Comdirect: Verschmelzung?
Am gestrigen Montag (13. Januar 2020 Anno Domini) gab es zwei durchaus interessante Stimmrechtsmitteilungen bei der comdirect bank AG (kurz „Comdirect“).
Und zwar hieß es am Montag zum einen, dass der Anteil des Aktionärs „Commerzbank Inlandsbanken Holding GmbH“ an der Comdirect gemessen an den Stimmrechten von 82,31% auf 90,05% gestiegen ist. Gleichzeitig sank der Anteil via „Instrumente“ von 8,0% auf 0,25%. Zusammen blieben das dann 90,31%. In der Meldung wird erläutert, um was es bei den „Instrumenten“ geht – nämlich um einen „Aktienkaufvertrag“. Und was die „Stimmrechte“ betrifft, das sind die Aktien.
Mit anderen Worten: Commerzbank kaufte nicht über die Börse, sondern sicherte sich die zusätzlichen Comdirect-Aktien über einen „Aktienkaufvertrag“ mit einem oder mehreren größeren Aktionären.
Und die „Commerzbank Inlandsbanken Holding GmbH“ ist natürlich eine vollständige Tochter der Commerzbank. Das wird in der Meldung auch klargestellt. Damit ist die Commerzbank nun über die 90%-Marke der Stimmrechte (= Aktien) bei Comdirect gestiegen.
In dem Kontext ist auch die zweite Stimmrechtsmitteilung zur Comdirect vom Montag zu sehen. Denn da heißt es, dass per gleichem Stichtag der Anteil der natürlichen Person Klaus Umek an Comdirect (gemessen an den Stimmrechten) von 5,07% auf 0,24% gesunken ist. Da wissen wir also, wer schon einmal verkauft hat.
Wurde so ähnlich der Verkauf der Comdirect-Aktien beschlossen?
Und interessant wäre natürlich zu wissen, welchen Preis die Commerzbank da gezahlt hat. Denn da es via „Aktienkaufvertrag“ lief, kann ein ganz anderer Preis als der Börsenkurs bezahlt worden sein. Herr Umek wird wohl kaum weniger akzeptiert haben – eher signifikant mehr? Wer weiß. Ich kenne ihn nicht (würde gerne mal bei einem Kaltgetränk nach Wahl mit ihm sprechen.)
Da muss es aber dann noch mindestens einen Verkäufer gegeben haben, damit die Commerzbank auf die genannten 90,05% der Comdirect-Stimmrechte gekommen ist. Wieso es dazu keine weitere Stimmrechtsmitteilung gab? Nun, wenn keine meldepflichtigen Schwellen unter- bzw. überschritten werden, braucht nicht gemeldet werden. Und da gab es vielleicht mehrere Verkäufer, die jeweils weniger als 3% (Meldeschwelle) verkauft haben. Dazu haben wir deshalb keine Informationen.
Wie es nun weitergehen könnte:
Die Commerzbank hält nun über 90% der Comdirect-Aktien. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Commerzbank die Comdirect übernehmen will. Mit dem öffentlichen Übernahmeangebot zu 11,44 Euro hat das nicht geklappt. Dann also „Zwangsverschmelzung“. Die Hürde dazu: Die Zustimmung der beiden Hauptversammlungen.
Die Zustimmung der Aktionäre auf der Comdirect-Hauptversammlung dürfte ein „durchwinken“ sein (schließlich hält die Commerzbank nun über 90% der Stimmrechte). Aber wie wird es bei der Hauptversammlung der Commerzbank selbst sein? Wie stehen die größeren Aktionäre zu dem Plan der Zwangsverschmelzung? Das könnte noch eine spannende Veranstaltung werden bzw. möglicherweise laufen da bereits im Vorfeld Gespräche, von denen wir nichts mitbekommen.
Viele Grüße,
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt