Was vernetzt ist, ist angreifbar

Was vernetzt ist, ist angreifbar

Neulich sah ich eine Investoren-Präsentation, in der stolz ein "smart home" angepriesen wurde. Auf dem Sofa liegend via App auf dem Tablet die Temperatur ändern, oder den Kühlschrank selbständig eine Bestellung aufgeben lassen, damit Lebensmittel nach Hause geliefert werden - was da stolz als Fortschritt verkauft wurde (und als mögliches Investment), ließ mich erschaudern.

Ist das eine Zukunft, in der ich leben möchte?

Solange ich nicht bettlägerig bin, bestimmt nicht. Das Investment-Thema hatte sich damit auch für mich erledigt. (Denn ein "Wohlfühl-Investment" impliziert, dass mir die zugrundeliegende Thematik sympathisch ist.)

Das Thema "smart home" bzw. "smarte" Haushaltsgeräte tauchte in den letzten Monaten immer wieder einmal auf. Meist im euphorischen Ton - wäre es nicht toll, wenn Haushaltsgeräte "smart" wären? Smart im Sinne von "mit Internetzugang". Das "Internet der Dinge" (IoT = Internet of things) wird als neuer Trend dargestellt, auch in der Investmentwelt.

Ich finde das eher dystopisch. Vielleicht möchten Sie nun einwenden, gewiss, lieber Herr Vaupel, das ist Ihre persönliche Ansicht - aber die ist doch ehrlich gesagt ein Zeichen dafür, dass sie "von gestern" sind. Mindestens.

Gut gesprochen und damit können Sie durchaus Recht haben. Ich möchte aber an dieser Stelle auf ein bisher nicht so stark beachtetes Thema im Bereich "Internet der Dinge" hinweisen: Das Thema Sicherheit.

Denn "was vernetzt ist, ist angreifbar".

Das ist passenderweise der Titel einer Neuerscheinung einer Koryphäe auf dem Gebiet Internet-Sicherheit: Autor ist der finnische Experte Mikko Hyppönen.

Da sich meine Finnischkenntnisse auf einzelne Worte wie "Kaffeepausi" (Kaffeepause) beschränken, bin ich froh, dass sein neues Buch auch auf Deutsch erschienen ist, beim von mir sehr geschätzten Wiley Verlag.

Mikko Hyppönen ist ein IT-Nerd mit jahrzehntelanger Erfahrung in der der IT-Security. Er wurde zum Beispiel vom CISO Mag zur "Cybersecurity Person of the Year 2020" gekürt. Außerdem gibt es einen geradezu legendären "Ted Talk" mit ihm - hier bei Youtube:

Doch hier geht es um sein neues Buch. Vorab: Ich schätze Mikko Hyppönen zum einen wegen seiner ausgewiesenen Fachkompetenz. Außerdem auch deshalb, weil er es versteht, sie für mehr oder weniger Laien wie mich verständlich herunterzubrechen. Und noch mehr deshalb, weil Mikko Hypponen einen feinen Humor besitzt - und auch freimütig eigene Fehler und Ängste einräumt. Das finde ich bei derzeitigen "Gurus" der Gegenwart keineswegs selbstverständlich und genau wegen der Kombination der genannten Faktoren habe ich das buch von Mikko Hypponen verschlungen.

Das Buch ist allerdings weniger ein ausgearbeitetes Konzept mit rotem Faden - stattdessen besteht es aus Dutzenden kleinen Kapiteln, die anekdotenhaft Episoden aus der Karriere des Autors beleuchten. Und diese Episoden waren oft zugleich weltweit bedeutsame Ereignisse der Internet-Sicherheit.

Der Autor ist erfrischend unkonventionell.

So schildert er z.B. in einem Kapitel, wie er zusammen mit einem Journalisten auf Spam-Emails ernsthaft eingegangen ist und die beworbenen Güter auch tatsächlich bestellt hat. Ob Potenzmittel, die neuste Microsoft Windows Version oder eine Rolex-Armbanduhr - er antwortete auf die Spam-Emails und überwies auch Geld. Wie dies ausging, erfahren wir im Buch.

Ein anderes Beispiel: Als im Jahr 2010 das 25jährige Jubiläum des "ersten PC-Virus der Welt" (Brain.A) anstand, hatte Mikko Hypponen eine Idee. Was wäre, wenn er die Programmierer des ersten Virus ausfindig machen würde und mit ihnen ein Interview dazu führen würde? Das wäre doch eine schöne Werbung für sein Unternehmen, so sein Vorschlag...

Gesagt, getan. Er machte die beiden Programmierer ausfindig: Zwei Brüder in Pakistan, die noch am selbsten Ort wie damals lebten. Er reiste hin, was ein Abenteuer für sich ist. Auch dazu mehr im Buch.

Ein Teil des Inhaltsverzeichnisses

Quelle: Wiley Verlag

Mikko Hypponen spart auch ambivalente Themen nicht aus. Ein Beispiel: Wenn eine staatliche Behörde "Spyware" einsetzt, um Verdächtige auszuspionieren, wie reagiert er? Hypponens Antwort dazu ist klar: Er sieht sich als "neutral", aber Spyware oder Malware mag er nicht und unterstützt Kunden, die dagegen vorgehen möchten. Kein einfaches Thema, auch dazu mehr im Buch.

Aufgrund der kurzen Kapitel habe ich das Buch gewissermaßen in einem Schwung durchgelesen...der Art "noch ein kleines Kapitelchen"...

Als einziges Manko möchte ich anführen, dass es hier natürlich um die Erlebnisse und Erfolge des Autors in seiner rund 30jährigen Tätigkeit im Bereich Internet-Security geht. Doch für jemanden wie mich ist es teilweise nicht so spannend, welche Viren oder Malware in den 1990ern umgingen...etwas mehr aktuelle Einschätzungen zum Thema "Internet der Dinge" und Gegenwart wären mir da lieber gewesen.

Insgesamt aber klare Leseempfehlung meinerseits für:

Mikko Hyppönen: Was vernetzt ist, ist angreifbar

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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