Analyse KAP Aktie

Analyse KAP Aktie

Beim Industrie- und Beteiligungsunternehmen KAP AG haben zwei Großaktionäre das Sagen, die ihren Anteil eigentlich gerne verringert hätten. Noch im Mai hieß es, dass diese einen Teil ihrer Aktien platzieren möchten.

Eine der Bedingungen – günstiges Kapitalmarktumfeld – traf indes nicht zu, und so sind beide weiterhin an Bord. Die KAP AG hatte 2019 diverse Probleme, die den Kurs unter Druck setzten. Inzwischen könnte indes ein Kursniveau erreicht sein, auf dem der Titel wieder interessant ist.

Hier meine Analyse der Aktie:

Unter dem Dach der KAP AG sind mehrere mittelständische Industrieunternehmen zusammengefasst. Die beiden Großaktionäre Carlyle Group (45,5%) und FM Verwaltungs GmbH (25,5%) erweckten bisher den Eindruck, möglichst hohe Dividenden erhalten und bei passendem Umfeld den Rückzug anzutreten zu wollen, was natürlich völlig legitim ist.

Kleinaktionäre konnten sich dadurch in den vergangenen Jahren über durchaus hohe Dividendenzahlungen freuen. So wurden für die Geschäftsjahre 2016, 2017 und 2018 jeweils 2,00 Euro Dividende je Aktie ausgeschüttet. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass der Gewinn pro Aktie 2018 mit 2,05 Euro nur wenig darüber lag. Mit anderen Worten:

Hier wurde mit der jüngsten Dividendenzahlung fast der gesamte Gewinn pro Aktie des vorigen Geschäftsjahres in Form einer Dividende ausgeschüttet. Hier lässt sich generell fragen, ob es sinnvoll ist, wie 2018 nahezu den gesamten Gewinn auszukehren. Immerhin gibt die Bilanz das her, da die Eigenkapitalquote zuletzt bei durchaus ordentlichen 49,4% lag. Ob die „kontinuierliche“ Dividendenpolitik beibehalten werden kann, ist im Hinblick auf das laufende Geschäftsjahr 2019 mehr als fraglich. Denn da führten diverse Probleme dazu, dass die KAP AG im 1. Halbjahr 2019 signifikant in die roten Zahlen rutschte.

Bei der diesjährigen Hauptversammlung der KAP AG

Die Prognose für 2019 wurde kassiert

Dazu trugen diverse Probleme bei. Auf der Hauptversammlung am 3. Juli 2019 in Frankfurt hatte der Vorstandsvorsitzende einiges zu erläutern. Nicht gerade zur Stimmungsverbesserung der Aktionäre hatte eine wenige Tage zuvor erfolgte Rücknahme der Prognose für das laufende Geschäftsjahr beigetragen. Als Begründung dafür wurde unter anderem ein Brand bei einer Tochter des Segments „surface technologies“ im Juni 2019 genannt. „Natürlich“ besteht eine entsprechende Versicherung für den Schaden vor Ort, indes gibt es aufgrund des Produktionsausfalls einen Umsatz- und Ertragsverlust, so der Vorstand. Die bestehenden Aufträge konnten immerhin verlagert oder an befreundete Unternehmen gegeben werden. Zum Glück sei niemand verletzt worden.

Gar nicht gut klang die Mitteilung, dass bei der Bewertung von Vorräten im Segment „engineered products“ zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Der Finanzvorstand erläuterte, dass Bestände mit den Herstellkosten bewertet werden. Davon gilt es abzuweichen, wenn z.B. durch Alterung eine Wertminderung eintritt, dann besteht Abwertungsbedarf bzw. Abwertungspflicht. Es gibt Ausnahmetatbestände, die hier offensichtlich genutzt wurden, obwohl sie in diesem Fall nicht vorlagen. Entsprechend seien Wertberichtigungen im Hinblick auf die Bewertung von Vorräten notwendig.

