Bayer und Monsanto: Das ist übel…

Dachverband Kritische Aktionäre

Bayer und Monsanto: Das ist übel…

Eine Sache, die ich nicht verstehe: Manchmal verpasse ich sehr knapp einen Anruf – ich gehe dran, doch unmittelbar davor wurde aufgelegt. Ich rufe dann manchmal umgehend zurück. Und obwohl dies wenige Sekunden nach dem Anruf passiert, geht dann dort niemand ans Telefon.

Eine weitere Sache, die ich nicht verstehe: Wieso hat Bayer bloß Monsanto übernommen?

Wieso ich darauf komme - Sie haben es bestimmt mitbekommen:

In den USA ist Monsanto dazu verdonnert worden, einem schwer krebskranken ehemaligen Hausmeister Schadensersatz in Millionenhöhe zu zahlen. Insgesamt soll Monsanto demnach 289 Mio. Dollar zahlen.

Eine Entscheidung der Jury (keine Wissenschaftler!)

Die Jury war demnach der Ansicht, dass Monsanto die Nutzer der Unkraut-Vernichtungsmittel "Roundup"  und "RangerPro" mit enthaltenem Glyphosat vor den Risiken hätte warnen sollen.

Ich berufe mich dabei auf einen BBC-Artikel. Da hieß es sinngemäß: Bayer und Monasanto arbeiten unabhängig voneinander - so Bayer. Bayer sei zuversichtlich, dass Glyphosat keinen Krebs verursache, wenn es gemäß den Hinweisen angewendet werden.

Die Höhe des Schadensersatzes ist natürlich wieder einmal "typisch USA", 289 Mio. Dollar Schadensersatz! Doch unabhängig von der Höhe gilt für den Kläger - das letzte Hemd hat keine Taschen.

Der 46jährige Kläger (Vater von 3 Kindern) soll inzwischen Krebs im Endstadium haben und seine Frau gab einem Artikel in "The Guardian" zufolge zu Protokoll, dass sie zwei Jobs habe, damit sie die Medikamente bezahlen können.

Dem Beitrag zufolge begann er 2012 damit, die genannten Unkraut-Vernichtungsmittel auf dem Schulgelände anzuwenden, manchmal mehrere Stunden pro Tag. Er hätte das niemals getan, wenn er gewusst hätte, was das für Auswirkungen haben könnte. Monsanto solle diese Mittel nicht in der Nähe von Schulkindern zulassen.

Nun kann ich natürlich nicht beurteilen, ob Glyphosat wirklich solche Schäden hervorrufen kann. In dem Artikel jedenfalls ist die Rede davon, dass die Kläger u.a. Emails von Monsanto-Vorständen als Beweis vorlegten, worin vorteilhafte wissenschaftliche Analysen angestrebt wurden und Warnungen von Experten wiederholt ignoriert wurden.

Hier halte ich kurz inne und gehe auf die Internetseite der Bayer AG. Denn, nicht vergessen: Monsanto ist inzwischen eine 100%ige Tochter von Bayer!

Und bei Bayer finden sich im Punkt "Ethik-Charta" diese Worte, ich zitiere:

"Wir bekennen uns zum Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und verpflichten uns, ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln – und erwarten das auch von unseren Partnern."

Quelle: https://www.bayer.de/de/unsere-werte.aspx

Wie gesagt: Monsanto gehört nun zum Bayer-Konzern.

Warum hat Bayer bloß so ein Unternehmen für Monsanto übernommen und dafür über 60 Mrd. Dollar bezahlt! Ich hatte mich schon damals gefragt, wie man sich den Ruf so verhunzen kann. Ich mochte die Bayer Aktie grundsätzlich. Im Bereich "Pharmaceuticals" wird z.B. an Medikamenten gegen Krebs geforscht. Und wer hat nicht schon einmal eine Aspirin (= Bereich "Consumer Health") genommen?

Aber nach der Übernahme von Monsanto sehe ich das inzwischen völlig anders. Auch wirtschaftlich ist das jüngste Urteil für Bayer im Grunde ein Fiasko. Denn laut BBC World soll es noch ca. 5.000 ähnliche Kläger gegen Monsanto geben. Na Prost Mahlzeit. Wie gesagt: Monsanto gehört nun zu 100% Bayer.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich der Bayer-Vorstand für die anstehende Übernahme von Monsanto auf der Hauptversammlung hat beklatschen lassen. Ich war auch vor Ort - und wenn ich mutiger gewesen wäre, hätte ich da laut gebuht.

Ich habe gerade meine Unterlagen von damals = Mai 2018 herausgeholt und zitiere daraus noch ein wenig:

Zum Thema Übernahme von Monsanto. Da wurden von Bayer viele Worthülsen verwendet, und Bayer stehe laut dem Vorstandsvorsitzenden „für höchste ethische, ökologische und soziale Standards“. Nun, Monsanto wohl kaum.

Ich lauschte der Rede des Bayer-Vorstandsvorsitzenden und fragte mich, ob er sich eigentlich bewusst ist, was für ein mieses Image Monsanto gerade in den Emerging Markets hat. In diversen Regionen Afrikas gilt Monsanto als geradezu dämonisch böse, und am Vortag war ich bei einer Diskussionsrunde zu dem Thema, bei dem auch die indische Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva gesprochen hatte.

Diese stellte die These auf, dass von 1995 bis heute ca. 300.000 indische Bauern durch Syngenta und Monsanto in den Selbstmord getrieben worden sind. Denn deren Saatgut muss Jahr für Jahr neu gekauft werden und hat viele indische Bauern in die Schuldenfalle getrieben.

Ich kenne da die Details nicht, doch die eingespielten Filmausschnitte von Demonstrationen zeigten, dass dort durchaus Massen von Menschen eine unglaubliche Wut auf Monsanto haben.

Tja, und das könnte sich dann nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer auf Bayer übertragen. So kann man sich auch den Ruf verhunzen.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

"Im Zweifelsfalle lass die Hände davon." - Augustinus von Hippo (354 - 430)

Ich grüße Sie herzlich mit den besten Wünschen für Gesundheit, Arbeit und Wohlergehen!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Quellen: BBC Artikel

The Guardian Beitrag

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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