Rezension: Vater werden – Papa sein
In einem Podcast hatte ich neulich ein Interview mit dem Unternehmer Matthias Voelchert gehört. Dieser hatte u.a. familylab.de gegründet, laut eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem bekannten dänischen Familientherapeuten Jesper Juul.
Ich wollte eigentlich nur nebenbei reinhören...doch die Aussagen von Matthias Voelchert weckten schnell meine Aufmerksamkeit.
Kluge Worte, praxisnah, lockere Art - Chapeau!
Als ich dann sah, dass vor kurzem ein neues Buch von Matthias Voelchert erschienen ist, habe ich dieses umgehend gelesen und möchte hiermit einige Anmerkungen dazu geben.
Es geht um das Buch:
Mathias Voelchert: Vater werden - Papa sein
Der Untertitel bringt auf den Punkt, um den es geht, ich zitiere: "Den eigenen Weg finden für ein glückliches Familienleben"
Es geht hier nicht um praktische Tipps für werdende Väter - obwohl, doch, auch. Aber interessanter fand ich diesen Aspekt:
Der Autor geht mehr in die Tiefe, behandelt z.B. die Frage, wie sehr uns unsere eigenen Eltern beeinflusst haben.
Ein Beispiel:
- Wenn ein Vater das dringende Gefühl hat, eine Auszeit von seinen Kindern zu benötigen,...
- ...dann kann es auch sein, dass er nicht von den Kindern "an sich" die Auszeit benötigt...
- ...sondern von den Geühlen, die in ihm aufsteigen, wenn er mit den Kindern zusammen ist bzw. ein bestimmtes Verhalten bei ihnen bemerkt.
Denn es kann da um Verhaltensweisen gehen, die Erinnerungen an die eigene Kindheit des Vaters wecken. Ungute Erinnerungen. Diese Erinnerungen waren "gut verpackt", so der Autor, und in einem "verborgenen Winkel...versteckt".
Durch die Spiegelung der eigenen Kinder wurden sie wiederbelebt, und der Vater sieht sich damit konfrontiert.
Das möchte er umgehen und macht die eigenen Kinder dafür verantwortlich.
Gewiss, die Kinder haben den Anstoß gegeben, dass diese Gefühle an die Oberfläche getreten sind. Doch sie sind nicht verantwortlich für diese Gefühle. Da gilt es zu differenzieren und aufzupassen, nicht ungerecht gegen die eigenen Kinder zu sein aufgrund eigener, nicht aufgearbeiteter Kindheitserinnerungen.
Der Blick ins Inhaltsverzeichnis
Ich finde es gut, dass der Autor auch hier praxisnah Beispiele gibt und auch Möglichkeiten aufzeigt, wie es in solchen Situationen sinnvoll zu handlen gilt. In dem Fall z.B. hilft ein sogenanntes "Rückgaberitual", was im Buch erläutert wird.
Wer nicht wie der eigene Vater werden möchte, kann damit diesen Strom des Unguten unterbrechen.
Der Autor gibt bei der Lektüre das Gefühl, "einer von uns" (= Vätern) zu sein, indem er auch z.B. von eigenen Unzulänglichkeiten bei der Erziehung der eigenen Kinder berichtet. Immer zeigt er aber eine Lehre auf, die er daraus gezogen hat - und von welcher der geneigte Leser profitieren mag, ohne denselben Fehler zu machen.
Erfrischend auch Kapitel wie "Vatersein kann man nicht von Müttern lernen!"
Insgesamt ein durchaus kurzweilig zu lesendes Buch von kaum 150 Seiten, mit Erkenntnisgewinn sowohl für werdende als auch für bestehende Väter. Insofern Daumen noch meinerseits für:
Mathias Voelchert: Vater werden - Papa sein
Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.