Rezension: Geschichte Japans

Rezension: Geschichte Japans

Getreu dem Motto "Ich bin zu alt für dünne, oberflächliche Bücher" habe ich viele Abende der vergangenen Wochen für die Lektüre eines "Schinkens" genutzt:

Das mit Anmerkungen gut 1.000 Seiten umfassende opus magnus von Professor Wolfgang Schwentker mit dem Titel: "Geschichte Japans", erschienen beim von mir sehr geschätzten C.H. Beck Verlag.

Ich selbst bin seit einem Japan-Besuch vor über 10 Jahren von diesem Land und seiner Geschichte fasziniert.

Und da ich grundsätzlich auch mehr auf japanische Aktien setzen möchte, entschloss ich mich dazu, zunächst mehr über Geschichte und Kultur dieses asiatischen Landes zu erfahren.

Da passte mir diese Neuerscheinung eines anerkannten Fachmanns zu Japan perfekt.

Der Autor Wolfgang Schwentker ist Professor em. an der japanischen Universität Osaka, wo er von 2002 bis 2019 lehrte, wie ich seinem Wikipedia-Profil entnehmen konnte.

Das Buch ist ein sehr gutes Überblickswerk über die gesamte Geschichte Japans von der frühgeschichtlichen Staatenbildung bis in die Neuzeit. Da das Buch dieses Jahr erschienen ist, sind auch ganz aktuelle Themen wie Robotertechnik oder "Manga"-Kult enthalten.

Da ich selbst sowohl Historiker als auch Wirtschaftswissenschaftler bin, bin ich - das räume ich freimütig ein - befangen. Denn mir gefällt es sehr gut, wenn der Autor in dem Buch gesellschaftliche Entwicklungen auch wirtschaftlich erklärt.

Und die Lektüre des Buches half mir auch zu verstehen, warum zum Beispiel "Mitsubishi" nicht nur eine Automarke ist - sondern eine dreistellige Zahl von Unternehmen oder Stiftungen diesen Namen enthalten.

Es gibt in Japan nämlich das Konzept der "Keiretsu" - was ich als eine Analogie zur "Deutschland AG" der 1980er bezeichnen möchte. Damals gab es auch Unternehmen wie die Deutsche Bank, die bei zig Unternehmen der Industrie mitmischten über Kapitalbeteiligungen und Sitze im Aufsichtsrat. Oder Stichwort rheinischer Kapitalismus: Man kennt sich und man hilft sich - als Gegensatz zum 100%igen Manchester-Kapitalismus mit seinen Exzessen.

Vorgänger dieser Keiretsu waren die sogenannten "Zaibatsu". Das waren riesige Konzerne, welche jeweils Teile der japanischen Wirtschaft dominierten. Nach der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurden sie aufgelöst. Aber die "Keiretsu" gibt es noch, und es ist nicht gerade leicht für einen Außenstehenden, da einen Überblick zu gewinnen.

Dank der Lektüre des Buches habe ich aber erfahren, wie es historisch zu der Unternehmenswelt Japans gekommen ist.

Und ich kann auch das Verhalten von so manchem Unternehmenslenker besser verstehen, der sich zum Beispiel nach der Verfehlung einer Prognose tief verbeugend bei seinen Aktionären entschuldigt. (Da kann er noch froh sein, dass er nicht zu Samurai-Zeiten lebte, als in solchen Fällen durchaus auch einmal Seppuku - ritueller Selbstmord bei eigenem Versagen - durchgeführt wurde).

Hier ein Blick ins Inhaltsverzeichnis des Buches:

Ein Teil des Inhaltsverzeichnisses

Quelle: C.H. Beck Verlag

Was ich noch anmerken möchte: Es handelt sich zwar um ein Geschichtsbuch - aber ein durchaus allgemein verständliches. Und ich weiß, wovon ich spreche - gerade im Bereich der Geschichtswissenschaften gibt es zahlreiche Bücher, bei denen professorale Autoren meiner Ansicht nach bewusst "gekünstelt abgehoben" schreiben, um vielleicht Eindruck zu schinden und um ja nicht von Laien verstanden zu werden.

Anders hier: Prof. Wolfgang Schwentker ist mir durch seinen allgemeinverständlichen Schreibstil ohne Bandwurmsätze äußerst positiv aufgefallen. Sein Stil ist unaufgeregt-sachlich. An manchen Stellen meine ich sogar einen feinen Humor habe durchblitzen zu sehen - doch ich kann mich da auch täuschen.

Jedenfalls bin ich froh, dass mich der Umfang des Werkes (inklusive Anhang über 1.000 Seiten) nicht abgeschreckt hat. Ich habe nun dank dieser interessanten Neuerscheinung einen guten Überblick über die Geschichte Japans erhalten. Das hilft mir auch bei meiner Recherche japanischer Aktien weiter und ich habe das Gefühl, dieses Thema nun gewissermaßen "ganzheitlicher" anzugehen, da ich wertvolle Hintergrundinformationen gewonnen habe.

Mein Fazit:

Gewiss - Sie sollten sich für Japan und dessen Geschichte grundsätzlich interessieren, sonst ist dieses Buch nichts für Sie. Sollte dieses Interesse Ihrerseits vorhanden sein und Sie auch etwas Zeit haben (man bedenke den Umfang des Buches), dann kann ich Ihnen guten Gewissens die Lektüre dieser höchst interessanten Neuerscheinung empfehlen:

Wolfgang Schwentker: Geschichte Japans

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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