Rezension “Fotografische Erinnerungen an…“

Rezension “Fotografische Erinnerungen an…“

Basierend auf der mehrteiligen Reihe "Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914/15" (von Historicus Africanus) ist nun im Verlag von Bernd Kroemer ein dazu passender Fotoband erschienen. Bernd Kromer und sein Sohn Holger Kroemer haben passende Bilder ausgewählt.

Der Erste Weltkrieg wird von einigen – zu Recht – als Urkatastrophe Europas bezeichnet. Ohne den Ersten Weltkrieg hätte es ein Mann wie Adolf Hitler wahrscheinlich nie an die Spitze des Deutschen Reiches geschafft. Was wäre uns alles erspart geblieben. Und auch in dem Gebiet, das heute Namibia ist, wäre die Geschichte vielleicht grundlegend anders verlaufen. Wer weiß schon, dass kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Berlin ein US-amerikanischer Erfinder dem Reichstag Pläne für Solarthermie-Anlagen in den deutschen Kolonien vorstellte.

Der Reichstag gab grünes Licht, und auch in Deutsch-Südwestafrika hätten dann schon damals fortschrittliche Energiegewinnung stattfinden können. Doch der Erste Weltkrieg kam dazwischen.

Hier setzt die Neuerscheinung „Fotografische Erinnerungen an Deutsch-Südwestafrika“ an. Der vorliegende Band 3 befasst sich mit dem Ersten Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika. Wer keine historischen Vorkenntnisse hat, dem sei angeraten, sich zunächst grundlegend mit der Thematik zu befassen. Denn der vorliegende Bildband ist genau das – ein Bildband. Erläuterungen sind spärlich, die Bilder sprechen für sich.

Auffallend ist die Tatsache, dass in diesem Krieg noch jahrhundertalte Transportmittel wie Pferde und Ochsenwagen Einsatz fanden. Gleichzeitig waren aber auch schon Flugzeuge aktiv und die UDF (Union Defense Force) bzw. die britischen Streitkräfte setzten bereits damals hochmoderne Panzerspähwagen ein.

Es finden sich interessante Randaspekte wie der, dass der im heutigen Namibia geehrte Mandume Ya Ndemufayu damals auf Seiten der Deutschen stand. Weitere Forschung könnte das Thema Lager Okanjande verdienen: Dort internierte die deutsche Kolonialregierung politische Gefangene, bis diese 1915 befreit wurden.

Es bleibt meinerseits aber auch ein gedankliches Kopfschütteln angesichts der damaligen obersten deutschen Führung, die noch nicht einmal für die Küstenstädte Swakopmund und Lüderitz Küstenbefestigungen vorsah. So konnten Briten/UDF dort risikolos ihre Truppen ausschiffen, was deren Vormarsch erheblich erleichterte.

Letztlich standen die deutschen Truppen vor Ort so oder so auf verlorenem Posten. Nachdem in der Südafrikanischen Union ein Aufstand von deutschfreundlichen Buren niedergeschlagen worden war, konnte General Smuts über 40.000 Soldaten für den Einmarsch in Deutsch-Südwestafrika mobilisieren. Selbst nach Einberufung von Reservisten konnten die Deutschen dem lediglich ca. 5.000 Mann entgegensetzen. Das Ende dieses ungleichen Kampfes war damit eine Frage der Zeit.

Es spricht für die beiden Herausgeber, dass sie bei der Auswahl der Fotos sorgfältig interessante Bilder beider Seiten verwendet haben. Lediglich die Texte sind manchmal etwas schwer zu lesen, da sie links im Knick des Buches liegen.

Mein Fazit:

Insgesamt für lokalhistorisch Interessierte ein gefundener Leckerbissen.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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