Rezension: Biohacking fürs Gehirn
Da ich im Bekanntenkreis zwei Personen mit "Parkinson"-Erkrankung habe, geriet das Thema in mein Blickfeld. Da ich mich grundsätzlich für gesundheitliche Themen interessiere...
...aber medizinischer Laie bin, schaue ich mir gerne Bücher wie die Neuerscheinung "Biohacking fürs Gehirn" an.
Denn Bücher wie dieses richten sich an medizinische Laien wie mich, sind allerdings von medizinischen Kapazitäten geschrieben und bieten deshalb Informationen und Nutzwert - das aber eben verständlich geschrieben. So lassen sie sich auch nach einem anstrengenden Tag noch entspannt mit einem Glas Rotwein lesen.
Im Hinblick auf die Gesundheit des Gehirns nennt die Autoren zum einen den Punkt Stressfaktoren. Gewisser Stress kann sogar gut sein - trainiert, beflügelt, weckt Reserven...
Doch länger andauernde Stressphasen sind nicht gesund.
Kennt man ja, "mentaler, emotionaler und körperlicher Stress". Aktien fallen, Nacken verspannt, Partner/in geht, und vielleicht noch schlimmer: er/sie nimmt den Hund mit.
Die Autorin nennt aber auch einen Stressfaktor, den ich bisher ziemlich ausgeblendet habe:
Stress durch elektromagnetische Felder (EMF)
Gewiss, die Hersteller von Smartphones etc. vertreten die Ansicht, dass die niedrige Strahlung ihrer Geräte harmlos sei.
Doch wenn eine Neurowissenschaftlerin wie die Autorin des Buches die Ansicht vertritt, dass EMF die Reizschwelle des Gehirns herabstzen und dafür sorgen können, dass die Neuronen schneller feuern, dann ließ mich das aufhorchen. Es gibt laut ihr Hinweise darauf, dass EMF den Schlafzyklus sowie "Energielevel des Körpers" stören.
Was tun, sprach Zeus? Nicht mehr telefonieren, WLAN abstellen, Mikrowelle nicht mehr nutzen?
Nicht praktikabel. Habe mich zu sehr an die Vorteile unserer Zivilisaton gewöhnt (Schande auf mein Haupt?).
Ich selbst bin nach der Lektüre des Buches der Ansicht, wer weiß was da dran ist. Und schaue, dass ich EMF da verringern kann, wo das relativ problemlos möglich ist. Beispiel das Smartphone auf dem Nachtschrank: Das muss ja nicht nur auf lautlos gestellt sein - sondern es lässt sich ja auch komplett ausschalten. Ebenso das WLAN. Warum muss das nachts anbleiben, wenn eh geschlafen wird? Aus mit dem Modem, das spart ja auch Strom.
Ob es was bringt im Hinblick auf das Gehirn, weiß ich nicht. Aber die geschilderten Maßnahmen schaden eben auch nicht und insofern führe zumindest ich sie nun durch.
Quelle: Verlagsangaben
Kurz zum Titel der Neuerscheinung: Mit "Biohacking" wird die Selbstoptimierung der Lebensgewohnheiten und Ernährung bezeichnet, hier konkret auf das Thema Gehirn bezogen. Die Autorin behandelt genau diese Themen und nennt auch "Brain-Workouts" (Gehirnübungen...) sowie Entspannungstechniken. Praktikable Dinge, wie mal als Rechtshänder mit der linken Hand zu schreiben versuchen oder einen Umweg ins Büro gehen und Blaubeeren essen. Das übergeordnete Ziel, ich zitiere den Verlag:
Etwas Gutes für die eigene kognitive Gesundheit zu tun
Glaubwürdigkeit erhält Dr. Willeumier in meinen Augen dadurch, dass sie in der Praxis mit Football-Spielern (NFL) zusammengearbeitet hat, die nach Gehirnerschütterungen etc. bei ihr in Behandlung waren. Und wenn Menschen mit Hirnverletzungen von ihrer Arbeit im Hinblick auf "Biohacking" profitieren können (Menschen, die beim Football fortlaufend leichte bis mittlere Kopfverletzungen erlitten), dann auch "Normalsterbliche" wie wir.
Wenn ich die Vorteile des Buches mit drei Worten beschreiben soll, würde ich diese drei Worte nehmen: Nutzwert, Nutzwert, Nutzwert.
Denn die Autorin schafft es, auch für medizinische Laien wie mich verständlich Themen rund um den Bereich Gehirngesundheit aufzubereiten. Dabei geht sie gelegentlich Umwege, die nicht unbedingt zur Sache gehören - Auto-Analogien, Anekdoten zu ihrem Verlobten, solche Dinge.
Das mag man als Abschweifen abtun, und das ist es auch. Es hat aber den Vorteil, dass sich das Buch zumindest ab und zu mit einem Lächeln im Gesicht lesen lässt. Und das ist doch schon ein Wert für sich, finde ich.
Insgesamt ein klares Daumen hoch meinerseits für:
Dr. Kristen Willeumier: Biohacking fürs Gehirn
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt