Rezension: Sapiens – die Falle

Rezension: Sapiens – die Falle

Mittlerweile bin ich in einem Alter angekommen, in dem mir die Lektüre dicker Bände Fachliteratur nicht mehr so viel Freude wie früher bereitet. Grundsätzlich liebe ich Lesen aber weiterhin, und ich schaue, in meinem Lesefluss in etwa abwechselnd Sachbücher und unterhaltsame Romane zu lesen.

Wieso ich Ihnen das berichte: Gerade habe ich eine Neuerscheinung des renommierten C.H. Beck Verlags gelesen, die gleich beides war: Sachbuch und Geschichtenbuch. Und das dann auch noch künstlicherisch sehr gut aufbereitet in Comic-Form. Beziehungsweise Pardon, "Graphic Novel" heißt das heutzutage vornehmer.

Grundlage der Neuerscheinung ist der Weltbeststeller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari. Den Autoren schätze ich als hellen Kopf, der mich mit seinen Thesen zum Nachdenken brachte - siehe zum Beispiel meine Rezension seines Buchs "21 Lektionen für das 21. Jahrhundert".

Da eine "Graphic Novel" natürlich aufgrund der Zeichnungen für denselben Inhalt viel mehr Seiten benötigt, geht es in dem aktuellen Band hauptsächlich um den Zeitraum, in dem sich die Menschheit von "Sammlern und Jägern" zu Ackerbauern verwandelte.

Wer da denken mag, das hat ja für heute kaum noch Relevanz, der täuscht sich meiner Ansicht nach. Denn in der Neuerscheinung mit dem passenden Titel "Die Falle" wird zunächst eindrucksvoll erläutert, wieso die Menschen überhaupt in diese "Falle" getappt sind. Denn verglichen mit einem Ackerbauern der Antike hatten die vorigen Jäger und Sammler eigentlich ein besseres Leben.

Wieso dennoch dieser Wandel?

Harari erklärt das mit "Geschichten" und "Mythen".

Diese führten dazu, dass größere Menschengruppen überhaupt kooperierten.

Bei den vorigen Jägern und Sammlern wäre die Obergrenze für eine Gruppe, die kooperiert, bei vielleicht 100 Personen. Mit einem gemeinsamen "Mythos" wie dem Glauben an einen Gott oder eine Nation lassen sich allerdings viel größere Menschenmengen dazu bringen, zu kooperieren.

Und kooperieren bedeutet dann zum Beispiel auch, dass ein Teil dieser Gruppe zu Ackerbauern wird, weil sich so Überschüsse erwirtschaftet werden, welche dann zum Beispiel in prächtige Bauwerke - oder in Kriege - "investiert" werden können.

Auszug aus "Die Falle" (S. 73/74)

Rahmenhandlung des Buches / der Graphic Novel ist der Autor selbst, der durch Zeit und Ort reist und dort mit einem Mädchen und einer indischen Professorin auf Personen wie Franz Kafka oder Konfuzius trifft und von diesen bestimmte Dinge lernt oder zumindest mit ihnen diskutiert.

Das alles mit kleinen "Insider-Witzen", wenn zum Beispiel ein Anwalt einer Person der Serie "Breaking Bad" gleicht etc. pp.

Im Buch selbst gibt es dann auch wieder Unter-Geschichten, wenn zum Beispiel ein "Steinzeit-Comic" erläutert, wie "Bill & Cindy" die Ackerbauern sich über ihre primitiven Verwandten (die noch "Jäger und Sammler" sind) mokieren.

Der Autor brachte mich zum Schmunzeln - und zum Nachdenken.

Denn sind unsere modernen Mythen und Geschichten nicht auch genau das - Mythen und Geschichten?

Die "Europäische Union" ist kein biologisches Etwas, sondern ein von Menschen geschaffenes Konstrukt, genauso wie eine Aktiengesellschaft.

Und wenn Sie mit einem Geldschein im Supermarkt bezahlen, dann funktioniert das nur, weil auch die Masse der anderen Menschen diese Papierscheine für "Geld" hält. Das kann sich im Lauf der Zeit durchaus ändern, wie die Geschichte beweist (eine Zeitlang wurden eben auch Kaurimuschln für "Geld" gehalten...)

Insgesamt hat mir die Lektüre der Neuerscheinung viele Denkanstöße gegeben...ich habe schmunzeln können...die Grafiken genossen...wurde intellektuell herausgefordert...

Und bei so einer Kombination kann ich als Urteil nur sagen - von mir ein ganz klares Daumen hoch für:

Yuval Noh Harari: Sapiens - die Falle

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link (auf der Seite nach unten scrollen).

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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