
Rezension: Stupor Mundi
Eine der historischen Persönlichkeiten, die ich als "faszinierend" (Mr. Spock...) empfinde,...
...ist Friedrich II. (1194 - 1250 n. Chr.) - ab 1220 Kaiser des heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.
Er galt bei einigen späteren Historikern als einer der ersten modernen Herrscher (modern im heutigen Sinne) in Mitteleuropa. Er hielt sich besonders gerne in Sizilien auf, sein dortiger Hof umfasste auch angesehene Wissenschaftler und Künstler.
Diskussionen über mathematische Problemstellungen, Gesetzte gegen Wasserverschmutzung, Erlass von Studienordnungen - das alles "und noch viel mehr - geht auf das Konto von Friedrich II. Quasi nebenbei sicherte sich den Titel des Königs von Jerusalem, zog zahlreiche Kinder auf und schrieb ein angesehenes Buch über die Falknerei.
Dies zur thematischen Einstimmung in dieses schöne Strategiespiel mit dem Namen "Stupor Mundi".
Denn der Bergriff "Stupor Mundi" - zu deutsch in etwa "das Wunder der Welt" - war der Begriff einiger Zeitgenossen für Friedrich II. Denn diesen fiel bereits auf, dass es sich um eine Ausnahme-Persönlichkeit handelte.
Das vielleicht bekannteste noch erhaltene Bauwerk aus der Zeit von Friedrich II. ist das Castel del Monte auf Sizilien.
Und hier setzt das Strategiespiel inhaltlich an: Den 1-4 "treue Gefolgsleute" des Kaisers bauen ebenfalls an einer Burg - und parallel spielt auf gewisse Weise der Kaiser selbst mit, denn auch sein Palast wird aufgebaut und bestimmte Aktionen der Spieler/innen lösen bestimmte Edikte aus.
Diese wiederum wirken sich auf den Palast des Kaisers aus, und das wiederum hat Auswirkungen auf den Burgbau der 1-4 Gefolgsleute = Spieler/innen.
Zur Spielvorbereitung...
...gehört, dass jede/r Spieler/in ein eigenes Spieltableau mit Fachkräften, mehreren Burgteilen, einem Schiff etc. erhält. Da kann dann der eigene Burgbau simuliert werden.
Es gibt zudem einen Hauptspielplan, auf dem auch der Baufortschritt des Schlosses von Friedich II. festgehalten wird. Außerdem gibt es einen Reisespielplan.
Zum Ablauf des Spiels:
Wer am Zug ist, beginnt zunächst mit einer Bewegung des eigenen Schiffes. Hier wird ein Markt verlassen - mit den dazu gehörigen Vorteilen -, aber ein neuer aktiviert. Die Enscheidung ist nicht trivial, denn es geht um mehrere Variablen wie Zugang zu neuen Aktionskarten, Tauschverhältnissen oder Zugang zu Verbündeten.
Diese Verbündeten bringen gewisse Vorteile - übrigens thematisch stimmig und mit passendem Artwork, wie ich finde. Hier ein Blick auf einige der Verbündeten:
- Nach dem Bewegen des eigenen Schiffes wird eine Aktionskarte ausgespielt. Dabei kann die auf der Aktionskarte aufgedruckte Aktion getätigt werden - oder eine Hauptaktion auf dem eigenen Spielplan.
- Ich möchte hier nicht alle Aktionen durchgehen. Es sind Dinge wie "Fachkraft fördern", den Markt besuchen oder ein Burgteil bauen. Da die Entscheidungen nicht trivial sind, gilt das Spiel als Expertenspiel mit gewisser Einstiegshürde.
- Das war es, wenn alle "durch" sind mit ihrer Runde werden Handkarten nachgezogen und Einkommen erhalten (abhängig vom Zustand der eigenen Burg und den Verbündeten).
Das geht dann sol lange, bis mindestens ein/e Spieler/in alle eigenen Burgteile verbaut hat...
...oder Friedrich II. kein Edikt mehr neu zur Auswahl erhält (spielmechanisch: Ein freier Platz für verfügbare Edikte kann nicht mehr aufgefüllt werden)....
....oder es können nicht mehr alle leeren Plätze mit Aktionskarten gefüllt werden.
Dann kommt es zur Endwertung, bei der im wesentlichen Siegpunkte für die Burgteile in der eigenen Burg vergeben werden. Rohstoffe (Getreide und Steine) werden in Geld umgewandelt, für jeweils 6 Geldeinheiten gibt es noch einen Siegpunkt. Wie üblich gewinnt derjenige mit den meisten Siegpunkten.
Mir hat das historische Flair mit stimmigen Grafiken gutem Material (Burgteile) prima gefallen.
Natürlich, es ist ein "Euro-Game", was Planer und Punkte-Optimierer mehr anziehen sollte als diejenigen, welche z.B. mehr auf Bekämpfung der Konkurrenten aus sind. Für unsere Brettspielrunde war das jedenfalls sehr passend, aber "jeder Jeck ist anders", wie es im Rheinland so schön heißt.
Etwas zu stark erschien mir eine Hauptgebäudeabdeckung, welche es ermöglicht, zwei statt einer Hauptaktionen durchzuführen. Aber das weckt natürlich auch den Ansporn, eine "Konter-Strategie" zu entwickln.
Von mir aus jedenfalls unter der eben genannten kleinen Einschränkung ein Daumen hoch für:
Stupor Mundi (frisch erschienen bei Pegasus Spiele)
Bei Interesse können Sie unter diesem Link kostenlos einen Blick in die Anleitung in Form einer PDF-Datei werfen.
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
Und hier noch das Zitat zum Tag:
"Vermeiden Sie Konflikte, es sei denn, Sie haben eine wirklich gute Chance, sie für sich zu entscheiden." (Aus der Anleitung des Spiels „Rheinländer“)