Altersvorsorge: Passives Einkommen

Altersvorsorge: Passives Einkommen

Wenn Sie – wie ich – selbständig sind, dann machen Sie sich wahrscheinlich auch ab und zu Gedanken über Ihre Altersvorsorge. Gesetzliche Rentenversicherung fällt für uns Selbständige weg, Lebensversicherungen sind kein Thema (wer will schon mitleidig belächelt werden).

Und bei der sogenannten Rürup-Rente für Selbständige stört mich, dass sie mit dem Tod endet. Da würde ich mich gewissermaßen posthum grämen, wenn ich jahrzehntelang einzahle und dann kurz nach Beginn der Rürup-Rente sterben sollte.

Beim Thema „Altersvorsorge“ setze ich persönlich gerne auf Aktien und andere Wertpapiere, die ein sogenanntes passives Einkommen bieten.

Dieser Faktor „passives Einkommen“ ist bei mir persönlich in den vorigen Jahren wichtiger geworden. Vorher war es mir relativ egal, wie ein Unternehmen seine Gewinne verwendet – ob reinvestieren oder ausschütten. Bei einem wachstumsstarken Unternehmen, dessen Aktie günstig bewertet ist, war es mir manchmal lieber, wenn die Gewinne neu investiert werden, um zu expandieren.

Passives Monatseinkommen für den Ruhestand?

Wie gesagt, inzwischen ist mir der Faktor „Ausschüttung“ wichtiger geworden. Unabhängig davon muss eine Aktie auch „an sich“ überzeugen, sprich das Geschäftsfeld des Unternehmens und insbesondere die Bewertungskennzahlen.

Früher war die Sache im Hinblick auf passives Einkommen relativ einfach, gute alte Zeit. Ich erinnere mich noch daran, zu Zeiten der deutschen Wiedervereinigung noch eine 10jährige Bundesanleihe mit 8,75% Kupon gekauft zu haben. Damals wurde noch in einer Finanzzeitung auf hohem Niveau lamentiert, dass keine „9“ vor dem Komma stand. Mit solchen relativ sicheren Anleihen ließ sich einfach ein schönes „passives Einkommen“ generieren.

Vorbei die Zeiten, als dies mit Bundesanleihen ging. Anfang August 2023 lag die Rendite der 10jährigen Bundesanleihen bei ca. 2,5%. Das reicht noch nicht einmal für den Ausgleich der Inflation, von Transaktionskosten und Steuern ganz zu schweigen.

Anleihen und passives Einkommen

Also sind andere Wege gefragt, wenn es um Wertpapiere und „passives Einkommen“ geht. Zum einen gibt es natürlich Schuldverschreibungen – da gilt es, einen Spagat zwischen den Faktoren „Sicherheit“ und „Rendite“ zu schaffen. In dem Kontext fand ich zuletzt z.B. eine neue Hybridanleihe der OTTO Group mit 4% Zinskupon sehr interessant (meine Analyse dazu finden Sie hier). Die Anleihe notierte Anfang August 2023 zudem unter Nominalwert.

Oder eine sogenannte grüne Anleihe der Förderbank eines deutschen Bundeslandes – mit den Einnahmen aus der Emission sollen Dinge wie die Renaturierung der Emscher im Ruhrgebiet finanziert werden. Dafür gibt es zwar „nur“ 0,5% Zinskupon. Aber: Die Notierung der Anleihe lag Anfang August bei knapp 90% des Nennwertes (und Zinszahlung und Tilgung beziehen sich auf den Nominalwert = 100%). Außerdem: In solchen Fällen ist die sinnvolle Verwendung der Gelder für mich sozusagen eine zusätzliche emotionale Rendite (meine Analyse dieser grünen Anleihe finden Sie hier).

Dann gibt es natürlich Aktien mit relativ hoher Dividendenrendite (im aktuellen Zinsumfeld meine ich damit Titel mit mindestens 4% Dividendenrendite). Dabei gilt es natürlich zu beachten, dass die Dividenden von den Unternehmen problemlos aus dem operativen Cash Flow gezahlt werden können und nicht etwa aus der Substanz.

