Jane McGonigal: Bereit für die Zukunft

Jane McGonigal: Bereit für die Zukunft

Gerade habe ich mir die aktuelle Version des "Global Risks Reports" des Weltwirtschaftsforums heruntergeladen. Das können auch Sie, unter diesem Link finden sie die entsprechende PDF-Datei frei zugänglich.

Ich möchte diesen Bericht gleich durchgehen, um mögliche Krisen zu erkennen, bevor sie eintreffen.

Anlass dazu gab mir die Lektüre dieser - wie ich finde - höchst interessanten Neuerscheinung:

Jane McGonigal: Bereit für die Zukunft

Die Autorin ist Spieleentwicklerin und Zukunftsforscherin und dieses Buch hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.

Jane McGonigal erreichte eine gewisse Berühmtheit, nachdem sie 2008 eine Prognose-Simulation namnes "Superstruct" entwickelte. In dieser Prognose schilderte sie die Auswirkungen einer Pandemie im Hinblick auf wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche und emotionale Konsequenzen. Dabei nahm sie viele der dann tatsächlich gesehenen Entwicklungen (inklusive Maskentragen, "soziale Distanz" etc.) vorweg.

Das Besondere: Sie verlegte den Zeitpunkt dieser Prognose im Jahr 2008/2009 auf Ende 2019. Und wenige Monate später trat dann ja bekanntlich wirklich das ein, was Jane McGonigal prognostiziert hatte...

Sie räumt freimütig ein, dass das genaue "Timing" natürlich Zufall war.

Aber sie hatte die Augen aufgemacht und die Zeichen an der Wand gesehen,...dass eine weltweite Atemwegsinfektion durchaus zu den wahrscheinlichen Szenarien für das kommende Jahrzehnt gehörte.

Und was ich besonders interessant fand: Die Teilnehmer/innen der damaligen Studie hatten sich 2008/2009 bereits mit diesem Szenario und möglichen Lösungen etc. pp. beschäftigt.

Als die Pandemie dann tatsächlich eintrat, erhielt die Autorin laut eigenen Angaben von diesen früheren Studien-Teilnehmern/innen Zuschriften der Art: Kam mir alles bekannt vor, kein größeres Problem, ich fühlte mich gut vorbereitet und wusste, was zu tun ist.

Das ist eine der Kernbotschaften des Buchs: Wer sich mögliche Ereignisse in der Zukunft bereits vorher gedanklich vorstellt, der reagiert deutlich besser, wenn es dann wirklich so weit ist. Denn das Gehirn erinnert sich an eine "Vorstellung" durchaus vergleichbar wie an ein "tatsächliches Ereignis".

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis. Quelle: Verlag

Die Autorin gibt wertvolle und wie ich finde äußerst spannende Einblicke in den Alltag einer Zukunftsforscherin.

Da geht es zum Beispiel darum, "Zeichen der Zukunft" im Alltag zu erkennen. Dabei gilt es, mit offenen Augen und gesundem Menschenverstand durchs Leben zu gehen.

Sie nennt ein anschauliches Beispiel dafür:

Beim Besuch eines Nationalparks sah sie ein Hinweisschild "Drohnen verboten". Das nahm sie als Hinweis darauf, dass sich Drohnen offensichtlich verstärkt verbreiten. Sie recherchierte dazu und kam zu Schlussfolgerungen im Hinblick auf Dinge wie "Amazon wird verstärkt Waren mit Drohnen ausliefern", werden wir verstärkt überwacht? Oder werden im Gegenteil Menschenrechtsverletzungen öffentlich - was sie zu verhindern hilft?

Die Autorin weist auch auf die interessante Funktionsweise unseres Gehirns hin. Wenn wir uns heute vorstellen sollen, wie wir heute in exakt einem Jahr aufwachen, dann stellt sich das Gehirn üblicherweise uns als "Ich" vor.

Doch wenn die gleiche Frage mit Zeitpunkt exakt 10 Jahre später gestellt wird, dann stellt sich das Gehirn tendenziell eher uns als "dritte Person" vor. Sprich: Wir beobachten gedanklich, wie wir dann sein werden.

Ihre Schlussfolgerung: Ab und zu einen Zeitpunkt im persönlichen Leben in 10 Jahren vorstellen.

Es geht hier gar nicht darum, konkrete Ereignisse genau zu prognostizieren, weil das natürlich unmöglich ist. Und als Anhänger von Nassim Taleb und seinem "Schwarzen Schwan" weiß ich, dass - gerade an der Börse! - völlig unvorhergesehene Ereignisse vorkommen können.

Wie heißt es so schön: Der Mensch denkt, Gott lenkt...der Mensch dachte, Gott lachte...

Aber auch, wenn die Prognosen von Jane McGonigal gar nicht eintreffen werden: Es regt den Geist an, sich mögliche "Zukünfte" vorzustellen und gedanklich vorbereitet zu sein. Es geht da auch um Dinge wie zunehmende Abschaffung von Bargeld etc. pp.

Für mich eine sehr wertvolle Lektüre, da sie bei mir sowohl Neugier als auch Resilienz förderte - wofür ich der Autorin dankbar bin. Zudem schreibt sie gut lesbar und mit vielen anschaulichen Beispielen aus ihrem Privat- und Arbeitsleben.

Klare Leseempfehlung meinerseits für:

Jane McGonigal: Bereit für die Zukunft

Eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Ausdrückliches Kompliment auch an den Übersetzer (Originalausgabe ist in amerikanischem Englisch) Jürgen Neubauer.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

P.S.: Noch eine Kleinigkeit - die Verlinkungen des Buches führen zu Amazon. Ich finde, dort lässt sich komfortabel ein erster Eindruck zu einem Buch erlangen. Ich würde mich aber dennoch freuen, wenn Sie ein Buch lieber bei Ihrem Buchhändler/in vor Ort bestellen. Gerade der lokale Einzelhandel sollte doch gestärkt werden...ich möchte jedenfalls nicht in Innenstädten flanieren, in denen Smartphone-Läden, Shisha-Bars und 1-Euro-Shops dominieren...

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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