Rezension: Sapiens – Das Spiel der Welten

Rezension: Sapiens – Das Spiel der Welten

Darauf habe ich gewartet: Neulich ist (endlich) der dritte Teil der großartigen (wie ich finde) Reihe "Sapiens" erschienen.

Es handelt sich dabei um eine "Graphic Novel" Umsetzung des Weltbeststellers "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari.

Den Autoren schätze ich seit Jahren als hellen Kopf, der mich mit seinen Thesen bereits...

...des Öfteren zum Nachdenken brachte und mir intellektuellen Lesegenuss bescherte.

Das Besondere an der Reihe "Sapiens" ist die Umsetzung als Comic bzw. neudeutsch "Graphic Novel". Dieser Anglizismus soll zum Ausdruck bringen, dass es sich um keinen Comic für Kinder handelt, sondern um anspruchsvolle Lesekost - aber durchaus aufgelockert dargestellt durch die graphische Darstellung. Und nicht nur durch diese:

Die beiden Illustratoren Daniel Casanave und David Vandermeulen schaffen es auch im dritten Band der Reihe, durch ihren Zeichenstil und ihren teilweise schrägen Humor in der Darstellung ein Lächeln auf die Gesichter der Leser/innen zu zaubern.

Inhaltlich ist natürlich wieder der Historiker und Autor Yuval Noah Hariri verantwortlich, der in der "Graphic Novel" auch selbst wieder auftritt.

Diesmal geht es um die große Frage: Wie wird Geschichte "gemacht"? Oder, wie es im Buch heißt: Wer ist der "Master of History"?

Diese Frage ist durchaus nicht neu. Beispiel Zweiter Weltkrieg: Sind es Persönlichkeiten, welche Geschichte machen? (Also ohne Hitler wäre das alles nicht möglich gewesen?). Oder sind es gesamtwirtschaftliche/soziologische Entwicklungen? Sind es Zwangsläufigkeiten, z.B. durch ökonomische Zwänge vorgegeben? Dann hätte es auch ohne eine Persönlichkeit wie Hitler den Zweiten Weltkrieg geben können...

Hariri wäre nicht Hariri, wenn er im Konzept der "Graphic Novel"-Umsetzung der Beantwortung dieser Frage nicht ungewöhnliche Wege gehen würde.

Genau das tut er: Die Rahmenhandlung ist eine Fernseh-Show in der Gegenwart, in der genau diese Frage geklärt werden soll. Eine charismatische bis etwas nervige Moderatorin hat dazu mehrere Kandidaten eingeladen, die sich vorstellen und erläutern sollen, warum sie jeweils "Master of History" sind.

Da ist zum Beispiel Mister Zufall. Er erläutert zu Beginn durchaus einleuchtend, dass er es war, der die Geschichte schrieb. Ob die Anhänger von Jesus oder die von Zarathustra zur Weltreligion wurden - reiner Zufall laut ihm. Er unterscheidet zwischen "Chaos 1. Ordnung" und "Chaos 2. Ordnung".

  1. Ersteres ist zum Beispiel das Wetter, es reagiert nicht auf Vorhersagen über sich selbst.
  2. "Chaos 2. Ordnung" reagiert allerdings auf Vorhersagen über sich selbst - und damit sind wir beim Thema Börse. Denn wenn z.B. der Ölpreis als "Chaos 2. Ordnung" gesehen wird und Algorithmen voraussagen, dass der Ölpreis steigen wird, dann werden technisch orientierte Händler umgehend kaufen und den Ölpreis genau dadurch steigen lassen.

Es treten weitere Kandidaten auf, wie "Lady Empire". Diese vertritt die These, dass Imperien in der Geschichte - bei allen Nachteilen - letztlich einen einigenden Effekt auf die Menschheit hatten. Sie seien die treibende Kraft der Geschichte gewesen, von kleinen Stämmen in der Steinzeit bis hin zu Wirtschafträumen wie der Europäischen Union. Oder in den Worten von "Lady Empire":

Aber Imperien haben den Lauf der Geschichte gelenkt, und sie haben uns geprägt. Seit Jahrtausenden bewegt sich die Geschichte in Richtung einer immer größeren menschlichen Einheit.

Dann ist da noch "Mr. Dollar", der die These vertritt, dass Währungen die Menschheit mehr verbunden haben als Imperien oder Religion. Sogar Osame bin Laden nutzte gerne den US-Dollar, und sich sonst nicht vertrauende Menschen können zusammenarbeiten, durch die Macht des Geldes. Das sei der "Master of History".

Es gibt weitere Kandidaten, wie die Religion,...

Die Jury wiederum besteht aus 4 Kandidaten und in der Graphic Novel können diese durch die Zeit reisen, um die Thesen zu prüfen. Faszinierend, würde Mr. Spock sagen.

Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, wie ich den Aussagen eines Kandidaten innerlich zustimmte - und dann regelrecht zusammensackte, als ein Jury-Mitglied diese Aussagen "zerlegte".

Um hier nicht zu viel zu verraten: Es bleibt spannend, wer am Ende gewinnt!

Und das Buch kann ich natürlich nur denjenigen unter Ihnen empfehlen, die grundsätzlich an Geschichte interessiert sind und einen Sinn für einen gewissen schrägen Humor haben.

Ob das Buch etwas für Sie ist, können Sie vielleicht durch einen Blick in eine Leseprobe entscheiden:

Bei Interesse finden Sie eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei unter diesem Link.

Von mir jedenfalls ein ganz klares Daumen hoch für:

Yuval Noh Harari: Sapiens - Das Spiel der Welten

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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