Waffen und ESG: Kritik unerwünscht?!

Waffen und ESG: Kritik unerwünscht?!

Liebe Leserin, lieber Leser an den Geräten draußen im Lande,

„Er sagt sich dasselbe wie wir alle so oft in ähnlichen Zeiten des Irrwitzes: kümmere dich nicht um die Welt. Du kannst sie nicht ändern, nicht verbessern. Kümmere dich um dich, rette in dir, was zu retten ist. Baue auf, während die anderen zerstören, versuche vernünftig zu sein inmitten des Wahnsinns. Schließ dich ab. Bau dir eine eigene Welt.“

Ich beginne diese Ausgabe mit einem Zitat, von Stefan Zweig über Michel de Montaigne.

Daran musste ich eben denken - und zwar in diesem Kontext:

Die von mir geschätzten "shareholders for change" wiesen in einer Pressemitteilung auf einen beachtlichen Sachverhalt hin.

Demnach fand am 27.11. in Brüssel sowie online das "EU Defence Industrial Investment Forum" statt. 

Es ging da laut der Pressemitteilung darum, wie Hürden in Bezug auf Investments im Rüstungssektor beseitigt werden können. Solche Hürden gibt es z.B. für Nachhaltigkeitsfonds, die sich an "ESG" Kriterien halten (ESG = Environment, Social, Governance).

Bis vor einigen Jahren war klar, dass gemäß ESG Kriterien nicht in Aktien von Rüstungskonzernen oder Glücksspielanbietern investiert werden durfte. Alkohol war eher strittig.

Nun aber: Tempora mutantur, nos et mutamur in illis!

Im Gespräch darüber, ob Investments im Rüstungssektor ESG-konform sind oder nicht

In der schönen neuen Welt sollen nun Investments im Rüstungssektor laut EU nachhaltig und ESG-konform sein.

Das kann man so vorschlagen - aber die Art, wie das bei dem genannten "EU Defence Industrial Investment Forum" gehandhabt wurde, machte mich dann doch kurz sprachlos.

Ein von mir sehr geschätzter Banker der Bank für Kirche und Caritas (BKC) - dort für das Nachhaltigkeits-Research zuständig - stellte dazu einige durchaus kritische Fragen.

Der Fragesteller - nennen wir ihn Thomas Müller (obwohl er in Wahrheit Tommy Piemonte heißt) - wurde daraufhin aus dem Online-Format "gekickt".

Die "shareholders for change" kommentierten das in ihrer Pressemitteilung so:

"The European Commission does not seem to tolerate voices critical of the single doctrine now in force: that arms must be financed at all costs, even with socially responsible funds”.

Ich habe mir den Sachverhalt vom genannten Banker bestätigen lassen. Ich finde zum einen die Entscheidung, dass Waffen nun ESG konform sind, durchaus diskussionswürdig. Ich selbst sehe das kritisch. Was ich aber noch kritischer finde: Dass die EU in dem Fall eine kritische Diskussion offensichtlich abgewürgt hat. Hoffentlich keine "schöne neue Welt", sondern ein Einzelfall und Ausnahme.

Wenn Sie mir schreiben möchten - Sie erreichen mich via redaktion@ethische-rendite.de (bitte mit dem Hinweis, ob ich diese an Tommy Piemonte weiterleiten darf, dankeschön!)

Mit herzlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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