HV Bericht Arn Georg 2021

HV Bericht Arn Georg 2021

Neulich gelang es mir, per Zeitreise in die 1990er zu gelangen. Hach, was war das schön.

Damals war man noch jünger, aber nicht völlig naiv.

Vorige Woche hatte ich zwischenzeitlich exakt dieses Gefühl, dieses Umfeld...

Und das kam so:

Ich fuhr zur Hauptversammlung (HV) der "Arn. Georg AG" in Neuwied am schönen Mittelrhein.

Denn da fand die HV noch "mit Präsenz" statt.

Ich trug dort nicht nur zur Senkung des Altersdurchschnitts bei, sondern freute mich auch an einem Poster des Vorstandsvorsitzendem, welches geschätzt in den 1990ern entstanden war.

Selbiger saß vor diesem Poster und machte einen durchaus sympathischen Eindruck.

Die Anwesenden bestanden zu einem bedeutenden Teil aus Pensionären des Unternehmens, dem Vorstand der örtlichen Sparkasse (alleiniger Kreditgeber der AG) und einem adligen Großaktionär. Herrlich.

Im Ort selber mit teilweise morbidem Charme hatte ich noch das Gefühl des "draußen nur Kännchen" von Ausflügen mit meiner Großmutter. Vielleicht war es also auch ein 1980er Charme, bin mir da nicht so sicher.

Mit anderen Worten: Eine persönliche Zeitreise - dank Ihnen. Denn ich habe für "Ethische Rendite" einen Bericht zur Hauptversammlung dieser Aktiengesellschaft verfasst. So geschehen am 19. August 2021, HV der "Arn Georg AG" in Neuwied am Rhein.Vielleicht von Interesse für Sie.

Ich nehme meinen HV-Bericht zum Anlass, ein persönliches Fazit für die Aktie (ein kleiner Nebenwert) zu ziehen.

Mehr in diesem Premium-Beitrag:

Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) der Arn. Georg AG fand im Belegschaftsraum der AGO-Gruppe in Neuwied am Rhein statt. Der Veranstaltungsort hatte eher rustikalen Charme, um es so zu formulieren – hier eine Impression vom Gelände:

Die Veranstaltung fand mit „physischer Präsenz“ statt – in Zeiten der Einschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie keine Selbstverständlichkeit. Es gab entsprechende vorgeschriebene Verhaltensmaßregeln während der Versammlung.

Hier mein Bericht für Sie:

ie diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) der Arn. Georg AG fand im Belegschaftsraum der AGO-Gruppe in Neuwied am Rhein statt.

Beginn war gegen 11:00 Uhr. Anwesend waren ca. 30 Aktionäre/innen.

Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Herrn Diplom-Volkswirt Jürgen Kämpf und den üblichen Formalia erteilte dieser dem Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Herrn Györy das Wort.

Dann zum Bericht des Vorstands:

Der Alleinvorstand Herr Györy berichtete zunächst von den Änderungen im Aufsichtsrat. Demnach ist der vorige Vorsitzende des Aufsichtsrats Herr Rössler in den Ruhestand gegangen. Neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats ist seit der HV voriges Jahr Herr Diplom-Volkswirt Jürgen Kämpf.

Herr Györy berichtet, dass er nun seit 22 Jahren mit dabei ist. Er gab einen Überblick:

1997 begann eine harte Sanierung - die eigentlich erfolgreich abgeschlossen ist. Zur Zeit geht es um die Stabilisierung der "AGO" (= Arn. Georg AG).

Herr Györy gab dann persönliche Ergänzungen zum Geschäftsbericht.

Seit 2018 gab es keine Änderung an der Struktur der Arn. Georg AG (damals Kauf 100% der Anteile an der AGO Energietechnik GmbH).

Aufgrund der Entwicklung kann die geplante Entschuldung etwas beschleunigt werden.

Vorstand möchte detaillierte Beschreibung der Gesellschaften "ersparen" und verweist auf den Geschäftsbericht 2020.

Weg zur Herrentoilette führte durch diese Halle

Die in Altranft vermietete Immobilie konnten wir verkaufen. "Endlich" und "sehr erfolgreich", so der Vorstandsvorsitzende.

Es bleiben drei Beteiligungen mit jeweils 100% Beteiligung:

  1. AGO Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH, Eigenkapital 1,088 Mio. Euro
  2. AGO Zweite Immobilienvermietungs GmbH & Co. KG 4,6 Mio. Euro
  3. AGO Energietechnik AG 0,102 Mio. Euro

Weg zur Herrentoilette führte durch diese Halle

In der Arn. Georg AG gab es 2020 nur einen einzigen Mitarbeiter = Prokurist. Um die Personalkosten niedrig zu halten, haben dieser Prokurist und auch der Alleinvorstand noch diverse andere Stellen in den weiteren Gesellschaften.

