Atiwa

Atiwa

Wenn Sie sich vornehmen würden, ein anspruchsvolles Strategie-Brettspiel zu entwickeln...

  • welches thematisch in Afrika angesiedelt ist
  • und Themen wie Bevölkerungswachstum, nachhaltige Landwirtschaft
  • sowie Konflikte rund um den Goldabbau behandelt,
  • außerdem hochwertiges Material (Holzteile für Tiere, Marker für Bäume...) beinhaltet...

...dann könnten Sie sich das sparen.

Denn exakt so ein Spiel gibt es seit Kurzem:

"Atiwa" des bekannten Spieleautors Uwe Rosenberg, erschienen bei Lookout Spiele (als "Kennerspiel").

Keine Frage, dass ich die relativ ruhige Zeit "zwischen den Jahren" für eine Partie des Spiels genutzt habe.

Vorab: Ich bin befangen - da mich die genannten Themen sehr interessieren und auch beschäftigen. Thematisch ist das Spiel in Ghana angesiedelt. Dort war ich zwar noch nicht, aber über Konzerne wie "Anglogold Ashanti" - welche dort Gold abbauen - habe ich mich durchaus schon etwas mit dem Land beschäftigt.

Ein Teil der Spielertableaus - mit platzierten Flughunden, Buschtieren, Bäumen und Früchten...

Doch konkret zum Spiel. Wie ich das bei dem Erfolgsautoren Uwe Rosenberg erwartet habe, nutzt er auch hier aus seinen anderen Spielen bekannte Mechanismen.

Grundlegend: Es handelt sich um ein worker placement Spiel.

  • Jeder Spieler/in hat 3 Arbeiterfiguren und platziert in einer Runde abwechselnd alle drei.
  • Danach gibt es eine Rundenauswertung.
  • Das ganze wird dann sieben Mal wiederholt (= 7 Runden), und dann folgt die Endauswertung.

That´s it, no big deal, wie der Angelsachse sagt.

Es gibt einen allgemeinen Spielplan, auf dem die möglichen Aktionen abgebildet sind. Anders als bei z.B. beim Spiel Agricola verändert sich die Auswahlmöglichkeit im Rundenverlauf kaum.

Da gibt es Möglichkeiten, Marken zu erhalten (Buschtiere, Ziegen, Bäume...) oder Landschaften. Stimmig dabei fand ich es, dass die im Spiel enthaltenen insgesamt 36 Landschaften alle unterschiedlich waren, mit jeweils stimmigen Feldern. So können in der Baumschule zum Beispiel viele Bäume platziert werden.

Am Ende jeder Runde müssen die eigenen Familienplättchen ernährt werden.

Dazu liefert z.B. jede Ziegenfigur in der eigenen Auslage eine Nahrung (über Milch) - wenn sie geschlachtet wird, sind es 3 Nahrung.

Und es gibt neue Buschtiere, Bäume und Früchte. Und diesen Mechanismus finde ich sehr gelungen.

  • Denn die Zahl der Buschtiere auf den eigenen Landschaften bestimmt, wie viele neue Bäume es für diese Tableaus gibt.
  • Nach dem Moto: Buschtiere essen Früchte, die Samen werden ausgeschieden und so wachsen neue Bäume.
  • Die Zahl der eigenen wiederum legt fest, wieviel Früchte es gibt und die Früchte wiederum erhöhen die Zahl der Flughunde im eigenen Gebiet.

Bereits das beiliegende Begleitheft (1a!) machte klar: Dem Autoren geht es darum, Wissen über die Flughunde zu vermitteln.

Der Vorteil der Flughunde:

Diese verteilen die Samen von Früchten in einem weiten Umkreis. Während landgebundene Tierarten wie ein Affee die Samen im eigenen Wald verteilen (vielleicht max. 2 Kilometer entfernt), fliegen die Flughunde über relativ weite Gebiete (laut Begleitheft bis zu 75 Kilometern).

So können sie auch zur Aufforstung beitragen. Schade, wenn solche Flughunde wegen ihres bisschen Fleischs getötet und verzehrt werden.

Doch ich schweife ab - spielmechanisch ist das so umgesetzt, dass jeweils 3 Flughunde nach einem Zug "ausfliegen" können, um für den jeweiligen Spieler einen neuen Baum zu "pflanzen".

Am Ende gibt es Punkte für...

  • eigene Landschaften,
  • geschulte Familien,
  • Gold,
  • erreichte Werte auf dem Vorratstableau die Zahl der eigenen Flughunde
  • (die ersten 10 Flughunde bringen allerdings keine Punkte).

 

Ein Blick ins sehr informative Begleitheft. Quelle: Verlag

Mein Fazit:

Bereits nach dem Aufbau war klar - ein echter "Rosenberg", die Handschrift des Autoren ist klar erkennbar. Und wie zu erwarten sind die Mechanismen stimmig und auch Illustrationen und Material überzeugen. Bei mir kam allerdings etwas das Gefühl auf, dass sich der Autor zu sehr in das Thema "Flughunde" verliebt hat. Dadurch werden die Spieler/innen quasi spielmechanisch dazu gedrängt, zum Beispiel die eigenen Familien dazu zu schulen, Flughunde zu achten. Das wird dann mit einem Gold je geschulter Familie am Ende einer Runde belohnt. Ich hätte es besser gefunden, wenn - wie in der Wirklichkeit - die Spieler vor Dilematta gestellt würden. Gold gibt es eben nur, wenn - mit Umweltzerstörung - Gold gesucht wird und eben nicht für "geschulte Familien". Zudem wirkte in unserem Spiel die Strategie, zu Beginn verstärkt auf Ziegen zu setzen, als überlegen. Doch da ich bisher nur ein Spiel gespielt habe, kann ich mich da natürlich auch täuschen. Insgesamt eine solide Neuerscheinung des Erfolgsautoren - mir persönlich gefällt aber sein Klassiker "Agricola" besser.

Uwe Rosenberg: Atiwa

Mit herzlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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