Robert Habeck: Den Bach rauf

Robert Habeck: Den Bach rauf

In persönlicher Vorbereitung zur Bundestagswahl schaue ich, zu möglichst vielen Wahlveranstaltungen aller möglichen Parteien zu gehen. Außerdem lese ich einige Neuerscheinungen, möglichst unvoreingenommen, um mir mein eigenes Bild zu machen.

Handhabe ich ja bei Aktien genauso - und höre da nicht auf (selbst ernannte) Experten.

Nachdem ich neulich das Buch "Die Selbstgerechten" von Sahra Wagenknecht gelesen hatte (hier meine Rezension dazu), war nun Robert Habecks Neuerscheinung "Den Bach rauf" an der Reihe.

Habecks Buch hat den Vorteil, ganz aktuell zu sein - im Buch ist sogar das Scheitern der vorigen "Ampel"-Regierung und der Wahlsieg von Donald Trump verarbeitet.

Es handelt sich um ein kleinformatiges Büchlein mit gerade mal 140 Seiten (an einem Abend hatte ich es gelesen).

Das ist insofern schade, weil einzelne Themen nicht in der Tiefe behandelt, sondern eher angerissen werden.

Schließlich hat Robert Habeck eine ganze Reihe von Themen aufgegriffen. Und auch etwas persönlichen Hintergrund - was ich zum Verständnis seiner Handlungen durchaus hilfreich finde.

Wo er meine Sympathien hat: Beim Kampf gegen überbordende Bürokratie. Wenn er berichtet, dass er sich in seinem Ministerium Formulare und Arbeitsabläufe vornimmt (bzw. Mitarbeiter damit beauftragt hat)...

  • ...im Hinblick darauf, ob die Formuliere nicht einfacher formuliert werden können...
  • ...oder ganz gestrichen werden können...
  • ...oder ob der ganze Vorgang nicht auf "online" umgestellt werden kann....auch mit Einsatz von KI...
  • ...dann finde ich das prima.

Genau wie er schüttle ich den Kopf, wenn ich in seinem Buch lese, dass ein Unternehmer berichtet, er soll online abgegebene Anträge zusätzlcih ausgedruckt per Post schicken - damit sie dann von der Behörde eingescannt werden können.

Auch seinn Verweis auf mehr selbständiges Handeln - gerade in der Wirtschaft - finde ich prima. Ich glaube an das freie Unternehmertum im Rahmen eines Staats, der faire Rahmenbedingungen im Sinne einer sozialen Marktwirtschaft setzt.

Was mir hingegen nicht gefiel, ist der apologetische Tenor des Buches.

Das ist durchaus nachvollziehbar, da Robert Habeck noch im Amt ist und gewissermaßen seine bisherige Politik im Amt verteidigen möchte.

Ich hätte mir da aber eine ehrliche Bestandsaufnahme gewünscht - hier fand ich stattdessen eher apologetische Töne.

Nach dem Motto: Ich habe zwar einige Fehler gemacht, aber insgesamt war ich doch super! Die Fehler, die er einräumt, sind teils auch eher harm- und arglos, wie der etwas inflationäre Gebrauch des Superlativs.

Und Schuld sind - wenig überraschend - die Anderen. Hier gibt sich Robert Habeck leider ganz als Wahlkämpfer, was den Inhalten des Buchs meiner Ansicht nach eine geringe Halbwertzeit gibt.

So sei ein Grund, warum die "Ampel" nicht mehr Projekte durchsetzen konnte, die fehlende "Reform der Schuldenbremse".

Bedeutet übersetzt: Ich hätte ja gerne mehr gemacht, wenn die Regierung mehr Schulden hätte machen können.

Das Aussetzen der Schuldenbremse = mehr Schuldenmachen wurde laut Habeck von der "Union im Bundestag" verhindert - da sie "auf den eigenen Vorteil bei einer Wahl bedacht" war.

Böse Union. Auf den Gedanken, dass FDP und Union vielleicht gegen massives Schuldenmachen sind, kommt er nicht (im Buch zumindest). Gegenpositionen aus egoistischer Vorteilssuche, nach dem Motto: Ich hingegen hätte ja mehr zum Wohle des Landes getan.

Das überzeugte mich nicht, ist aber immerhin auch ein Erkenntnisgewinn durch die Lektüre dieses Buchs.

Ob das den Kauf des Buches rechtfertig? Sie können sich ein eigenes Bild machen:

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Robert Habeck: Den Bach rauf

Mit herzlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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