Bei der diesjährigen Hauptversammlung gab es für die Aktionäre Schnittchen, Kartoffelsuppe und Bockwürste

Interessant fand ich die Anmerkung, dass der Vorstand laut eigenen Angaben von Mitarbeitern des Segments auf die Unregelmäßigkeiten hingewiesen worden ist. Die Reaktion: Der Leiter und der CFO des Segments wurden sofort suspendiert, „wir werden die Thematik vollumfänglich aufklären und bereinigen“, wie der Vorstand bei der Hauptversammlung versprach. Als ob das noch nicht genug gewesen wäre, war auch noch von einem erwarteten Nachfragerückgang von Kunden die Rede, was mit der allgemeinen konjunkturellen Situation begründet wurde.

Die Folge: Die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2019 wurde kassiert, indes ohne eine neue Prognose abzugeben. Dies soll im laufenden 4. Quartal 2019 erfolgen. Da Unsicherheit an den Börsen selten beliebt ist, kann dies als Begründung für die schwache Performance der Aktie seit der Hauptversammlung gesehen werden. In dem Kontext „Unsicherheit“ ist auch der Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden per Ende September 2019 zu sehen.

Da der Rücktritt mit sofortiger Wirkung kommuniziert und noch kein Nachfolger genannt wurde, wirft dies die Frage nach den Gründen auf. In der entsprechenden Meldung gab es dazu keinerlei Erläuterung und auch kein Wort des Dankes. Da wäre ich gerne mal für ein paar Minuten unbeobachtete Fliege an der Wand gewesen und hätte mitgehört. Interimistisch übernimmt ein Mitglied des Aufsichtsrats den Posten des Vorstandsvorsitzenden und lässt dafür so lange das Aufsichtsratsmandat ruhen.

Ein kleiner Tisch mit Produktmustern bei der Hauptversammlung 2019 – wirkte auf mich etwas schäbig präsentiert

Industriebeteiligungen in fünf Segmenten

Die Nachrichten der vorigen Monate klangen bei der KAP AG alles andere als gut. Doch es gilt, die Relationen zu sehen. Die KAP AG hat schließlich Substanz vorzuweisen. In insgesamt fünf Segmenten finden sich teilweise interessante Industrieunternehmen. Beispiel Segment „flexible films“: Da habe man eine „marktführende Position“ z.B. in der Nische der Produktion von High-End-Projektionsleinwänden und verstärkten Schwimmbadfolien. Solche Nischen sind zwar relativ klein, ermöglichen aber möglicherweise teilweise ein gewisses Abkoppeln von der allgemeinen Konjunkturlage. Insgesamt beschäftig die KAP AG laut eigenen Angaben rund 3.000 Mitarbeiter(innen) an insgesamt 29 Standorten.

KAP AG, Fulda

Branche: Beteiligungsgesellschaft

Telefon 0661 103 0, Internet: www.kap.de

ISIN DE0006208408

7.760.353 Inhaberaktien, AK € 20.176.917,8

KGV (2018) 10,4 Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,9 (6/19)

Börsenwert ca. € 164,5 Mio.

Aktionäre: Carlyle Group 45,5%, FM Verwaltungs GmbH 25,5%, Streubesitz 29,0%

Kennzahlen 1. HJ 2019 1. HJ 2018
Umsatz 199.5 Mio. 200.3 Mio.
Ebit -3,1 Mio. 10,9 Mio.
Periodenergebnis -3,5 Mio. 8.2 Mio.
Ergebnis je Aktie -0.45 Euro 1.18 Euro
EK-Quote 49.4 % 47.5 %

Mein Fazit:

Bei der KAP AG haben Finanzinvestoren das Sagen, was sich bei der Hauptversammlung auch zeigte. Eine richtige Wohlfühl-Aktie ist die KAP AG für mich nicht. Grundsätzlich war die Nachrichtenlage in den vorigen Monaten schlecht. Der Blick auf die Bewertung zeigt, dass der Buchwert pro Aktie per 30.6.2019 bei rund 24 Euro lag. Mithin ist der Aktienkurs inzwischen unter den Buchwert pro Aktie gerutscht, was eine grundsätzlich interessante Position ist angesichts des durchaus in Teilen attraktiven Beteiligungsportfolios der KAP AG. Noch steht aber die im Sommer angekündigte Aktualisierung der Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2019 aus. Die genannten Punkte sprechen dafür, dass diese Prognose eher schwach ausfallen wird, was den Kurs der Aktie unter die 20-Euro-Marke drücken könnte. Genau dann (sprich unter 20 Euro) würde ich einen Einstieg interessant finden.

Mit freundlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

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Michael Vaupel

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