Rezension: Carpe Diem

Carpe Diem

Rezension: Carpe Diem

Mit anderen Investoren treffen ich mich nach Möglichkeit zwei Mal pro Monat, um dann fachzusimpeln bei geistigen Getränken - und ein oder zwei Partien Strategiespiele zu spielen. Diese Spiele sind manchmal sehr konfliktbetont, wie zuletzt Wikinger 878 A.D.

Doch diesmal kam ein neues Eurogame auf den Wohnzimmertisch:

Die Ravensburger-Neuerscheinung Carpe Diem (dort bei der Vielspieler-Tochter alea)

Da ich inzwischen diverse Spiele des Autors Stefan Feld kenne und schätze, freute ich mich sehr auf diese Neuerscheinung. Mit Eurogames werden üblicherweise Spiele bezeichnet, bei denen kein(e) Spieler(in) vorzeitig ausscheiden kann. Es gibt im Normalfall für alle dieselbe Rundenzahl, direkte Konflikte sind eher selten und es werden meist Arbeiter platziert, Rohstoffe gehortet und Aktionen optimiert im Hinblick auf Siegpunkte.

Das ist hier nicht grundlegend anders, indes schafft es Carpe Diem, interessante Akzente zu setzen. Doch der Reihe nach. So sieht das Ganze aufgebaut aus:

Carpe Diem

Da sehen Sie schon einige wesentliche Elemente:

  • Jede(r) Spieler(in) hat ein eigenes Tableau (rechts oben dargestellt), auf dem Plättchen platziert werden.
  • Die Plättchen wiederum werden durch das Platzieren des eigenen Arbeiters auf dem großen Spielbrett erhalten. Es gibt da vorgeschriebene Zugmöglichkeiten und je nach Auswahl kann ein unterschiedliches Plättchen erhalten werden.
  • Das Platzieren der Plättchen wiederum bringt verschiedene Vorteile. So gibt es vier Kulturlandschaften, die bei einem Abschluss jeweils Waren bringen (Weintrauben, Fische, Kräuter, Hühner).
  • Unterkünfte wiederum bringen je nach Verwendungszweck (Bäcker, Verwalter, Handwerker, Händler) thematisch passende Vorteile wie Brot oder Münzen (die als Joker für alle Rohstoffe gelten).
  • Ähnliches gilt für die Plättchen Markt und Backstube sowie Brunnen, nur dass diese aus lediglich einem Plättchen bestehen. Die anderen Landschaften/Unterkünfte müssen aus mindestens zwei Plättchen bestehen, um abgeschlossen zu werden.
  • Und dann gibt es da noch die Villen, die beliebig groß gebaut werden können und im Wesentlichen Siegpunktelieferanten sind.

Für mich persönlich war das Thema "Römer" bei Eurogames nach zahlreichen Veröffentlichungen mit diesem Setting etwas ausgelutscht, doch das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Der Spielverlauf ist klar strukturiert:

  • Vier Durchgänge zu jeweils sieben Runden - that´s it, wie der Angelsachse sagt.
  • Nach jedem Durchgang gibt es eine Zwischenwertung und zum Schluss noch eine Endwertung. Wer dann am meisten Siegpunkte hat, hat gewonnen.
  • Die Zwischenwertungen laufen dabei mit einer eigenen, ansprechenden Akzentuierung ab: Und zwar liegen zu Beginn diverse Siegpunktkarten aus (oben auf dem Spielbrett links dargestellt).
  • Bei einer Wertung kann jede(r) genau einen eigenen Wertungsstein zwischen zwei dieser Karten platzieren - genau diese werden dann für diese Person gewertet. Sonst keine.
  • Hier ist die Reihenfolge des Auswählens durchaus wichtig. Die Reihenfolge ist aber nicht einfach "reihum", sondern hängt von der Platzierung auf einer eigenen kleinen Skala ("Banderolen-Anzeige") ab. Durch Platzieren von Verwalter-Gebäuden oder Bebauen bestimmter Geländefälder lässt sich auf dieser Skala voranschreiten.

Mein Fazit:

Carpe Diem ist - wie bei dem Autor erwartet - ein absolut solides Eurogame. Es erfindet das Rad nicht neu, sondern verknüpft bekannte Mechanismen und setzt eigene Akzente (Beispiel Zwischenwertungen). Wer sich mit Eurogames auskennt, der ist trotz 12seitiger Anleitung schnell ins Spiel eingetaucht. Einige Kleinigkeiten hätten geglättet werden können (z.B. fanden wir die Banderolen-Plättchen in physischer Form überflüssig) - insgesamt aber ein Eurogame, so wie es 2018 sein sollte.

Carpe Diem

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein angenehmes Wochenende!

Ihr

Michael Vaupel

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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