Rezension “Deutschland ist für mich…“

Rezension “Deutschland ist für mich…“

Publikationen über Namibia gibt es inzwischen ganze Bücherregale voll. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert gibt es beispielsweise Reiseberichte oder Aufzeichnungen von Missionaren. Dabei fällt auf, dass dies meist ein Blick von außen auf Namibia ist. Warum nicht einmal eine umgekehrte Perspektive einnehmen?

Und genau dies hat sich der Autor Frank Gschwender mit seiner Neuerscheinung „Deutschland ist für mich ein Flusspferd“ vorgenommen. In dem Buch geht es darum, wie in Deutschland lebende Namibianer/innen Deutschland wahrnehmen.

Der Autor Frank Gschwender ist in Namibia kein Unbekannter:

Geboren in Heidelberg, ist der studierte Geograph seit Jahrzehnten in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Er lebte zudem knapp 20 Jahre in Namibia. Doch zu seinem Buch. Die Struktur ist einfach und klar: Der Autor hat 10 Namibianer/innen in Deutschland interviewt.

Dabei geht es nicht um die große Politik, sondern der Deutschlandbezug der Interviewten ist meist rein privat. Dadurch erfahren wir Leser/innen also nicht sozusagen platt mit dem Vorschlaghammer, was die Interviewten über Deutschland denken. Es gilt, hier die feinen Zwischentöne zu hören und vielleicht innezuhalten und darüber nachzudenken.

Dabei spricht es für den Autoren, dass er Namibianer/innen unterschiedlicher Ethnien interviewt hat. Deutschsprachigen könnte der Interviewte Christoph Thesen bekannt sein, da er in Europa mit seiner Musik keinen geringen Erfolg hat. Wer nun denkt, dass er sich in Deutschland wie zu Hause fühlen würde, irrt. Der Musiker hat seinen bisherigen Lebensweg auch musikalisch verarbeitet, mit der Strophe „Zwei Koffer und ein Pass…“

Völlig anders der Interviewte Reinhold Mupupa, ursprünglich aus Ondangwa stammend. Er war für die PLAN aktiv und erlitt 1986 einen schweren Säureunfall, der ihn das Augenlicht kostete.

Die damals mit der PLAN zusammenarbeitende DDR ließ ihn 1987 in die DDR ausfliegen, um ihn medizinisch zu behandeln. Er fand eine Ostberliner Familie, die ihm half, Fuß zu fassen. Danach arbeitete er 23 Jahre als Korbflechter in einer Blindenwerkstatt.

Es ist höchst interessant zu lesen, was solche unterschiedlichen Menschen während ihrer jahrelangen Aufenthalte in Deutschland für Erfahrungen gemacht haben und für ein Deutschland-Bild entwickelten. Eine Interviewte zitiert dazu passend eine nigerianische Schriftstellerin mit den Worten, „dass es niemals nur eine einzige Geschichte gibt, über keinen Ort, niemals nur eine einzige Perspektive“.

Mein Fazit:

Für Namibianer wie für Deutsche eine höchst interessante Neuerscheinung des sympathischen Palmato Verlags.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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