Die gesamten AGO-Gesellschaften werden in Personalunion gebündelt. So wollen wir ein bisschen Geld einsparen und trotzdem vernünftige Leistung bringen.

Zur Aktie: Es gab mehrere Handelsaktivitäten, Kurse von unter 9 Euro bis gut 25 Euro. Diese Entwicklung ist weder von nationalen noch internationalen Ereignissen direkt abhängig. Wir gehen davon aus, dass auch Weltereignisse keine großen Einfluss auf die Kursentwicklung hatten.

Das gilt auch für die Corona-Pandemie. Brexit, Diesel-Affäre, Corona-Pandemie, Afghanistan - das hat unser Geschäft nicht ernsthaft negativ beeinflusst.

Für uns wichtig ist z.B. die Auftragslage unserer Mieter. Unser größter Mieter hat Aufträge, für die er auf Lager der AGO Energietechnik GmbH zurückgreifen kann. Denn es geht hier darum, die Immobilien im Bestand gut zu vermieten.

Herrentoilette am Veranstaltungsort

Die Arn. Georg AG hat 2020 erfolgreich gewirtschaftet - wie auch 2019 haben alle drei Tochtergesellschaften Überschüsse erwirtschaftet.

Herr Györy verweist darauf, dass bis 2019 die Grundlage gelegt wurde für den aktuellen Erfolg.

2020 konnte ein deutlicher Anstieg des Gewinns auf 366 T Euro erfolgen, davon ca. 128 T Euro Buchgewinn aus dem Verkauf der Immobilie in Altranft.

Die Arn. Georg AG konnte aufgrund des Gewinns ihr Eigenkapital per 31.12.20 auf 3,23 Mio. Euro erhöhen.

Die Vermietungssituation 2020 war gut, aber nicht sehr gut.

Das Jahr 2020 konnten wir nicht mit Vollvermietung beginnen. Man kann sagen, dass das Auswirkungen der Automobil-Krise waren: Wir konnten so nicht die gesamten Hallen vermieten, da z.B. Zulieferer gekündigt hatten.

Aber das verbesserte sich im Verlauf von 2020 und die Kosten konnten auch etwas gesenkt werden.

Die AGO Verwaltungs- und Beteiligungs- GmbH (für die das gilt) erzielte ein Ergebnis 2020 von knapp 51 T Euro.

Zur Tochter AGO Energietechnik GmbH: Da haben wir Gewinnabführungsvertrag. Wir hatten mit Ergebnis von 122 T Euro gerechnet, es wurden dann tatsächlich 152 T Euro.

Die Muttergesellschaft Arn. Georg AG hat seit 2009 immer Überschüsse generiert. Jahresüberschuss geplant waren 144 T Euro, daraus wurden 366 T Euro.

Ausgehend davon hat der Vorstand 2020 beschlossen, nach mehr als 25 Jahren "endlich" eine Erhöhung der Betriebsrenten durchzuführen.

Die Betriebsrenten wurden dann um 2% erhöht.

Die konsolidierte Gesamtleistung betrug 2020 rund 7,6 Mio. Euro.

Die Bilanzsumme per Ende 2020: ca. 5,7 Mio. Euro

Der Bilanzgewinn liegt bei ca. 931 T Euro.

Diese HV soll über die Verwendung des Bilanzgewinns abstimmen. Vorschlag der Verwaltung: Bilanzgewinn in voller Höhe vortragen. Unser Hauptziel ist der konsequente Schuldenabbau. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind weiterhin unsicher, insofern ist für die AGO-Gruppe Vorsicht geboten.

Der aktuelle Rahmenvertrag, den die AGO Energietechnik GmbH erzielen konnte (Mieteinnahmen Lager), läuft nur bis Ende 2021.

Wir haben sehr intensiv darüber diskutiert, ob wir Dividende ausschütten sollen oder nicht. Wir leben aber immer noch aus fremden Geldern.

Wir nehmen immer noch über 1 Mio. Euro Darlehen in Anspruch.

Also: Sollte der Rahmenvertrag verlängert werden, sollte es weiter stabil bleiben, dann kann der Vorstand ruhigen Gewissens Dividende an die Aktionäre vorschlagen.

Die Erwartungen an das Geschäftsjahr 2021:

Um die künftige Entwicklung darstellen zu können, schauen wir auch auf Folgejahre. Also, strategischer Ausblick:

Altranft ist verkauft, jetzt sind alle zu vermietenden Objekte bei den Tochtergesellschaften.

