Bier, Geschichte und Aktien

Bier, Geschichte und Aktien

Gerade habe ich ein Buch gelesen, das gleich drei meiner Lieblings-Themen verbindet: Bier, Geschichte und Aktien. Konkret geht es um die englischsprachige Publikation mit dem etwas sperrigen Titel:

"Breweries, Politics and Identity: The History behind Namibian beer"

Hier meine Anmerkungen:

Neulich habe ich noch in Namibia ein im Lande hergestelltes Bier getrunken. Die dortige größte Brauerei (Namibian Breweries) habe ich mir als mögliches Investment angeschaut, denn es handelt sich um eine Aktiengesellschaft. Ich war deshalb auch bei der Hauptversammlung des Unternehmens, sprach mit einem Vorstandsmitglied und natürlich - welches Opfer - habe ich einige Biere des Unternehmens probiert.

Da ich bei einem Unternehmen gerne einen etwas breit gefächerten Blick habe und nicht nur auf die reinen Finanzkennzahlen schaue, bin ich auf dieses interessante Buch des Niederländers Tycho van der Hoog gestoßen:

"Breweries, Politics and Identity: The History behind Namibian beer"

Gute alte Zeit? Ein Bild aus dem Buch

Denn van der Hoog beschäftigt sich mit der Geschichte des Biers in Namibia in etwa seit Beginn der deutschen Kolonialzeit. Dabei stellt er zunächst klar, dass es schon davor traditionelle Biere gab, welche zum Beispiel die Volksgruppe der Owambo braute (mit lokalen Zutaten, natürlich nicht nach deutschem Reinheitsgebot).

Als deutsche Siedler und Beamte im Land eintrafen, hatten diese wenig überraschend Bierdurst - nicht verwunderlich in einem Land, das zu einem bedeutenden Teil aus Wüste oder Savanne besteht.

Zunächst wurde Bier aus Deutschland importiert, doch das war natürlich aufgrund der Entfernung mit beachtlichen Kosten verbunden.

Deshalb entwickelten sich bald im Land eigene Brauereien.

Der Autor versteht es, bemerkenswert recherchierte Fakten gut aufzubereiten und teilweise mit einem Augenzwinkern zu präsentieren. Ein Beispiel dafür ist das Kapitel "The Beer War", in dem es um die Konkurrenz zwischen der Kronen Bräuerei und der Felsenkeller Brauerei geht. Die beiden Unternehmen bzw. deren Management waren sich nicht grün.

Aus Sicht der Verbraucher war das insofern erfreulich, als dass es zu unterhaltsamen Werbekampagnen kam, in denen sich die beiden Brauereien gegenseitig auf die Schippe nahmen. Köstlich.

Hier die Mitarbeiter einer der beiden geannten Brauereien, der "Felensekeller Brauerei" in Omaruru. Quelle: Verlag

Ich selbst habe in meinem privaten Archiv auch noch eine ca. 100 Jahre alte Werbung dieses Unternehmens gefunden:

Und weil es so schön ist, noch eine alte Werbung aus der damaligen Zeit in Deutsch-Südwestafrika (habe ich in einer alten Zeitung der 1920er gefunden):

Interessant die weitere Entwicklung. Hier weckte das Buch Hochachtung meinerseits vor zwei Herren namens Hermann Ohlthaver und Carl List, die aus Deutschland einwanderten und ab 1919 im damaligen Mandatsgebiet Südwest-Afrika ein Firmenimperium aufbauten.

Sie kauften die kleineren Brauereien auf, bezahlt wurde teilweise mit eigenen Aktien, wie der Autor erläutert. Interessanterweise spielte dabei auch die Frau von Carl List eine wichtige Rolle - in der damaligen Zeit nicht unbedingt üblich.

Die Brauereien nahmen eine weitere wechselvolle Geschichte. Konkurrenzdruck aus Südafrika, Auswirkungen der Apartheid ("Eingeborene" durften zwischenzeitlich kein Bier kaufen etc. pp.) und dann die Unabhängigkeit 1990 - all das spielt hier mit hinein. Und zeigt letztlich, dass auch beim Betrachten einer Aktiengesellschaft die Zeitgeschichte eine beachtliche Rolle spielen kann.

Den Autor merke ich mir - er steht bei mir ab sofort für akkurate Recherche, gute Lesbarkeit und feinen Sinn für Humor:

Tycho van der Hoog: Breweries, Politics And Identity: The History Behind Namibian Beer

Angenehme Lektüre und ggf. zum Wohl beim Genuss eines dazu passenden Bieres,

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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