Die Bekehrung der Welt

Die Bekehrung der Welt

"Die Bekehrung der Welt" - das ist nicht etwa meine selbst gesteckte Aufgabe für den Rest des Jahres, sondern der Titel einer neuen Publikation des von mir sehr geschätzten C.H.Beck Verlags. Der Titel ist da Programm: "Eine Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit".

Spätestens, nachdem der christliche Missionar Pater Gerhard zu mir Kontakt aufgenommen hatte, interessiert mich die Thematik. Erst neulich habe ich z.B. in den über 100 Jahre alten Berichten eines Missionars aus Afrika an seine Zentrale gelesen, teilweise recht interessant (teilweise auch nicht).

Die vorliegende Neuerscheinung hat den Anspruch, einen wissenschaftlichen Überblick über die Geschichte der christlichen Mission zu geben.

Deshalb finde ich es treffend, dass der Autor (Bernhard Maier) an der Universität Tübingen Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte lehrt.

Ein Mann vom Fach sozusagen - ohne selbst Missionar zu sein, was wiederum die Objektivität beeinträchtigen könnte.

Denn beim Thema christliche Mission behagt mir weder die Verherrlichung der christlichen Mission als auch ignorante Polemik gegen selbige.

Denn ich bin zwar nah dran zu sagen, dass es unter den christlichen Missionaren Heilige gab und gibt, die ihr Leben ganz im Sinne der christlichen Nächstenliebe zum Beispiel jahrelang den Ärmsten der Armen in einem Land wie Malawi verschrieben haben.

Und natürlich gab und vielleicht gibt es auch "schwarze Schafe"...denn wir sind ja alle nur Menschen, nicht wahr? Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Der Autor von "Die Bekehrung der Welt" hat sich entschlossen, das Buch in Bezug auf Regionen zu strukturieren. Und das finde ich gelungen.

Denn so sind die einzelnen Kapitel zu den Regionen überschaubar und vermitteln dennoch eine Fülle an Informationen, dass ich einige Male die Lektüre unterbrach, um gewisse Begriffe bei Wikipedia nachzulesen.

Aus dem Inhaltsverzeichnis. Quelle: Verlag

Zu jeder Region gibt der Autor einen Überblick üblicherweise von Beginn der Frühen Neuzeit an bis in Richtung Gegenwart.

Natürlich nimmt der amerikanische Kontinent da größeren Raum ein als zum Beispiel das Kapitel "Im hohen Norden" mit vielleicht 20 Seiten. Aber auch Letzteres fand ich interessant, teilweise sogar besonders interessant, da für mich "Neuland".

Oder wussten Sie, dass es in Alaska - als es zum Russischen Zarenreich gehörte - russisch-orthodoxe Missionare gab? Deshalb gibt es heute noch unter den dortigen Inuit einen signifikanten Anteil, welcher christlich-orthodox ist. Faszinierend, wie Mr. Spock sagen würde.

In dem Fall erwähnt der Autor zum Beispiel, dass besagte russische Missionare "schon bald in Konflikt mit den Vertretern der russischen Handelsgesellschaft" (gerieten), da

sie deren Lebensweise und schlechte Behandlung der indigenen Bevölkerung scharf kritisierten und den staatlichen Behörden Bericht darüber erstatteten.

Dieses Muster taucht öfter auf - auch in anderen Jahrhunderten und anderen Regionen. Beispielsweise in Südamerika, wo Missionare der Jesuiten für die bessere Behandlung von Indianern eingetreten sind.

Auch in Südwest-Afrika standen manche Missionare in starker Kritik durch die kolonialen Siedler vor Ort - eben weil diese Missionare für die Rechte der indigenen Bevölkerung eintraten.

Wenn ein "Eingeborener" getauft war, dann war diese/r für einen Missionar üblicherweise ebenso wertvoll als Mensch wie ein europäischer Christ. Eine Einstellung, die ich absolut begrüßenswert finde.

Das Buch selbst finde ich als interessierter Laie, welcher die großen historischen Entwicklungen kennt, gut verständlich und aus meiner Sicht ist es äußerst interessant.

Einige Male dachte ich mir, hier liegt "information overload" vor. Denn wie jetzt der Metropolit von Moskau hieß, der 1383 einen Missionar auf die Kola-Halbinsel im Weißen Meer schickte, tangiert mich eher peripher, um es einmal so auszudrücken.

Interessant finde ich hingegen Informationen, dass dort auch die Geopolitik mit hineinspielte - denn auch Schweden/Norwegen waren an dieser Region interessiert und manchmal gab es dann auch aus geopolitischen Gründen einen Wettstreit zwischen Missionaren verschiedener Konfessionen.

Was mir auch auffiel: In zahlreichen Fällen waren es Missionare, welche von indigenen Völkern deren Sprache überhaupt verschriftlichten. Und zwar deshalb, weil sie die Heilige Schrift in deren Sprache veröffentlichen wollten. Dazu haben sie dann erstmal deren Sprache gelernt und sich intensiv auch mit deren Kultur beschäftigt. So erwarten sich manche Missionare auch und gerade am Hof des chinesischen Kaisers hohes Ansehen.

Diese frühen Missionäre sind meinem Eindruck zufolge nicht nur von ihrem Glauben, sondern auch von einer Neugier und durchaus offenem Blick für andere Kulturen angetrieben worden.

Das Buch ist natürlich nur ein Überblick, anders geht es bei der Thematik gar nicht - aber ein aus meiner Sicht sehr guter:

Bernhard Maier: Die Bekehrung der Welt. Eine Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr
Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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