Produkte und Dienstleistungen anzubieten. In diesem Café sind die Verkäufer die Kunden, nicht Sie und Ihre Freunde. Nach diesem Muster funktionieren Plattformen wie Facebook."

Oft tauschen wir private Daten gegen "Bequemlichkeit" oder Gratis-Angebote ein (wie eben bei "Facebook"). Gigerenzer prangert das nicht per se an - sondern tritt dafür ein, dass die Konsumenten/innen sich das bewusst machen und wenn, dann diese Entscheidung bewusst treffen.

So ganz nebenbei vermittelt er Wissen zu "normalen" Algorithmen und den tiefen selbstlernenden Algorithmen. Wann spielen die ihre Stärken aus - und wann nicht. Wenn etwas abweicht, kann ein Computer Probleme bekommen, das zu erkennen.

Bei einem "Stop"-Schild kann schon ein Aufkleber darauf ausreichen, damit der Computer das nicht als "Stop"-Schild erkennt. Das ist ein großes Thema zum Beispiel beim "autonomen Fahren", dem Gigerenzer ein eigenes Kapitel widmet.

Auch anschauliche Beispiele aus dem Bereich "Online-Dating" und interessanterweise auch aus der Finanzwelt sind dabei. Jetzt sehe ich Werbeangaben bei Aktienfonds mit "Backtesting" jedenfalls mit anderen Augen...

Dieses Buch hat mir intellektuellen Lesegenuss und Erkenntnisgewinne für unseren heutigen, zunehmend digitalen Arbeitsalltag gebracht. Deshalb kann ich mich diesen Worten nur anschließen:

"Gigerenzer ist brillant!"  — Steven Pinker

Klare Leseempfehlung meinerseits für diese Neuerscheinung (VÖ September 2021):

Gerd Gigerenzer: Klick

(Untertitel treffend: "Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen")

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie bei Interesse unter diesem Link

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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