Analyse ENCAVIS Aktie

Encavis Titelbild

Analyse ENCAVIS Aktie

Encavis wird der eine oder die andere von Ihnen vielleicht noch unter dem alten Namen „Capital Stage“ kennen. Mir geht es jedenfalls gelegentlich so und ich gebe dann in entsprechende Suchfelder noch den alten Namen ein (zumal auch das Xetra-Kürzel der Aktie noch „CAP“ lautet). Quelle des Titelbilds ist natürlich Encavis.

Wie auch immer: Die Aktie findet offensichtlich Interesse bei der „Ethische Rendite Gemeinde“. Nach Auswertung der Emails zu Wunsch-Analysen folgt nun hier meine Analyse der Encavis Aktie.

Hier zunächst der Blick auf den Chart:

Chart Encavis Aktie

Quelle: www.tradingview.com

 Dargestellt ist der Kursverlauf in Euro. Auf 12-Monats-Sicht hat sich die Aktie mehr als verdoppelt.

Die Encavis-Aktie erinnert mich derzeit an den Duracell-Hasen: Läuft und läuft und läuft. Und sie generiert bei mir ein „hätte“ Gefühl. Hätte ich doch bei den Corona-Tiefs im März gekauft, als die Aktie zwischenzeitlich sogar bei ca. 7,30 Euro notierte...seitdem hat sich die Notierung in etwa verdreifacht...

Hier meine Analyse der Encavis Aktie:

Encavis hat ein Geschäftsfeld, das mir sehr zusagt: Das Unternehmen betreibt Solarparks und Windparks – und zwar im Eigenbestand. Es gibt auch einen Unternehmensbereich namens „Encavis Asset Management“, der institutionellen Investoren (Versicherungen etc.) Anlagemöglichkeiten in diesem Bereich bietet.

Frei nach Albert Einsteins „Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher“ hier das Geschäftsfeld von Encavis in meinen Worten zusammengefasst:

  • Encavis kauft Solar- und Windparks. Diese werden nicht selbst aufgebaut, sondern nach Möglichkeit fertig (bzw. schlüsselfertig) übernommen.
  • Insofern handelt es sich keineswegs um einen Produzenten von Modulen oder Turbinen.
  • Die Solar- und Windparks im Bestand werden kaufmännisch und technisch geführt.
  • Mit den generierten Einnahmen können dann weitere Solar- und/oder Windparks übernommen werden, die dann die Einnahmen weiter erhöhen. Ein Teil der Gewinne wird via Dividende ausgeschüttet.

That´s it, wie der Angelsachse sagt.

Ab und zu verkauft Encavis auch einen Solarpark, wenn ein guter Preis geboten wird. So geschehen 2011, als Google in Erneuerbare Energien Projekte außerhalb der USA investieren wollte. Da kaufte Google von der Capital Stage AG (damals hieß Encavis noch so) einen Anteil an einem Solarpark in Brandenburg.

Im Hinblick auf den Aspekt „ethische Rendite“ habe ich bei Encavis keine Bedenken. Zu der Thematik fand ich vom Unternehmen selbst diese Stellungnahme:

Wir von Encavis sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und wollen mit unserem Handeln einen Beitrag für ein besseres soziales und ökologisches Umfeld leisten. Dafür engagieren wir uns in vielfältiger Weise. Als einer der führenden Betreiber von Solar- und Windparks in Europa sorgen wir nicht zuletzt für eine saubere und nachhaltige Energieversorgung von heute und morgen. Allein im Jahr 2017 wurde durch unsere Solar- und Windparks der Ausstoß von mehr als 1,5 Millionen Tonnen klimaschädlichen CO2 vermieden. Unsere Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistungen wurden von der ISS-oekom, einer der weltweit führenden ESG Research- und Ratingagenturen, bewertet und erhielten das ISS-oekom Prime-Label.

Quelle: Unternehmensangaben

Nun ist eine solche Stellungnahme oft genug ja „greenwashing“ oder auf gut Deutsch Phrasendrescherei.

Exkurs: Denken Sie z.B. an Bayer. Neulich, als es mir nicht so gut ging, schaute ich auf der Bayer-Internetseite unter dem Punkt „Nachhaltigkeit“ nach. Da hatte ich dann etwas zum Lachen, obwohl ich nach einigen Sekunden nicht mehr wusste, ob lachen oder weinen. So findet sich dort z.B. der Hinweis, dass Bayer „mit unternehmenseigenen Regelungen ethische Maßstäbe“ setzt.

Ethische Maßstäbe? Bayer hat mir früher durchaus gefallen, im Bereich Gesundheit wird z.B. an Heilmitteln gegen Krebs geforscht und der Bereich „Consumer Health“ liefert nützliche Produkte. Aber seit der Übernahme von Monsanto durch Bayer habe ich da höchste Bedenken. Bayer ist für mich gewissermaßen auf die dunkle Seite der Macht gewechselt. Doch das ist nur meine persönliche Einschätzung. Zurück zu Encavis:

Da gefällt mir, dass es Maßnahmen gibt, die nicht an die große Glocke gehängt werden – aber zeigen, wie das Management tickt. Beispiel Schafbeweidung. Encavis gibt an, dass durch Solarparks natürlich Flächen benötigen. Diese fehlen dann z.B. der Landwirtschaft. Encavis lässt solche Flächen aber für die Beweidung nutzen. So sollen laut eigenen Angaben von Frühjahr bis Herbst ca. 1.000 Schafe auf den Flächen der Photovoltaik-Parks von Encavis weiden.

Ich zitiere die Angaben von Encavis zu diesem Projekt:

Die naturnahe Schafbeweidung ist ökologisch sehr effizient und wertvoll. Die Schäfer profitieren davon, keine Weideflächen durch Photovoltaikanlagen zu verlieren. Die Schafe können die Solarmodule als Schattenspender und Windschutz nutzen sowie die Unterkonstruktion als Rückzugsmöglichkeit für ihre Lämmer. Die Module können durch die regelmäßige Schafbeweidung nicht verschatten und sind zudem keiner Staub­belastung oder Beschädigung durch Steinschlag ausgesetzt wie bei der mechanischen Mahd. Darüber hinaus wird durch regelmäßige Kontrollen des Schäfers die Diebstahl­gefahr verringert. Auch aus Sicht des Natur­schutzes ist die Doppelnutzung der Flächen eine gute Idee. Die extensive Beweidung hat positive Effekte auf die Biodiversität und erhöhen durch die Umtriebweide die Artenvielfalt, da die Schafe anderen Tier- und Pflanzen­arten als Transport­mittel dienen.

Quelle Foto und Zitat: Unternehmensangaben

Es werden demnach sogar Rinnen an Solarmodulen angebracht, die das Regenwasser sammeln, welches die Schafe trinken können. Klingt nach einer „win-win-Situation“ und finde ich klasse!

Nun der Blick auf die Zahlen. Die jüngsten verfügbaren Zahlen sind die für die ersten drei Quartale 2020:

Encavis AG: Eckdaten Q1-Q3 2020

  • Der Umsatz kletterte um 5% von 223,4 Mio. Euro auf 234,3 Mio. Euro.
  • Das operative Ebit (Ebit = Ergebnis vor Zinsen und Steuern) sank von 121,8 Mio. auf 113,2 Mio. Euro.
  • Die Zahl der Mitarbeiter(innen) erhöhte sich auf 125 (zuvor 121)
  • Der operative Cash Flow stieg von 132,8 Mio. auf 166,6 Mio. Euro
  • Zurück ging es hingegen beim operativenErgebnis pro Aktie (0,42 Euro nach 0,49 Euro).
  • Die Bilanzsumme erhöhte sich von 2,86 Mrd. auf 2,989 Mrd. Euro.
  • Allerdings mit höheren Verbindlichkeiten erkauft: Diese stiegen von 2,137 Mrd. auf 2,232 Mrd. Euro.
  • Die Eigenkapitalquote blieb konstant bei 25,3%.

Quelle: 9-Monats-Zahlen 2020 Encavis AG. Den kompletten Bericht finden Sie unter diesem Link.

Noch einige Angaben zum Geschäftsfeld:

Da Encavis laut eigenen Angaben Solar- und Windparks nicht selber baut, sondern fertige (bzw. schlüsselfertige) Parks kauft, fallen hier Risiken im Hinblick auf den Bau weg. Der Betrieb der Anlagen ist langfristig ausgelegt und die Einnahmen sind relativ gut planbar. Denn es gibt staatlich garantierte Einspeisevergütungen und/oder langfristige Stromabnahmeverträge.

Natürlich können die Energieerträge je nach Sonnenscheindauern und Wind schwanken. Doch bei insgesamt 192 Solarparks und 86 Windparks per Stand 30.9.2020 relativiert sich das etwas – nach dem Motto, wenn es da etwas weniger Wind als erwartet gab, dann wird das durch bessre Erträge bei einer anderen Anlage ausgeglichen. Es sind insgesamt relativ planbare Erträge, die sich so realisieren lassen. Und dies unabhängig von der allgemeinen Konjunkturlage!

Einen Überblick über alle Anlagen der Encavis AG (von Italien bis Finnland, Schwerpunkt Deutschland) mit Details zu jedem Projekt finden Sie unter folgendem Link:

https://www.encavis.com/leistungen/

Demnach werden durch diese Anlagen derzeit 2.660,91 MW Strom erzeugt (Nennleistung). Als CO2-Einsparung werden rund 1,2 Mio. Tonnen genannt. Ich finde: Ein schöner Erfolg.

Spannend könnte es zukünftig werden, wenn die Stromerzeugung durch diese Anlagen mit Batteriespeichersystemen gekoppelt wird. Denn das ist ja eine Schwachstelle der Stromproduktion von Solar- und Windparks: Was ist, wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht? Encavis hat den Punkt Batteriespeichersysteme laut eigenen Angaben im Blick und will „bei dieser Entwicklung ebenfalls führend sein“.

Ich habe aber auch einige Punkte gefunden, die mir nicht gefallen. Konkret:

Zum zweiten Teil mit der konkreten Analyse der Geschäftszahlen sowie meinem Fazit:

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Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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