Dividenden und passives Einkommen - Beispiel: 67 Jahre in Folge die Dividende erhöht

Auch ist eine längere Dividenden-Historie aus meiner Sicht wünschenswert. Wer Jahr für Jahr die Dividende erhöht und diese aus wachsenden Cash Flows zahlen kann, ist mir lieber als ein Unternehmen mit hohen Sprüngen beim Gewinn und ebenso sprunghaften Dividendenzahlungen (bei ansonsten gleicher Bewertung). Auch in diesem Zusammenhang ein Verweis auf meine Analyse eines Unternehmens, das 67 Jahre in Folge die Dividende erhöht hat (kein Witz!).

In dem Kontext auch der Hinweis darauf, dass es auch jenseits „normaler“ Aktien interessante Wertpapiere gibt, die für passives Einkommen sorgen.

Passives Einkommen: REITs und andere Investment-Vehikel

So hatte ich Ihnen einen sogenannten „REIT“ vorgestellt, der ein meiner Ansicht nach höchst interessantes Geschäftsfeld hat: Es wird Farmland in den USA gekauft und dann möglichst langfristig an Farmer verpachtet. Das Management hat selber praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft und ist an einer ehrlichen Zusammenarbeit mit den Farmern interessiert („win-win“ heißt das ja auf Neudeutsch). Von den Netto-Gewinnen werden dann rund 90% oder sogar mehr an die Inhaber dieser REITs ausgeschüttet. Da soll es aber gewisse Unregelmäßigkeiten gegeben haben, weshalb ich diesen REIT aktuell weder empfehle noch weiterverfolge (Hier meine Analyse zu diesem Titel aus dem Vorjahr.)

Wenn Sie neu beginnen, sich mit dem Thema passives Einkommen zu beschäftigen, dann habe ich noch zwei Buchempfehlungen für Sie. Denn vor dem Kauf konkreter Positionen rate ich dazu, sich nützliches Hintergrundwissen anzueignen.

Passives Einkommen: Meine Empfehlungen zur Lektüre

Für Anfänger(innen) finde ich das Buch Cool bleiben und Dividenden kassieren passend. Hier geht es um die Grundlagen – Dividendenrendite, Dividenden-Indices, Dividendenwachstum p.a. etc. pp. Der Vorteil dieses Buchs aus meiner Sicht: Es ist sehr verständlich geschrieben, die Ausdrucksweise ist sogar als locker zu bezeichnen. Bisweilen scheint da für meinen Geschmack ein Tick zuviel Arroganz heraus, ansonsten mag ich es, wenn Nutzwert und gute Lesbarkeit Hand in Hand gehen. Wie gesagt, dieses Buch möchte ich Anfängern der Materie empfehlen.

Wer sich bereits etwas mehr mit passivem Einkommen auskennt und für den/die z.B. REITs kein Fremdwort sind, dem/der möchte ich hingegen Bargeld statt Buchgewinn definitv nahe legen. Denn da behandelt der Autor Luis Pazos Hochdividendenwerte in erster Linie aus dem angelsächsischen Raum, von denen man in der Mainstream-Finanzpresse kaum etwas liest. Neben besagten REITs finden sich da auch Angaben zu Royalty Trusts, Business Development Companies oder Master Limited Partnerships.

Beispiel Royalty Trusts: Üblicherweise leiten diese lediglich Lizenzgebühren an die Anteilsbesitzer weiter. Dafür reicht oft ein kleines Büro, sprich sehr niedrige Fixkosten. Auf diese Weise sind Royalty Trusts manchmal passende Investments, wenn es darum geht, laufende Ausschüttungen zu erhalten (z.B. quartalsweise). Natürlich muss die „Quelle“ passend sein, von der aus die Lizenzgebühren fließen. Bei Einnahmen aus z.B. Rohstoff-Lizenzen gilt es z.B. zu beachten, dass die Rohstoffe irgendwann ausgebeutet sind.

Dies nur als Beispiel. Bargeld statt Buchgewinn behandelt weitere Investment-Vehikel und zeichnet sich durch hohen Nutzwert aus. Ich selbst nutze das Buch eher als Nachschlagewerk, wenn ich einmal etwas nachlesen möchte zu Spezialitäten wie „Stapled Securities“.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Baue den Brunnen, wenn du Kraft hast, nicht, wenn du Durst hast.“ – Chinesisches Sprichwort

Ich grüße Sie herzlich mit den besten Wünschen für Gesundheit, Arbeit und Wohlergehen!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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