Prognose 2021:

Arn. Georg AG Gesamtleistung 840 T Euro, 142 T Euro Jahresüberschuss (Gewinnabführung bereits berücksichtigt)

Wir haben aktuell fast Vollvermietung. Wir arbeiten noch an einzelnen Büros, die wir etwas aufhübschen wollen, um sie gut zu vermieten. Da unsere Liegenschaften nicht ganz neu sind, muss man viel Geld in die Hand nehmen, um hier in Neuwied attraktive Angebote für Mieter zu schaffen.

"Was sich nicht wegbewegt, das vermietet Herr Sprengart" (= Prokurist), so Herr Györy.

Wir wollen weiter Schulden tilgen, wir haben wie gesagt noch rund 1 Mio. Schulden.

Wir möchten unbedingt Jahr für Jahr Überschüsse erwirtschaften, um Ausschüttungen leisten zu können.

Wir möchten die Zinslasten weiter senken, was auch durch Sondertilgungen geht.

Und wir möchten die notwendigen Instandhaltungsaufwendungen durchführen.

Die Grundlage der bisherigen Entwicklung ist auch die positive Zusammenarbeit mit AGO Stahlbau.

Risiken? Veraltete Liegenschaften. Altes, unüberschaubares Wasser- und Leitungsnetz.

Wenn schlechtes Wetter kommt, müssen manche Dächer saniert werden (bei starkem Regen nicht ganz dicht).

Risiko ist auch Kündigung von Mietern.

Wir gehen aber davon aus, dass die positive Entwicklung weitergeht. Ziel ist schnellstmögliche Entschuldung und Stabilisierung der Gesellschaft.

Unsere Finanzverbindlichkeiten bestehen nur bei der Sparkasse Neuwied. Wir wollen da auch weiterhin nach Möglichkeit Sondertilgungen leisten.

Aus unserer Sicht ist die Liquidität der AGO Gruppe bis Ende 2022 auf jeden Fall gesichert, aber wir blicken auch weiter und denken, dass das auch für 2023 so sein könnte.

Herr Györy betonte, er würde sich über Dividende sehr freuen - aber aus seiner Sicht ist es noch zu früh.

Dann bedankte sich Herr Györy noch bei Wirtschaftsprüfer, Notariat, Mitarbeitern, Sparkasse Neuwied...

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats führte zum Thema Dividende noch an, dass noch die gesetzliche Rücklage in Höhe von 10% aufgefüllt werden soll. Da fehlen ca. noch 12.000 Euro, das sollte dann 2021 erfüllt sein.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats-Vorsitzenden zu Beginn der Generaldebatte bei 96,43%.

Von 300.000 Stückaktien sind 289.283 Stückaktien vertreten.

Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen - Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier normalerweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war die Generaldebatte allerdings recht kurz: Ein Aktionär (der Verfasser) stellte einen Gegenantrag. Statt den Bilanzgewinn vorzutragen, schlug er in einem Wortbeitrag vor, eine Dividende in Höhe von 0,28 Euro je Aktie auszuschütten. Das wären dann 4% vom Grundkapital, siehe dazu Paragraf 254 Aktiengesetz.

Die Abstimmungen

Hier gab es angesichts der Beteiligungsverhältnisse (Großaktionär ist die Fürstlich Wiedische Rentkammer) keine Überraschungen. Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt, teilweise mit 100% JA-Stimmen.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

Die Verpflegung war wirklich überschaubar. Es gab Wasser, Apfelschorle und Kaffee - das war es.

Mein Fazit:

Mein Eindruck vom Besuch der HV 2020 hat sich auch 2021 bestätigt. Die Arn. Georg AG hat nach langen Jahren der Krise inzwischen offensichtlich ruhigeres Fahrwasser erreicht.

Die AG generiert Gewinne und die Schulden sind deutlich gesenkt worden (beachtliche Leistung des Vorstands und Aufsichtsrats). Ab dem kommenden Jahr soll es dann auch Dividenden-Zahlungen geben, wenn keine größeren Probleme auftauchen.

Von einer Einschätzung der Aktie möchte ich eigentlich absehen, da der Großteil der Aktien in festen Händen liegt und die Börsenumsätze äußerst gering bis gar nicht vorhanden sind. Soviel möchte ich sagen:  Wenn Sie ein paar Stücke bekommen, kann ich Ihnen bei Kursen um aktuell 19 Euro für kleine Positionen zum Einstieg raten: Und sei es nur, damit wir dann bei der kommenden HV der Arn Georg AG hoffentlich in angenehmer Atmosphäre fachsimpeln können, wenn Sie möchten.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern."

- Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Mit freundlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Mehr zum Thema bei Interesse in meiner kostenfreien, geschlossenen Facebook-Gruppe zu Hauptversammlungen: https://www.facebook.com/groups/hauptversammlung24/

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Michael Vaupel

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