Die große Erfindung

Die große Erfindung

"Die große Erfindung"? Der Titel dieser interessanten Neuerscheinung aus dem renommierten C.H. Beck Verlag bezieht sich auf die "Schrift".

Noch vor einigen Jahrzehnten ging die Forschung von einer "Monogenese" im Hinblick auf das Thema Schrift aus. "Die Erfindung sei einmalig"..."nie werde etwas wiedererfunden, der Mensch könne das Rad nicht zweimal erfunden haben", so die Autorin von Die große Erfindung zu dem damaligen Stand der Forschung.

Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Die Autorin nimmt uns Leser/innen in ihrem neuen Buch mit auf eine gedankliche Reise zu so unterschiedlichen Orten wie Kreta, die Osterinsel oder China.

Wie kam es da zur Entwicklung von Schrift? Da es sich um ein populärwissenschaftliches Buch handelt, ist es erfreulich anschaulich geschrieben und es wird wenig Fachkenntnis vorausgesetzt - erfreulich aus meiner Sicht eines Laien, andere mögen das anders sehen.

Bei manchen Thesen der Autorin kam ich ins Nachdenken - was ich selbst üblicherweise als Pluspunkt eines Buches sehe.

Bisher dachte ich, dass Schrift eine der Grundlagen einer entwickelten Gesellschaft ist. Die Autorin sieht das durchaus anders - komplexte Gesellschaften können auch ohne Schrift funktionieren.

Und wer weiß, in der Zukunft wird es vielleicht ohne Schrift gehen - sei es nur, weil Bücher als Hörbücher verkauft werden und Kommunikation in den sozialen Medien verstärkt über "Emojis" erfolgt und mithin an die Ursprünge (Hieroglyphen) erinnert.

Ein Auszug aus der Inhaltsangabe. Quelle: C.H. Beck Verlag

Spannend fand ich die Besprechung einzelner Schriften, die sich auf abgeschiedenen, abgegrenzten Gebieten entwickelt haben - wie der Osterinsel im Pazifik. Dort hat sich völlig ohne europäischen Einfluss eine eigene Schrift entwickelt, mit Fokus auf lokalen Besonderheiten.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die sprunghaften Gedanken der Autoren - sowohl thematisch als auch im Hinblick auf die behandelten Orte - gut oder schlecht finden soll.

Bei der Lektüre des Buches hatte ich das Gefühl, die Autorin sitzt mir gegenüber und berichtet enthusiastisch bei einer Tasse Kaffee von ihrem Fachgebiet, mit Esprit und durchaus auch Witz.

Aber kaum habe ich mich in ein Thema mental hineingedacht, da ist schon das nächste Thema dran. Zudem geht die Autorin natürlich mit Fachbegriffen wie selbstverständlich um. Als diesbezüglicher Laie hätte ich mir aber z.B. Erklärkästen gewünscht, in denen kurz erklärt wird, was es z.B. mit Homophon auf sich hat (bezeichnet Wörter mit gleicher Aussprache, aber unterschiedlicher Bedeutung - ich kenne das aus Kindheitstagen als "Teekesselchen").

Insgesamt eine interessante, wennglich sprunghafte Kombination von Ärchologie und Anthropologie - kombiniert mit Neurowissenschaft mit wie geschildert eher gemischtem Fazit meinerseits:

Silvia Ferrara: Die grosse Erfindung

Eine kosenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse in Form einer PDF-Datei unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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